Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 10.1895

DOI Artikel:
Poppelreuter, Josef: Troische Schriftzeichen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39190#0239
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TROISCHE SCHRIFTZEICHEN


Bei Neuordnung der Schliemann-Sammlung beobachteten Alfred Brückner
und ich auf Gefäfsen und keramischen Fragmenten aus Hissarlik eine Anzahl von
schriftartigen Zeichen, deren Mitteilung angesichts des Aufsatzes von Evans im
Journal of Hellenic Studies (1894 S. 270fr.) nicht zu versäumen sein dürfte.
Es handelt sich zunächst um drei Exemplare des von Schliemann soge-
nannten δέπας άμφικύπελλον. Die Zeichen befinden sich aufsen auf dem Boden der
Gefäfse (Abb. 1). Es ist zu beachten, dafs sie in den
weichen Thon eingedrückt sind, dafs sie also wohl
kein Besitzerzeichen, sondern eine vom Töpfer bei
der Herstellung gemachte Bezeichnung sein müssen.
Der erste Gedanke an eine Art Fabrikmarke tritt zu-
rück, wenn man beobachtet, dafs die Zahl der an
dem Grundstrich angebrachten vier, fünf oder sechs
Querhasten in einem Verhältnis zur Gröfse der Ge-
fäfse zu stehen scheint, dafs es sich also vielleicht
um Maafse handelt. Der zerstörte Zustand der bei-
den Stücke mit fünf und sechs Querhasten, deren
Zeichen neben dem mit vier Hasten nicht abgebildet
zu werden brauchen, läfst es leider nicht zu, ihren Inhalt festzustellen. Die untere
Breite beträgt bei diesen fünf und fünfeinhalb Centimeter, während sie bei dem
einzig vollständig erhaltenen, das 150 Kubikcentimeter fafst, viereinhalb Centimeter
beträgt. Auf einem weiteren Exemplar erscheint ein einfacher Grundstrich, auf einem
fünften finden sich zwei parallele Grundstriche.
Wollte man eine an gleicher Stelle in den weichen Thon
gedrückte Lunula (vgl. Evans a. a. O. S. 313 No. 65) für eine
zufällige Unebenheit des Gefäfses, und ein ebenfalls auf einem
»οέπας« nachträglich eingeritztes achtspeichiges Rad (vgl. Evans
a. a. O. S. 353 Tab. II, 6) für ein von dem Besitzer zu seinen
Zwecken erfundenes Merkmal halten, so wird man sich dem
Eindruck der Schrift nicht entziehen können bei dem Zeichen
des Flaschenfragments Abb. 2. Dasselbe ist in den weichen
Thon eingedrückt und auffallend durch seine Gröfse und die
Stelle, an der es angebracht ist (vgl. bei Evans etwa S. 283
Fig. 10, S. 293 Fig. 306).
Sämmtliche in Frage kommenden Gefäfse gehören der entwickelteren Stufe
der einheimischen troischen Keramik an, welche in der Höhe der sechsten Stadt ge-
funden zu werden pflegt.
 
Annotationen