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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 4
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Schöne, Richard: Zu Polygnots delphischen Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0197
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ZU POLYGNOTS DELPHISCHEN BILDERN

Die folgenden Versuche, von Polygnots delphischen Gemälden in einigen
Puncten deutlichere Vorstellungen zu gewinnen, in anderen die Grenzen dessen, was
wir zu wissen oder mit Wahrscheinlichkeit zu vermuthen vermögen, genauer zu be-
stimmen, richten sich zunächst auf die Nekyia, für welche Roberts zusammen-
fassende Bearbeitung im vorjährigen Halleschen Winckelmannsprogramm einen sehr
erwünschten Anhalt bot. Die Darlegung abweichender Ansichten ist deshalb
wesentlich an Roberts Arbeit angeschlossen, und, um unnöthige Weitläufigkeit zu
vermeiden, auf die frühere Litteratur nur da eingegangen, wo besondere Gründe
diefs geboten.
I.
Bei jeder auf Polygnots delphische Gemälde gerichteten Untersuchung ist
die erste Frage, die man beantwortet wissen möchte, ob sich nicht über die Gröfse
und die Gestalt der Räume, die dem Künstler zur Verfügung standen, über die
technischen Mittel der Darstellung, deren er sich bediente, über die Art seines
Componirens etwas Näheres ermitteln lasse.
Was zunächst das Einfachste und Äufserlichste betrifft, die Lage, Form und
Gröfse der Räume, welche auszuschmücken waren, so ist über die Gestaltung des
Gebäudes, in welchem sie sich befanden, nichts Sicheres bekannt1. Wir sind also
lediglich auf Rückschlüsse aus der Beschreibung der Bilder angewiesen, aus der so
viel unzweifelhaft hervorgeht, dafs es sich um friesartige Compositionen handelte,
bei denen die Länge stark die Höhe überwog. In Roberts Reconstruction verhalten
sich beide Ausdehnungen ungefähr wie i : 41/' ; Winter (Die jüngeren attischen Vasen
S. 40) vermuthet ein Verhältnifs wie 1 : 5 und kommt damit der Wahrheit vermuth-
lich noch näher.
Über die absolute Gröfse der Bilder fehlt es gleichfalls an jeder Überlie-
ferung; die Vorstellung, die man sich davon macht, hängt also ganz von der Ent-
scheidung der Lrage ab, welche Dimensionen Polygnot seinen Liguren gegeben
hatte. Bekanntlich hat Jahn (Die Gemälde des Polygnot S. 62 ff.) aus einer Stelle
des Älian ( V. H. IV 3 xal 0 jxsv IIoXujvodxos sjpacps xa p.sjdXa xal sv xoR xskstW stpja-
£exo xa ahXa) geschlossen, dafs Polygnot in Lebensgröfse gemalt habe. Nicht ganz ohne
Bedenken über diese Auslegung scheint Brunn (Gesell, der griech. Künstler II 41);
2) Auch Robert S. 45 scheint nicht zu einer völli- Jahns Jahrbb. CV 1872 S. 174—176 und Mi-
gen Entscheidung zwischen den verschiedenen chaelis, Über die Compos. der Giebelgr. am Parth.
Möglichkeiten zu kommen. Im Übrigen vgl. S. 26 ff., gegen welchen Blümner, Rh. Mus. XXVI
Schubart, Zeitschr. für d. AW. 1855 Sp. 395 ff.; S. 365 f. ein von Schubart, Jahns Jahrbb. a. a. O.
bekämpftes Bedenken erhebt.
Jahrbuch des archäologischen Instituts VIII. 1(5
 
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