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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 1
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Körte, Alfred: Archäologische Studien zur alten Komödie
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0071
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ARCHÄOLOGISCHE STUDIEN ZUR ALTEN
KOMÖDIE

i.
Jahrzehnte lang hat man geglaubt, für die äufsere Erscheinung der komischen
Schauspieler Aristophanischer Zeit in den unteritalischen Phlyaken-Vasen eine vor-
treffliche, höchst ergiebige Quelle zu besitzen. Wieseler spricht es schon in der
Abhandlung über das Satyrspiel (1847) mit Bestimmtheit aus (S. 115), dafs uns in
diesen Darstellungen »das Kostüm der ältesten Komödie unmittelbar vor die Augen
gebracht wird«. Seit vollends. Panofka (Arch. Zeitung 1849 S. 17ff., Tafel 3) auf
der bekannten Berliner Vase eine unmittelbare Wiedergabe des Prologs der Frösche
zu erkennen glaubte, und Welcher ihm lebhaft beistimmte (Arch. Zeitung 1849
S. 84ff), galt die Nachbildung altattischer Komödienscenen auf unteritalischeh Vasen
als gesicherte Thatsache1. Noch in neuester Zeit sagt Arnold in Baumeisters Denk-
mälern des klassischen Altertums (II S. 820): »Scenen aus der alten Komödie finden
sich, wie schon bemerkt, namentlich2 auf Vasen unteritalischen Fundorts dargestellt.«
Bedenken gegen die allgemein gangbare Vorstellung erhob zuerst Dierks (Arch.
Zeitung 1885 Sp. 31—52). Er wies darauf hin, dafs die Berliner Vase nicht die erste
Scene der Frösche wiedergeben könne, weil hier Herakles selbst dargestellt ist,
während in der Aristophanischen Scene der Witz grade auf dem Gegensatz von
Dionysos’ weichlicher Gestalt im Krokotos zu den erborgten Attributen des ge-
waltigen Bruders beruht. Sehr richtig erklärt er auch die Annahme für gewagt
(Sp. 38), »die Komödien des Aristophanes seien noch in jener Zeit in Unteritalien
allgemein verbreitet gewesen« — man darf wohl sagen, diese Annahme ist einfach
unmöglich bei einer so eng mit Ort und Zeit ihrer Entstehung verwachsenen Kunst-
gattung. Gleichwohl kommt Dierks zu dem Ergebnis (Sp. 39), dafs wir die Phlyaken-
Vasen, wenn sie auch Scenen der unteritalischen Hilarotragödie des dritten Jahrhun-
derts vorstellen, doch zur Rekonstruktion des Kostüms komischer Schauspieler Athens
benutzen dürfen, weil sich erstens aus den Angaben der erhaltenen Aristophanischen
Stücke ein ähnliches Kostüm ergebe, und weil zweitens die Hilarotragödie inhaltlich
in engen Beziehungen zur alten Komödie stehe. Ihm schliefst sich A. Müller in seinen
Bühnenaltertümern (S. 245 fr.) durchaus an, unter etwas stärkerer Betonung des Zu-
sammenhangs von Hilarotragödie und alter Komödie. Heydemann endlich in seiner

') Zweifel äufsert nur O. Jahn (Vasensammlung
König Ludwigs S. CCXXVIII), doch auch er
erklärt Anm. 1433: »Eines dieser Vasenbilder
stellt unzweifelhaft die erste Scene aus Aristo-
phanes’ Fröschen vor.«
Jahrbuch des archäologischen Instituts VIII.

ä) Wir sind wohl kaum berechtigt aus diesem
»namentlich« zu schliefsen, dafs Arnold noch
andere Darstellungen von Scenen der alten Ko-
mödie kennt.

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