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H. Thiersch, Die alexandrinische Königsnekropole.
Soters in Memphis vermutet, möchte ich von dem prunkvollen Definitivum, dem
»Soma« Philadelphos’ in Alexandria, für noch viel wahrscheinlicher halten.
Ähnlich, vielleicht nur reicher, im Geschmack der jüngeren.Zeit mag auch der
neue Gruftraum in Philopators Anlage ausgesehen haben, in der ihr also ein besonderer
Saal reserviert gewesen sein mag. Die makedonische Kline könnte beibehalten
worden sein, wenn auch vielleicht nur noch in dekorativer Verwendung. Die Mumie
mit ihrem Sarge jedenfalls scheint in einer Flöhlung verschlossen gewesen zu sein,
aus der man sie erst hervorziehen mußte, wenn sie besichtigt werden sollte. So
sagt Sueton, August. 18, beim Besuch Oktavians: »Conditorium et corpus
Alexandri Magni, cum prolatum e penetrali subiecisset oculis ....«
Auf eine Anlage wie die von mir s. Z. bei S'idi Gaber aufgenommene: Dromos, Kult-
raum mit Altar und Klinenkammer mit tiefem Loculus über der Klinenmitte, ließe
sich jene Situation im Soma wohl anwenden.
Auch die Gräber Soters, Philadelphos’ und Euergetes’ und ihrer Frauen könnten
noch nach diesem Typus angeordnet gewesen sein, nur etwa mit dem durch die
Variante von Suk el-Wardian angezeigten Unterschiede: über der noch voll bei-
behaltenen, aber rein dekorativen Kline sitzt in der Mitte der Rückwand eine
flache Nische für die Aschenurnen der Verstorbenen35).
Ähnlich dem Alexandreion des Philadelphos, wenn wir den Bau kurz so
nennen dürfen, auch in seiner monumentalen Isolierung scheint das »Arsinoeion«
gewesen zu sein: der Grabtempel, den Philadelphos für seine schwärmerisch von ihm
geliebte Gemahlin und Schwester Arsinoe hat aufführen lassen 36). In der gewölbten
Cella des Naos habe der Architekt Timokrates den Versuch gemacht, eine eiserne
Statue der Königin schwebend anzubringen, weiter wird von einer andern Statue der
Arsinoe darin ganz aus Topas erzählt und von der Mühe und dem Scharfsinne, mit
dem König und Ingenieure sich bemühten, einen älteren Obelisken (des Nektanebos)
nach Alexandria zu schaffen und vor der Front des Arsinoeions aufzustellen. Erst
im Anfänge der Kaiserzeit sei er von da entfernt worden, »navalibus incommodus«.
Ich vermute im Arsinoeion eine tonnengewölbte καμάρα (Peripteros nach
dem Vorbild des Soma) und freue mich in dieser Auffassung z. T. mit W. Weber
(a. a. 0. 34) zusammenzutreffen. Eine prostyle Vereinfachung des Typus ver-
anschaulicht der von zwei Obelisken flankierte ländliche Tempel auf dem bekannten
Mosaik von Palästrina, jetzt in guter Abbildung bei Weber S. 14.
Über die Lage des Arsinoeions im einstigen Stadtbilde gehen die Ansichten weit
auseinander. Sicher steht nur die Nähe des Meeres. Jedenfalls also lag es ■— und
ebenso wahrscheinlich auch das Alexandreion des Philadelphos — in einiger Distanz
und getrennt von dem Bezirke der späteren Königsgräber. Die Lage des ursprünglichen
Soma in Alexandria, d. h. des Philadelphos-Baues, wird demnach tatsächlich, wie
die Rekonstruktionspläne der antiken Stadt auch alle angeben, ziemlich im Zentrum
35) Anders faßt den Bestand auf Th. Schreiber camarare« vgl. auch die καμάρα von Alexanders
a. a. 0. 180. Leichenwagen I); XXXVI14; XXXVII32. Botti,
36) Vgl. Plinius Η. N. XXXIV 42 (zu dem »con- Plan d’Alexandrie 41 ff. Blomffeld, Bulletin de
la soc. arch. d’Alex. VIII 1905, 27 ff.
H. Thiersch, Die alexandrinische Königsnekropole.
Soters in Memphis vermutet, möchte ich von dem prunkvollen Definitivum, dem
»Soma« Philadelphos’ in Alexandria, für noch viel wahrscheinlicher halten.
Ähnlich, vielleicht nur reicher, im Geschmack der jüngeren.Zeit mag auch der
neue Gruftraum in Philopators Anlage ausgesehen haben, in der ihr also ein besonderer
Saal reserviert gewesen sein mag. Die makedonische Kline könnte beibehalten
worden sein, wenn auch vielleicht nur noch in dekorativer Verwendung. Die Mumie
mit ihrem Sarge jedenfalls scheint in einer Flöhlung verschlossen gewesen zu sein,
aus der man sie erst hervorziehen mußte, wenn sie besichtigt werden sollte. So
sagt Sueton, August. 18, beim Besuch Oktavians: »Conditorium et corpus
Alexandri Magni, cum prolatum e penetrali subiecisset oculis ....«
Auf eine Anlage wie die von mir s. Z. bei S'idi Gaber aufgenommene: Dromos, Kult-
raum mit Altar und Klinenkammer mit tiefem Loculus über der Klinenmitte, ließe
sich jene Situation im Soma wohl anwenden.
Auch die Gräber Soters, Philadelphos’ und Euergetes’ und ihrer Frauen könnten
noch nach diesem Typus angeordnet gewesen sein, nur etwa mit dem durch die
Variante von Suk el-Wardian angezeigten Unterschiede: über der noch voll bei-
behaltenen, aber rein dekorativen Kline sitzt in der Mitte der Rückwand eine
flache Nische für die Aschenurnen der Verstorbenen35).
Ähnlich dem Alexandreion des Philadelphos, wenn wir den Bau kurz so
nennen dürfen, auch in seiner monumentalen Isolierung scheint das »Arsinoeion«
gewesen zu sein: der Grabtempel, den Philadelphos für seine schwärmerisch von ihm
geliebte Gemahlin und Schwester Arsinoe hat aufführen lassen 36). In der gewölbten
Cella des Naos habe der Architekt Timokrates den Versuch gemacht, eine eiserne
Statue der Königin schwebend anzubringen, weiter wird von einer andern Statue der
Arsinoe darin ganz aus Topas erzählt und von der Mühe und dem Scharfsinne, mit
dem König und Ingenieure sich bemühten, einen älteren Obelisken (des Nektanebos)
nach Alexandria zu schaffen und vor der Front des Arsinoeions aufzustellen. Erst
im Anfänge der Kaiserzeit sei er von da entfernt worden, »navalibus incommodus«.
Ich vermute im Arsinoeion eine tonnengewölbte καμάρα (Peripteros nach
dem Vorbild des Soma) und freue mich in dieser Auffassung z. T. mit W. Weber
(a. a. 0. 34) zusammenzutreffen. Eine prostyle Vereinfachung des Typus ver-
anschaulicht der von zwei Obelisken flankierte ländliche Tempel auf dem bekannten
Mosaik von Palästrina, jetzt in guter Abbildung bei Weber S. 14.
Über die Lage des Arsinoeions im einstigen Stadtbilde gehen die Ansichten weit
auseinander. Sicher steht nur die Nähe des Meeres. Jedenfalls also lag es ■— und
ebenso wahrscheinlich auch das Alexandreion des Philadelphos — in einiger Distanz
und getrennt von dem Bezirke der späteren Königsgräber. Die Lage des ursprünglichen
Soma in Alexandria, d. h. des Philadelphos-Baues, wird demnach tatsächlich, wie
die Rekonstruktionspläne der antiken Stadt auch alle angeben, ziemlich im Zentrum
35) Anders faßt den Bestand auf Th. Schreiber camarare« vgl. auch die καμάρα von Alexanders
a. a. 0. 180. Leichenwagen I); XXXVI14; XXXVII32. Botti,
36) Vgl. Plinius Η. N. XXXIV 42 (zu dem »con- Plan d’Alexandrie 41 ff. Blomffeld, Bulletin de
la soc. arch. d’Alex. VIII 1905, 27 ff.