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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Afsmann, E.: Zu den Schiffsbildern der Dipylon-Vasen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0331

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Afsmann, Schiffsbilder der Dipylon-Vasen.

315

ZU DEN SCHIFFSBILDERN DER DIPYLON-VASEN.

E. Kroker hat jiingst in dieser Zeitschrift die Dipylonvasen auf ägyptische
Vorbilder zurückgeführt. Unter den Schiffsdarstellungen dieser Vasen finden sich
zwei bisher unbemerkt gebliebene Eigenthümlichkeiten, welche als Beweismittel
für jene Ansicht dienen können.

1) Das Momim. ined. d. Inst. v. IX t. 40, 4 abgebildete Bruchstück
zeigt ein Kriegsschiff, dessen spornbewehrter Bug im Allgemeinen dem der
schwarzfigurigen Vasen gleicht, nur hat hier das gemalte (nicht, wie allgemein
geschieht, als Ankerklüse d. h. als Loch zu clenkende) Auge nach Stellung, Gröfse
und sternförmiger Zeichnung einen absonderlichen Charakter, und der azoXo^
am Vorderrand der zweistufigen Back ist nicht ein senkrechtes, sondern ein rück-
wärts geschweiftes Horn. Über dem niedrigen Mittelschifif verläuft anscheinend auf
zahlreichen Stützen eine Art Sturmdeck. Der niedrige Mast trägt an seiner Spitze
(Topp) ein xapyVjotov von der seit dem 13. Jahrhundert v. C. in Ägypten, Assyrien,
Kleinasien üblichen Kelchform und dicht darunter die Raa mit dem sehr breiten,
aber niedrigen, kreuzweis übernähten Segel. Von dem erhaltenen linken Raa-Ende
(Nock) führt eine Brasse zur Back. Der Unterrand dieses Segels ist nun nicht, wie
auf allen anderen Bildwerken des gesammten griechisch-römischen Alterthums, nach
oben convex mit zwei Tauen (Schooten) an den beiden Eckzipfeln, sondern steif
horizontal, und tiberschreitet rechts den seitlichen Segelrand mit einer deutlichen
Spitze. Die linke Schoot beginnt zwar ziemlich an der Ecke, die rechte aber —
und das allein wäre entscheidend — ein gutes Stück einwärts von der Segelecke.
Das Segel trägt also seinen Unterrand nicht frei, lose, sondern an eine zweite Raa,
einen sogenannten Baum angeschlagen, und dieser Brauch ist ausschli efslich
ägyptisch. — Es findet sich kein zweites Segel auf den Dipylonvasen.

2) Cartault (de quelques representations de navires empruntees a des vases
primitifs provenant d'Athenes: Monuments Grecs publ. par lassoc. pour lencour. des
etudes Grecs No. 11 —13) hat soeben einige Schiffsbilder veröffentlicht, welche er den
Dipylonvasen des Louvre-Museums entnehmen durfte. Figur 1 (Seite 44) stellt ein
Kriegsschiff von der bekannten frühgriechischen Form dar; sämmtliche Ruderer
(Rojer) stehen am Bord entlang, Gesicht und Brust nach aufsen, meerwärts ge-
wendet und reichen sich rechts und links die ausgestreckten Hände zu einer Kette;
in den Händen ruhen die steil ins Wasser hinab gestellten Ruder (Riemen). Cartault
findet dieses unbekannte Manöver räthselhaft und denkt an einen Zeichenfehler.
Mich erinnert der Anblick an die jetzt iibliche Begrüfsung der Fiirsten zur See,
wobei die Matrosen reihenweis mit ausgestreckten Armen auf den Raaen der Fre-
gatten stehen, auch an die frühere Art des Gewehr-Präsentirens mit seitwärts ge-
strecktem Arm, aber noch weit bedeutsamer an eine altägyptische Darstellung aus
dem 3. Jahrtausend bei Dümichen (Flotte einer ägyptischen Königin, Tafel 25
Figur 2), welche, abgesehen von der ägyptischen Schiffsform, geradezu als Vor-
 
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