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Lucas, Die Reliefs der Neptunsbasilica in Rom.

beläuft sich, soweit sie uns erhalten sind, auf zweiundzwanzig. Dazu kommen weitere
sieben Stricke, deren einstiges Vorhandensein sich nachweisen läfst. Das Material
ist weifser Marmor3. Die Reliefs zerfallen nach ihrer Form, wie schon bemerkt, in
zwei Arten. Zunächst sind da jene dickeren, aufrechtstehenden, mehr hohen als
breiten Blöcke, bestehend aus einem Mittelstück fast quadratischer Form, einer weit
vortretenden Basis mit kräftig geschwelltem, wulstartigem Glied und Platte und
einem entsprechend, nur in umgekehrter Reihenfolge gebildeten Deckgliede. Vor
der Fläche des Mittelfeldes steht, in Halbrelief gearbeitet, eine weibliche Figur
ungefähr von Lebensgröfse. Diese durch charakteristische Waffen und Gewandung
von einander scharf unterschiedenen Frauengestalten hat man schon seit alter Zeit
als Provinzen bezeichnet, d. h. Personificationen der Landschaften des römischen
Reiches. Diese Bezeichnung mag, obwohl nicht ganz zutreffend, vorläufig bei-
behalten werden. Die Höhe der Blöcke mit den Provinzdarstellungen beträgt (bis
zum obern Rand der Deckplatte) 2.08 m, die gröfste Breite 1.90, die gröfste Tiefe,
also an Basis und Deckglied, 0.79. Das Mittelstück ist 1.33 —1.35 hoch, 1.44—1.46
breit und 0.57 dick. Die Höhe der Figuren beträgt etwas über 1.50 m. Von Provinz-
reliefs lassen sich sechzehn Exemplare als vorhanden nachweisen, vier weitere als
verloren.
Die Reliefplatten der zweiten Gattung haben eine ursprünglich rechteckige
Form; sie waren lang gestellt, so dafs sie mehr breit als hoch erschienen. Die
Ecken sind durch Einschnitte von geschwungenem Profil abgestutzt. Die Mitte
jeder Platte nimmt eine Darstellung in Flachrelief ein, enthaltend gekreuzte Waffen,
Feldzeichen oder Trophäen, umrahmt von einem gefälligen Ornament, einer Weiter-
bildung des lesbischen Kymation4. Die Trophäenplatten haben eine gröfste Breite
von 2.33, eine Höhe von 1.97, Dicke von 0.59 m. Das vom Ornamentrahmen ein-
geschlossene innere Feld ist 1.35 hoch und 2.00 breit. Trophäenreliefs sind uns
sechs erhalten; von drei andern, die einst im Palazzo Odescalchi waren, sind noch
Zeichnungen vorhanden.
Da, wie zuerst Lanciani bemerkt hat, der seitliche Umrifs der Trophäen-
reliefs vollständig mit dem der Provinzenstücke zusammenfällt, so ergiebt sich un-
zweifelhaft, dafs immer eine Trophäenplatte zwischen zwei Provinzen eingefügt war,
also Provinzen und Waffenreliefs abwechselten5 (Fig. 1). Die Richtigkeit dieser An-
nahme macht die Aufstellung einiger Stücke auf dem Hofe des Conservatoren-
palastes evident. Lanciani hat weiter erkannt, dafs die Entfernung von der Mitte einer
Provinz bis zur Mitte der nächsten gleich ist der von Säule zu Säule, und hat danach
angenommen, dafs die Folge von Provinzen- und Waffenreliefs einst den Sockel

3) Matz-Dulm (Ant. Bildw. in Rom III S. 84) be-
zeichnen ihn als griechisch, das Bull. com. von
1878 (p. 283) und 1883 (p. 264) als lunesisch.
Ich wage keine Entscheidung.
4) Das Ornament findet sich öfter übereinstimmend,
so an der Sima des Concordiatempels und am

Constantinsbogen unter dem Zahnschnitt des
Gesimses.
5) Bull. com. VI (1878) p. 13. Vgl. dort die Zeich-
nung lav. II/I1I fig. 3, die aber nicht ganz fehler-
frei ist.
 
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