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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Malʹmberg, Vladimir Konstantinovič: Über zwei Figuren aus dem Weihgeschenke des Attalos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0229

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Malmberg, Attalisches Weihgesclrenk.

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die Figur aufrecht denkt — sind am Rande der Öffnung breiter und gehen dann
spitz zu, als wenn in die runden Wunden nach zwei Seiten hin noch Einschnitte mit
einem Messer gemacht seien. Dafs weder Schwert noch Schleuderkugel eine solche
Wunde hervorbringen kann, ist klar. Gegen die Annahme von Pfeilen spricht aber
nicht nur das genaue Gegenüberliegen der Wunden, da ja nicht zu glauben ist, dafs
ein Pfeil zu einer Seite hinein- und zur anderen hinausgegangen sein könnte, son-
dern auch ihre Gröfse: bei halber natürlicher Gröfse der Statuen beträgt nämlich
die runde Öffnung beim Jünglinge 0,016 m, die ganze Wunde von einem Ende des
Einschnittes bis zum anderen 0,038 m5. Unzweifelhaft kann die Waffe, welche diese
Wunden verursacht hat, nur eine Lanze gewesen sein. In der Wirklichkeit freilich
würde sich nach dem Herausziehen der Lanze die Wunde mehr oder weniger zu-
sammenziehen; der Künstler hat also entweder eine kleine Ungenauigkeit begangen
oder sich die Lanze noch in der Wunde steckend gedacht. Den Vorgang haben
wir uns ungefähr so vorzustellen, dafs den Augenblick, wo der Jüngling seinen
rechten Arm gegen einen P'eind hob, ein anderer benutzte, um ihm von der rechten
unbeschützten Seite die Lanze durch den Leib zu rennen. Dafs derjenige, welcher
ihn durchbohrte, zu Fufs war, folgt daraus, dafs beide Öffnungen in gleicher Höhe
sich befinden, und zwar entspricht ihre Höhe derjenigen der eingelegten Lanze
eines Fufskämpfers. Dafs der Stofs von rechts nach links ging, ergiebt sich daraus,
dafs die Figur, obwohl sie auf dem Rücken liegt, doch eine entschiedene Wendung
nach links nimmt.

Wenden wir uns jetzt zu unserer zweiten Figur. Hier sind die beiden
Öffnungen nicht in gleicher Höhe: die eine befindet sich auf der linken Seite,
ziemlich nach vorn, dicht an den Rippen, ähnlich wie beim Jüngling; die andere
in der Gegend des rechten Schulterblattes. Die Abbildung bei Overbeck (Plastik II3
Fig. 124,9) ist ganz unrichtig, da hier die Wunde wie von einem Schwertstiche her-
rührend gegeben ist; aber auch die beste Abbildung, die der Monumenti, ist hierin
ungenau, da auch sie die Einschnitte an der runden Öffnung fortläfst. Freilich sind
auch am Abgufs die Einschnitte an dieser Figur weniger deutlich als an der an-
deren; das erklärt sich aber sehr leicht aus der fast sitzenden Stellung, in
welcher, da die Einschnitte wie beim Jüngling senkrecht laufen, der untere von dem
plastisch angegebenen Blute zum Theil verdeckt wird. Die oberen Einschnitte sind
aber auch an dieser Figur gar nicht zu verkennen6. Merkwürdig bleibt es, dafs nur
Finati7 bei clieser Figur an einen Lanzenstich gedacht hat, während andere nur von
einer »runden« oder »grofsen und stark blutenden« Wunde sprechen; nur Bellieure8
sagt: »Aliiis, qui in cictu cadendi est, confossum habet corpus a mamilla smistra trans

D) Das Mafs von 0,038 bezieht sich nur auf die
Wunde an der r. Seite, die 1. mifst 0,016: 0,032;
doch ist die r. Seite gestreckt, clie 1. zusammen-
gedrückt.

6) Die Öffnung an der 1. gedrückten Seite ist bei
dieser Figur 0,016—19 m, mit dem oberen Ein-

schnitte = 0,03, auf der gereckten r. Seite -
0,018 und 0,032 m.

?) Mus. Borb. IX tav. 24: »no sapremmo determi-
nare se da lancia 0 da qiiale altra arma sia stata
prodotta«.

8) Bei Klügmann, Arch. Ztg. 1876 S. 34.

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