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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Ohnefalsch-Richter, Max: Cyprische Vase aus Athienu
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0093

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CYPRISCHE VASE AUS ATHIENU.

(Tafel 8.)

Die auf Taf. 8 im Mafsstabe von etwas unter s/3 wiedergegebene Vase ist
im Besitze des kunstsinnigen Directors der Schulen zu Levkosia Evstathios Kon-
stantinidis. Derselbe kaufte die Vase von dem Finder, einem Bauern in Athienu,
und es darf als gesichert betrachtet werden, dafs sie in einer dortigen Nekropole
gefunden ist, aus welcher auch sonst noch zahlreiche Gefäfse stammen, welche
zum Theil mit Streifen und concentrischen Ringen, zum Theil mit vegetabilischen
Motiven wie Lotos und Palme bemalt sind; öfters sind diese Pflanzenornamente
mit dem an die rhodischen Vasen erinnernden P'lechtband verbunden. Ich gebe
im Folgenden eine Besprechung, deren Redaktion sich mein Freund Herr Dr. F.
Dümmler unterzogen hat.

Nach den Analogien aus anderen Nekropolen bei Centralpunkten des phöni-
kischen Lebens auf der Insel haben wir ein Recht diese Vasen als phönikisch zu
bezeichnen, wenn wir uns bewufst bleiben, dafs bei der empfänglichen und mehr
technisch wie künstlerisch beanlagten Natur der Phöniker dies kein einheitlicher
Begriff ist, sondern sich mannigfaltig local modificirt und fremde Einfliisse keines-
wegs ausschliefst. Es ist aber sicher, dafs auf Cypern hauptsächlich Phöniker die
Träger dieser bestimmten Kunsttibung sind, während sie z. B. in Rhodos auf ganz
anderen Bahnen zu wandeln scheinen.

Die vorliegende Vase ist 0,296 Meter hoch; sie ist aus dem diese Vasen-
classe charakterisirenden feingeschlämmten grauweifsen matten Thon gefertigt und
sorgfältig auf der Scheibe gedreht. Die gleiche Form — ovaler Bauch mit
kurzem, zum Ausgufs etwas zusammengedrückten und mit dem Bauch durch einen
kurzen Henkel verbundenen Halse •— findet sich noch mehrfach bei cyprischen
Vasen, welche auch sonst Berührungspunkte darbieten. Zu vergleichen sind die
Vasen bei Cesnola Cypms S. 55 (— Perrot et Chipiez III No. 518 S. 706), S. 333
pl. XLVI No. 38. 39 (38 = Perrot a. a. O. S. 701 No. 510), Perrot S. 709 No. 521;
verwandt ist auch No. 511.

Zur Bemalung der Vase sind aufser Schwarz zwei verschiedene Arten von
Roth angewendet: am Oberkörper des Mannes und an der gröfseren Lotosblume
ein mehr ins Gelbliche spielendes, am Unterkörper und der kleineren Blüthe ein
saftigeres, mehr ins Violette iibergehendes. Am Halse der Vase befindet sich ein
rostrother Horizontalstreifen zwischen zwei schwarzen, am Fufsende ein einzelner
violettrother Streifen; am Llenkel sind zwischen zwei schwarzen Vertikalstreifen
zahlreiche kleinere Horizontalstreifen derselben Farbe, ein spitz zulaufender schwarzer
Vertikalstreifen setzt unter dem Henkel an.
 
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