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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Assmann, Ernst: Nautisch-archäologische Untersuchungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0062
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Afsmann, Nautisch-archäologische Untersuchungen.

Hinterschiffsform allein und die Gestalt der Heckzierde verbieten die bisherige Auf-
fassung. Man sieht ferner das Hinterende des gesimsartig ausladenden, in quadra-
tische Felder getheilten Riemenkastens (mxpeCeipecaa) und darüber zwei Poller von
jener Form, die ich (Jahrbuch IV 1889 S. 100 F. 7) an pompejanischen Wandbildern
beschrieben habe, welche auch auf Münzen von Ilion unter Caracalla vorkommt. Im
letzteren Falle sind die Poller von Imhoof-Blumer (Griech. Münzen S. 103; Taf. 8, 4)
irrthümlich für Männer der Besatzung angesehen worden. In seinen Monnaies grecques
S. 448 erklärt Imhoof-Blumer ein auf Taf. J, 8 sowie ein in seinem Choix de monn.
grecq. Taf. 7, 229 gegebenes Miinzbild als geilere a quatre volles, während jedes-
mal nur ein einziges, in vier Bauschen aufgegeites Segel vorliegt. Derselbe Irr-
thum findet sich bei Babeion, Bulletin de corr. hell. 1891 S. 297. Was Imhoof-
Blumer, Monn. gr. S. 448 an dem Taf. J, 9 abgebildeten phoinikischen Kriegsschiff
für eine grande volle triangulaire hält, ist kein Segel, es sind nur die zahlreichen,
strahlig von der Raa zum unteren Mast (woselbst ihre losen Enden an Klampen be-
legt zu denken sind) laufenden Schnürtaue des Segels, die Gordings; man sieht
diese Anordnung in gröfserer Deutlichkeit auf einem
pompejanischen Wandgemälde des Brittischen Mu-
seums [Etruscan saloon No. 2; Odysseus bei den
Seirenen), welches ich nebenstehend abbilde (Fig. 8).
Auf dem Schiffsrumpf der Mtinzbilder ist die Wasser-
linie häufig durch eine, in verschiedenen Formen
auftretende Wellenzeichnung angedeutet; Friedländer
und v. Sallet (Königl. Münzkabinet S. 118) sowie die
Verfasser der Neuen archäol. Untersuch, auf Samo-
thrake S. 79. 83 erwähnten letztere bei den Münzen
des Demetrios Poliorketes. Sie erscheint am einfachsten, natürlichsten als horizon-
tale Schlangenlinie auf Münzen von Cius (Bithynien) und Demetrias (Thessalien;
Catalogne of Greek coins in the British musemn XIII, 28, 7. 8; VI, 3, 1), malerisch
stilisirt bei Demetrios Poliorketes (Friedländer und v. Sallet, a. a. O. Taf. 5, 380)
und auf einigen Münzen der römischen Republik (d’Ailly, Mo7in. rom. Taf. 8, 6;
Taf. 39, 4), sonst mehrfach als Zickzacklinie (Graser, Münzen Taf. A, 420b; Bau-
meister, Denkmäler Abb. 1674) und sehr oft nur, roh und flüchtig behandelt, in
Gestalt schräger Strichelung oder Rippung des untersten Rumpftheils (Graser
Taf. A, 213b. 265b; Baumeister Abb. 1671. 1672). Wir sprechen hier, wohlverstanden,
von der Wellenzeichnung auf den tieferen, ins Wasser tauchenden Rumpftheilen,
unterhalb des zum Sporn laufenden Gürtelholzes, an welchen Malereien und Zierathe
nicht angebracht werden, während in Höhe des Sporns und darüber mancherlei,
auch wrellenähnliche (Jahrbuch IV 1889 S. 100 F. 7; d’Ailly Monn. rom. Taf. 86,
8—14), Verzierungen Vorkommen. So liefern auch diese Münzen ihrerseits einen
weiteren Beweis, dafs der Sporn über dem Wasserspiegel lag. Cartault hat diese
Dinge völlig mifsverstanclen, er erblickte darin ein Balkenwerk am Schiffsbauch
zwischen Gürtelholz und Kiel [Triere athen. S. 74), welches technisch nicht nur un-
 
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