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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 12.1897

DOI Artikel:
Wide, Sam: Altgriechische Vase im Nationalmuseum zu Stockholm
DOI Artikel:
Fritze, Hans von: Die nackte orientalische Göttin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39821#0217
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v. Fritze, Die nackte orientalische Göttin.

199

Vergleich mit den oben herangezogenen Pariser und Leydener Vasen führt zu dem-
selben Resultat: dort ist das specifisch orientalische Dekorationstier, der Löwe, im
Hauptfelde dargestellt.
Unsere Vase repräsentirt also das Eindringen figürlicher, vom Osten her-
geleiteter Kunstmotive in den geometrischen Stil in Boiotien.
Lund. Sam Wide.

DIE NACKTE ORIENTALISCHE GÖTTIN.

Für keine Epoche der griechischen Geschichte sind die Monumente so
wichtig, wie für die vorhomerische. Hier fehlt uns die schriftliche Tradition. Es
ist daher leicht ersichtlich, dafs bei der Betrachtung des historischen Hintergrundes
der »mykenischen« Periode mit Sorgfalt jeder einzelne Factor herangezogen werden
mufs, der auf die Träger jener frühen Cultur Licht werfen kann. Die von Helbig
verfochtene Anschauung, dafs die »mykenische« Cultur phönikischen Ursprungs ist,
wird in dieser Fassung noch nicht allgemein geteilt; doch bricht sich jetzt wieder
einmal allmählich die Ansicht Bahn, dafs nichtarische Einwirkungen vorauszusetzen
sind (vgl. jüngst v. Wilamowitz: »Weltperioden« Rede zu Kaisers Geburtstag, Göttingen
1897 S. 8). In welchen Monumentengruppen sich fremder Import oder wenigstens
ausländisches Vorbild erkennen läfst, darüber gehen die Ansichten noch auseinander.
Unter den P"unden von Mykene und Hissarlik giebt es nun einen wichtigen Typus,
dessen orientalischer Ursprung allgemein feststand, nämlich der jener bekannten
nackten weiblichen Gottheit. Um so mehr überraschte es, dafs S. Reinach in der
Rev. arch. 1895 I S. 367 fr. unter dem Titel »Les deesses mies dans Vart oriental et
dans Vart grec« die Behauptung aufstellte, jener nackte Typus sei der archaischen
assyrisch-babylonischen Kunst völlig fremd. Aus dieser Voraussetzung ergiebt sich
für ihn die Nothwendigkeit, seinen Ursprung in einem anderen Culturkreise zu suchen.
Als solchen bezeichnet er den ägäischen und stellt weiter die These auf, dafs die
nackte weibliche Gottheit in assyrisch - babylonischen Werken erst durch diese
ägäische (syrische oder hellenische) Einwirkung entstanden sei. Reinachs ganze
Beweisführung steht und fällt mit der Behauptung, die archaische assyrisch-babylo-
nische Kunst kenne nicht den nackten Typus. Er stützt sich dabei wesentlich auf
L. Heuzey, der bei Gelegenheit seiner Studien über die Terracotten des Louvre
einige Bemerkungen über diese weiblichen Idole gemacht hat. In seinen ■»Les ori-
gines orientales de Vart« tom. I p. 1 ff. behandelt er unter dem Titel » Terres cuites
Chalde'ennes« zwei weibliche Typen, einen bekleideten (S. 4 Fig. 2) und einen nackten
 
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