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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

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Kalkmann, August: Die Statue von Subiaco
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https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0075
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Kalkmann, Die Statue von Subiaco.

Die aus Parischem Marmor gearbeitete Figur ist im Wesentlichen unge-
brochen; aber es fehlt der Kopf, der rechte Vorderarm und fast der ganze linke
Arm2. Dieser war, wie der erhaltene Armstumpf zeigt, in der Richtung auf das
rechte Knie zu vorgestreckt, und lag auf dem rechten Bein auf oder hing mit
diesem zusammen, worauf eine beträchtliche runde Abschürfung über dem rechten
Knie deutet, ähnlich wie bei dem Myronischen Diskoboi, wo die Hand selbst noch
über das Bein hinausragt. Die an gleicher Stelle wie die Statue gefundene und von
Winter als zu jener gehörig im Text abgebildete linke Hand, welche einen dreifach
zusammengelegten, nach unten herabhängenden Streifen von Zeug (?) hält, kann
schon deshalb nicht zu der Jünglingsfigur gehört haben, weil sie Ansatzspuren
an ihrer Innenseite zeigt; denn nach der ausgesprochenen Richtung des erhal-
tenen linken Armstumpfes zu urtheilen, bleibt für den Arm zu wenig Platz, wenn
die Hand selbst auf dem Knie auflag — ein Bedenken, das, wie Winter bemerkt,
auch in Künstlerkreisen gegen die Zugehörigkeit der Hand geltend gemacht worden
ist. Abgesehen weiter von der Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, den von der Hand
gehaltenen Gegenstand im Zusammenhang mit der Figur zu deuten, so ist auch
die Hand weniger sorgfältig gearbeitet als der Körper und in der stilistischen Be-
handlung nicht ganz übereinstimmend: die länglichen, wenig vollen Finger stimmen
nicht zu den fleischigen Zehen; an den Zehen-Nägeln sind die Häutchen angedeutet,
an der Hand dagegen nicht. Auffällig verschieden ist auch Farbe und Oberfläche
des Marmors hier und dort. Ich vermuthe, dafs die Hand vielmehr einer weiblichen
Gewandfigur gehört hat.
Wir sehen einen lebensgrofs dargestellten Jüngling von auffällig weichen
Körperformen in einer eigenthtimlichen halb kauernden halb gestreckten Haltung.
Das Motiv mufs aus sich selbst verständlich gewesen sein, denn die ganz erhaltene
Basis macht es unwahrscheinlich, dafs der Jüngling mit anderen Figuren zusammen
gruppirt war. Der stark aufgerichtete Kopf war, wie die erhaltenen Kopfnicker
zeigen, etwas nach der rechten Seite, d. h. nach dem erhaltenen Arm zu gedreht3.
Die Muskeln des rechten Oberarmes sind so völlig aufser Spannung, dafs die rechte
Hand, wenn sie überhaupt etwas gehalten hat, nur einen ganz leichten Gegenstand
gehalten haben kann. Da die Figur in lebhafter Bewegung dargestellt ist, so kann
die Verbindung des linken Armes mit dem rechten Knie nicht den Sinn gehabt
haben, dafs der Arm auf dem Bein ruhte; man hat vielmehr den Eindruck, dafs
der linke Arm der Richtung der linken vorgeworfenen Seite des Oberkörpers mehr
spontan folgt, wie bei Myrons Diskoboi. Wird man schon aus diesem Grunde nicht
geneigt sein, für die linke Hand einen Gegenstand oder ein Attribut vorauszusetzen,
so würde auch an sich ein solches v/enig passen für den gesenkten weniger sinn-

-) Nur das erhaltene Stück des rechten Oberarmes
war gebrochen, konnte aber an die Bruchfläche
der Schulter wieder angesetzt werden. Nach
Winter ist das im Gelenk gekrümmte Mittelstück
des Armes erhalten; ich habe dies Fragment

nicht gesehen.
■') Bezüglich der Muskellage läfst sich für die Hal-
tung des Kopfes vergleichen der Kopf der
schönen archaischen Athletenherme Ludovisi,
Mon. dell’ Inst. X 57, Helbig, Führer II S. 102 ff.
 
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