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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 24.1909

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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Nachtrag: Die Darstellungen auf den Gefässen von Egyed
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https://doi.org/10.11588/diglit.44284#0051
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Fr. W. von Bissing. Die Darstellungen auf den Gefäßen von Egyed.

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Typenschatz der ägyptischen Künstler seit dem alten Reich1). So sehr auch die
Formen des Innenbildes der Pfanne von Egyed griechisch umgestaltet sind, sie
stehen den altägyptischen Darstellungen näher als die ägyptischen Landschaften
der Campanareliefs. Hingegen zeigen sie in Motiven wie Ausführung recht viel
Gemeinsames mit den Basisreliefs vom vatikanischen Nil2).
Entschiedener treten die ägyptischen Elemente bei der Kanne hervor. Schon
in der eigentümlichen starken Entwicklung des Ausgusses darf man vielleicht eine
ägyptische Eigentümlichkeit sehen (vgl. oben S. 36), denn die im Isisdienst ver-
wandten Kannen haben nach Ausweis der pompeianischen Wandbilder solche langen
Mündungen gehabt3).
Ein durchaus auch in der Stilisierung ägyptisches Motiv sind die Lotosknospen
und -blüten, die sich ganz ähnlich immer wieder in ptolemäischen Tempeln, aber
auch schon im alten Reich und häufig auf Fayencen der achtzehnten Dynastie finden4).


Abb. 6 (=Mon. Ined. I 56,8). Die Figuren auf dem Bauch der Kanne von Egyed.

Mochte an allem bisher Erwähnten schließlich jeder Besitzer zu jeder Zeit seine
Freude haben, so nimmt die Hauptdarstellung des Bauchs (Abb. 6) durchaus auf
nationalägyptische Vorstellungen Bezug. Wir sehen einen Götterverein vor uns, der
sich unschwer in zwei Gruppen auflöst, die je durch eine Göttin mit Flügeln getrennt
werden. Diese Gottheit trägt ein eng anliegendes, unter der Brust gegürtetes Ge-
wand, eine Binde im Haar, das auch hinten noch durch ein Haarband zusammen -

genommen wird. An der Stirn bäumt sich

Siehe das Arch. Jahrb. XIII 1898, 30 mitgeteilte
Bild. Dort ist freilich Papyros, hier deutlich
Lotos gemeint.
2) Clarac, Musee de sculpture 748, 1811. Brunn-
Bruckmann, Denkmäler 196. Auch hier kehrt
das Nilpferd mit dem Krokodil im Maul
wieder; die Anordnung der Pflanzen im Ver-
hältnis zu den Tieren und Booten auf den
Basisreliefs ist echt ägyptisch. Ein typisches
Campanarelief- z. B. Erman, Religion S. 241.
3) Vergl. die Ausführungen meines Vortrags über
die pompeianischen Bilder aus dem Isistempel
auf dem religionsgeschichtlichen Kongreß zu
Oxford (in den Akten des Kongresses).

ein Uräus. Um den Hals liegt ein breiter
4) Siehe z. B. Woenig, Pflanzen im alten Ägypten
S. 62, ferner Wallis, Egyptian Ceramic Art,
Mac Gregor Collection p. 12, Taf. VII. Vergl.
auch Petrie, Egyptian decorative art p. 131,
145 für die Anordnung. Die glockenförmigen
Blätter wird man eher für Nymphaea Nelumbo
als für Papyros halten, obwohl auch das möglich
wäre. Hingegen ist auf der Pfanne sicher Nym-
phaea Nelumbo gemeint, ganz wie auf dem
Mosaik zu Palestrina, den Basisreliefs des Nil
im Vatikan. Bekanntlich ist diese Blume vor
der Perserzeit in Ägypten nicht nachweisbar.
 
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