Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

DOI Artikel:
Curtius, Ernst: Fragmente einer polychromen Lekythos im Berliner Museum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0114
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FRAGMENTE
EINER POLYCHROMEN LEKYTHOS
IM BERLINER MUSEUM
(Tafel 2)
Die Lekythos hat unter den antiken Gefäfsformen eine besondere und sehr
merkwürdige Geschichte. Zur Aufbewahrung kleiner Ölvorräthe und duftiger Flüssig-
keiten bestimmt, war sie ursprünglich von bescheidenem Umfange
und gehört zu den unscheinbarsten Gegenständen antiker Topf-
waare, wie wir aus Aristophanes wissen. Kleine Lekythen im
Mafse von 0,1—0,3 sind massenhaft erhalten.
Wenn auch zu figürlicher Ausstattung wenig geeignet, sind
sie doch schon in der schwarzfigurigen Technik nicht nur mit
Rankenwerk geschmückt, sondern auch mit bildlichen Darstel-
lungen, wie Silen auf Maulthier, Brunnenscenen, Troilos, Theseus
und Minotauros, Parisurtheil (Archäol. Zeitung 1882 S. 209).
Einen bestimmteren Typus erhalten die Lekythen in der roth-
figurigen Technik. Die mythologischen Gegenstände treten zurück;
häusliche Motive, Kinderscenen machen sich geltend, und diese
Darstellungen erhalten sich auch, wenn die Lekythen in eine neue
Technik eintreten, indem weifser Kreidegrund den schwarzen Hinter-
grund verdrängt.
Auch in dieser Stilgattung findet sich noch eine Anzahl
von Gefäfsen älterer Zeit, auf denen nach Analogie der ge-
wöhnlichen rothfigurigen Malerei häusliche Scenen Vorkommen:
eine sitzende Frau, das Kind von der Amme entgegennehmend;
Krieger mit Frau und Kind und dergl. Dann tritt aber sehr bestimmt die sepul-
crale Beziehung hervor, und wir erkennen, dafs die Ölflasche, die zum täglichen
Gebrauch in der Palästra, mit Strigilis und Schwamm an der Hand getragen, den
Jüngling begleitete, nun einen idealen Charakter annimmt. Es ist das zu Grab-
spenden und zum Grabschmuck dienende Gefäfs, und darnach richtet sich denn
auch die figürliche Ausstattung.
Dieser Umschwung hängt mit der neuen Technik zusammen, welche die
Alten mit dem Worte λευκογραφεΐν bezeichneten. Die Flerstellung des hellen Grundes
ist die Hauptsache. Man erkennt deutlich, wie diese Gefäfse mit gröfster Sorgfalt
gerollt und geglättet wurden, um eine weifsschimmernde Grundfläche zu erzielen,
auf der die rothen Linien sich in ganz neuer Weise hervorheben. Die Umrisse
 
Annotationen