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von Fritze, Zum griechischen Opferritual.

wegen der Gleichung mit der ägyptischen Isis zuzugeben. Wenn man aber bedenkt,
daß der Wechsel in der Darstellungsweise der Jo chronologisch genau mit dem
Dithyrambus (Kuhform), den Supplices (Kuh mit menschlicher προτομή) und dem
Prometheus des Äschylus (βούκερως παρθένος) zusammenfällt, und daß weder ein
monumentales, noch ein literarisches direktes Zeugnis für einen anderen Entwicklungs-
gang vorhanden ist, dann wird man sich doch genötigt sehen, die nachgewiesene
Abänderung, die mit den Bedürfnissen der Tragödie übereinstimmt, auch als durch
die Tragödie veranlaßt, anzunehmen. Ich glaube also, und hoffe darin auf all-
gemeine Zustimmung, daß die Bedürfnisse der Tragödie, welche Jo als sprechende
Person auf die Bühne brachte, die Veranlassung gegeben haben, den Kuhkörper
aufzugeben und dafür die gehörnte Jungfrau einzuführen.
Berlin. R. Engelmann.

ZUM GRIECHISCHEN OPFERRITUAL.
Αφεσθαι und Καταστρέφειν.



Die Bearbeitung der Münzen von Ilion gab Veranlassung, einen Opferbrauch
zu besprechen, der monumental hier zum erstenmal nachzuweisen war1 2 3. Es handelt
sich um ein Kuhopfer, welches in der Weise dargebracht wurde, daß man das Tier
an einem Baume oder Pfeiler aufhängte, um ihm dann den Kehlschnitt beizubringen.
Bei der Wichtigkeit des seltenen Rituals scheint es erforderlich, die einschlägigen
Fragen nochmals zu erörtern, da die Ansichten über seine Bedeutung auseinander-
gehen. Bevor eine Lösung versucht werden soll, ist es daher notwendig, die dazu
geäußerten Meinungen zu prüfen.
Ich glaubte annehmen zu müssen, daß die genannte Kultform in alte Zeit
zurückgehe. A. Brückner hat zur Stützung dieser Vermutung die Darstellung eines
Inselsteins herangezogen, auf dem er den gleichen Brauch nachweisen zu können

1) Kupfermünze der Domna im Münzkabinet Berlin. 3) In W. Dörpfelds Troja und Ilion, S. 514fr. und
2) Kupfermünze der Faustina iun. im Münzkabinet Beilage 63 n. 68, 69. Beil. 64 n. 85. Vgl. Beil.
Berlin, 61 n. 19.
 
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