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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Kuhnert, Ernst: Unteritalische Nekyien
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0114
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UNTERITALISCHE NEKYIEN
Die unteritalischen Unterweltsdarstellungen sind zum letzten Mal zusammen-
fassend von August Winkler (Breslauer philolog. Abhandlungen, Band III, Heft 5,
1888) behandelt worden. Für einzelne Gestalten und Scenen derselben ist durch
das reiche Material eine unanfechtbare Deutung ermöglicht; ein kleiner Rest ist
auf einer Reihe von Gemälden übrig geblieben, der die verschiedensten Erklärungen
erfahren hat, einer einleuchtenden aber noch immer harrt.
Dazu gehört vor allem die Gruppe eines Elternpaars mit ihrem Söhnchen
auf der Vase aus Canosa, Wiener Vorlegebl. Serie E, Tafel I b Welcher und ihm
folgend Valentin haben an eine menschliche Familie gedacht, an menschliche Be-
wohner der Unterwelt inmitten der heroischen; Winkler widerlegt diese Deutung
durch die Erwägung, dafs sämmtliche übrige Figuren bestimmte mythologische Ge-
stalten und dafs überhaupt derartige allgemeine Darstellungen der griechischen
Kunst fremd sind (S. 46); ebenso bestimmt äufsert sich Rohde, Psyche S. 293, 3,
dafs dies Elternpaar mit dem Knaben der Sagenwelt angehören müsse. Winkler
erkennt in dem Jüngling Dionysos, in der Frau Ariadne -—- für das Kind zieht er
(S. 49) eine Überlieferung Plutarchs heran, nach der Ariadne ohne geboren zu haben
in den Wehen gestorben sei, und fragt, ob in dieser Sage vielleicht eine dunkle
Erinnerung an das hier mit der Mutter in der Unterwelt weilende Kind erhalten sei.
Rohde weist diese Deutung einfach als unmöglich zurück, und mit Recht. Dionysos
ist uns als chthonischer Gott wohl bekannt; neben Hades und Persephone aber ist
für ihn und Ariadne in der Unterwelt keine Stelle.
Die Amphora aus Ruvo E. III, I zeigt uns aufser Orpheus auf der rechten
Seite des Palastes einen Jüngling mit einem Kranze (von Ähren) im Haar. Er trägt
Chlamys und Stiefel, stützt sich mit dem linken Arm auf einen Stock und erhebt
die rechte bittend zu der ihm zugewandten Unterweltskönigin. Dieselbe Bedeutung
haben offenbar die Jünglingsgestalten auf zwei jetzt in Petersburg befindlichen Vasen.
Auf der einen (E. VI, 2) steht der Bittende mit ähnlich übergeworfener Chlamys,
auf einen Knotenstock gestützt und einen Kranz im Haar tragend vor den Unter-
weltsgottheiten, und hebt beide Hände zu denselben empor; die zweite (E. IV)
zeigt uns links oben einen bekränzten Jüngling mit Chlamys, der in der rechten
einen grofsen Zweig hält, durch den er als flehend den Gottheiten nahend charak-

9 Der leichteren Orientirung halber gebe ich hier
zu den wichtigsten Abbildungen der Wiener
Vorlegeblätter, nach denen ich im folgenden
allein citiren werde, die Nummern und Seiten-
zahlen bei Winkler:
Serie E, Tafel I — Winkler No. I S. 4ff.

Serie E, Tafel II = Winkler No. III S. 18.

III, I -
II
S. 13 ff.
III, 2 -
IV
S. 27 ff
IV -
XII
S. 65 ff
VI, 2 -
X
S. 58ff
VI, 3 -
V
s. 35ff-
 
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