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J. Six, Apelleisches.

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Seite an wie rauschende, jubelnde Musik. Es ist ein Stil der Üppigkeit und der funkeln-
den Pracht, ein Stil der wogenden Linie und des klingenden Tons, den diese neue
Malerei der Welt verkündet: Parrhasios, der αβροδίαιτος άνήρ, der begeisterte Ver-
herrlicher des Dionysos (Klein, Geschichte der griechischen Kunst II 176), um nur
einen Namen zu nennen. Von ihm weiß die Überlieferung (Theophrast bei Athenaeus
XII 543 F) — es charakterisiert das innerste Wesen dieser Kunst —daß er es
liebte zu singen, während er malte.
Rostock. A. von S a 1 i s.

APELLEISCHES.

Das Alexanderporträt de face der Medaillons von Abukir, deren Echtheit
Dressel *) so glänzend erwiesen, lernte ich erst aus den Abbildungen im Jahrbuch 3)
kennen, und mein Eindruck war unmittelbar, daß wir hier Nachbildungen eines Ge-
mäldes hätten. Es hielt sich diese Überzeugung trotz der Ausführungen von Thiersch,
und so könnte ich seiner Ansicht die meine in Kürze gegenüberstellen. Aber ich
habe so viele und schwerwiegende Bedenken gegen seine Meinung vorzubringen,
daß ich mir nicht versagen kann, erst den Boden freizulegen.
Thiersch3) will ein Werk des Lysipp erkennen; keine Büste selbstverständlich,
und doch fällt es äußerst schwer, sich eine Statue zu denken, von der diese Darstellung
einen Teil ausmachen könnte. Wie wäre der Schild gehalten, wie die Lanze, und wie
vor allem hätte man sich den Rhythmus der Figur, wie die Ponderation zu denken,
wenn der Schild, so hoch erhoben, dem gepanzerten Oberkörper solch ein Überge-
wicht über die nackten Beine gab ? Thiersch will sogar den Alexander mit der Lanze
erkennen. Es gibt viele Alexanderdarstellungen mit einer Lanze und darunter
solche, die, wie die Statuette des Louvre, in der Winter das berühmte Werk Lysipps
zu erkennen meint 4), wirklich durch die Lanze ihre Bedeutung gewinnen und von ihr
ihren Namen entlehnt haben können. Dieser Alexander aber hätte Alexander mit
dem Schilde heißen müssen. Die Lanze spielt eine nur untergeordnete Rolle.
Auch weist Thiersch mit Recht selber auf die großen, weit geöffneten Augen,
worin er die ύγρότης zu erkennen meint. Daß er sich darin irrt, hat Marshall über-
zeugend klargelegt 5). Ein kleines Auge mit etwas, wenn auch nicht so stark wie bei
Praxiteles zusammengezogenen Lidern gilt denn auch allgemein als eine der meist
kennzeichnenden Eigenschaften Lysippischen Stils.
Nun ist der Eindruck einer malerischen Vorlage, wie ich sie empfand, selbstver-
ständlich von früher gesehenen Malereien bedingt, und es scheint mir notwendig, nach-

0 Fünf Goldmedaillons aus dem Funde von Abukir.
Abh. der Kön. Pr. Äkad. d. Wissensch. 1906.
Svoronos, Journal d’Arch. Numismatique X
1907, Tab. IX—XIV.

2) XXIII 1908, 163 H. Thiersch, Lysipps Alexander
mit der Lanze.
3) Jahrbuch XXIII 1908, 162.
4) Archäol. Anz. 1895, töß.

5) Jahrbuch XXIV 1909, 92 ff.
 
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