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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Weber, Georg: Die Wasserleitungen von Smyrna, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0035
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Weber, Die Wasserleitungen von Smyrna.

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rohren in der Mauer. Nur auf dem Mauerstücke oberhalb des Bahnwärterhäuschens
ist noch eine halbkreisförmige Höhlung vorhanden, die vielleicht einst ein Thonrohr
enthalten hat, und auf der gegenüberliegenden Seite des Thaies habe ich vor Jahren,
ehe jene Häuschen gebaut wurden, ein Thonrohr regelrecht in der Mauer eingelassen
gesehen.
Eines aber dürfte jetzt schon feststehen, nämlich dafs wir hier eine Hoch-
druckleitung vor uns haben, die, selbst wenn sie nur bis auf den Sattel am Schlosse
reichte, mindestens einen Druck von 130 m Höhe zu bewältigen hatte.
Über die technische Schwierigkeit einer solchen Anlage schreibt mir Prof.
Dr. Forchheimer: »Gelegentlich der gemeinschaftlichen Besichtigung der Steinrohr-
leitung in Smyrna habe ich grofse Zweifel geäufsert, dafs eine solche Leitung im
Stande gewesen sein sollte, einem hohen Drucke von, wenn ich nicht irre, 200 m
auszuhalten, und meine Absicht mitgetheilt, hierüber Versuche anzustellen. Ich
habe solche nunmehr gemacht, und wenn sie auch noch nicht zu einem Abschlüsse
gelangt sind, so haben sie doch bereits gezeigt, dafs die Bewältigung eines solchen
Druckes möglich war, ein gerade für uns Techniker überraschendes Ergebnifs, die
wir bei hohem Druck heute unbedingt nur an Eisen und Stahl denken würden.
Ich hoffe, dafs diese Mittheilung Ihnen nicht unerwünscht kommt.«11
Wenn also diese Trachytblöcke einen Druck von 200 m aushalten können,
so war es desto leichter, den in Smyrna zu bewältigen, der höchstens 154 m betrug,
wenn man nämlich annimmt, dafs die Leitung bis auf den höchsten Punkt des
Schlofsberges (183,90 m) geführt wurde; den tiefsten Punkt, auf den beiden Bogen
über den Meies kann man wenigstens zu 30 m Meereshöhe rechnen (Flufsbett 25 m
und 5 m für die Bogen).
Wir sind am Ende. Es war zu befürchten, dafs bei Manchem Zweifel
beständen, ob eine solche Anlage in unmittelbarer Nähe des von so vielen Reisenden
besuchten Smyrna wirklich vorhanden sei, ohne dafs doch Jemand sie im Zusammen-
hänge erkannt hätte. Um dieses Bedenken möglichst zu beseitigen, sind auf der
Spezialkarte die Höhen nicht mehr nach Aneroid-Schätzungen angegeben, sondern
nach direkten Nivellements-Aufnahmen, welche ein Ingenieur der Aidin-Eisenbahn auf
Veranlassung des Herrn Purser ausgeführt hat. Von dem Anfänge der Druckleitung
im Osten, bei dem Punkte A, bis auf den Schlofsberg, habe ich ihn ersucht, zwölf
Punkte aufzunehmen, um dem Profile die möglichste Genauigkeit zu geben. Aus
demselben Grunde möge man mir auch eine gewisse Weitschweifigkeit, in die ich
verfallen mufste, nachsehen. Hätte es sich um eine weniger bekannte Gegend ge-
handelt, so hätte ich mich wohl einer kürzeren Fassung befieifsigt. In Smyrna aber,
das Jedermann kennt oder doch zu kennen glaubt, mufs der Fachmann um so mehr
die Thatsachen genau vor sich haben, um ein endgültiges Urteil zuversichtlich
fällen zu können.
Smyrna. G. Weber.

u) Vergl. Anzeiger der Wiener Akademie der Wiss. 1898, S. 38,
 
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