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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

DOI Artikel:
Pfuhl, Ernst: Zur Darstellung von Buchrollen auf Grabreliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0123
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ZUR DARSTELLUNG VON BUCHROLLEN
AUF GRABRELIEFS.

Die Ergebnisse von Theodor Birts lehrreichen Untersuchungen über die »Buch-
rolle in der Kunst«, Leipzig 1907, erleiden bei vergleichender Betrachtung einer
größeren Anzahl von Grabreliefs nicht unwesentliche Berichtigungen und Ein-
schränkungen. Wichtiger als die gegenständliche ist die methodische Frage, die sich
hier erhebt: in letzter Linie handelt es sich um die Methode der sachlichen Interpre-
tation von Kunstwerken überhaupt, im besonderen um die Erklärung der Grabreliefs,
deren erschöpfende und doch nicht zu weit gehende Interpretation bekanntlich
schwieriger ist, als es auf den ersten Blick scheint. Das Eigenleben der Kunst-
werke -—■ auch derer niederen Ranges — gilt es zu verstehen, ehe sie als Zeugen
für die ihnen zugrunde liegende Wirklichkeit befragt werden dürfen; wo Inhalt
und Form einander durchdringen, kann der Inhalt nicht einfach wie aus einem
Kasten herausgenommen werden. Dies Grundprinzip aller Kunsterklärung ist Birt
selbstverständlich geläufig; wenn es trotzdem in seinem Buche nicht voll zur Gel-
tung kommt, so liegt das zum kleineren Teil daran, daß ihm die Formensprache
der bildenden Kunst weniger vertraut ist als die der Dichtkunst, zum größeren
an der Natur des Materials, mit dem er vorwiegend arbeitet. Birts Material zer-
fällt in zwei Hauptgruppen: Einzelfiguren und mehr oder minder erzählende Dar-
stellungen in Relief und Malerei. Infolgedessen ist es Birt mehrfach begegnet,
daß er Beobachtungen, die an ausgesprochen erzählenden Bildwerken gewonnen
sind, ohne weiteres als gültig auch für repräsentative Figuren betrachtet; dabei wird
er der künstlerischen Freiheit nicht immer gerecht und findet allerlei Absicht in den
Werken, die den Künstlern, wie ich zeigen werde, fern gelegen hat. Vermittelnd
zwischen den beiden genannten Monumentengattungen stehen die Grabreliefs, zumal
die der hellenistischen Zeit: repräsentative Darstellung und Schilderung sind hier
in eigenartiger Weise gemischt, so daß bei eindringender Interpretation ein be-
trächtlicher methodischer und sachlicher Gewinn aus ihnen zu ziehen ist. Birt hat
nur wenige hellenistische Grabreliefs herangezogen und gerade die lehrreichsten
sind ihm entgangen; selbst in Verona und Mantua, wo Birt kein Buch fand, gibt
es zwei im folgenden besprochene wichtige Reliefs (Abb. 3 und 8), und eine große
Anzahl von Grabsteinen zeigt uns, daß die Rolle bei den hellenistischen Porträt-
statuen schon ebenso häufig war wie bei den römischen Togati. Wenn Birt ein
Überblick über die Grabreliefs fehlt, so bin ich der letzte, der ihm daraus einen
Vorwurf macht: selbst die Proben, die ich im Jahrbuch XX 1905 vorgelegt habe, sind
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXII. I j
 
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