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A. Frickenhaus, Hageladas.

HAGELADAS.
In der Beurteilung des Hageladas hat heute die Kritik Brunns alle anderen
Meinungen überwunden. Die folgenden Untersuchungen beabsichtigen aber nach-
zuweisen, daß sie nicht nur philologisch unhaltbar ist, sondern auch falsche kunst-
historische Konsequenzen hat. Wir glauben die Existenz eines jüngeren Hageladas
mit Sicherheit zu erweisen und hoffen, auch von seinen Werken eine genügende Vor-
stellung vermitteln zu können.
I. DIE CHRONOLOGIE.

Es wird jetzt allgemein anerkannt, daß der als Lehrer des Myron und Polyklet
gefeierte Argiver Hageladas von etwa 520—480 geschaffen hat *). Drei von ihm ge-
fertigte Siegerstatuen (Overbeck SQ 389—391) fallen in die Jahre von 520 bis späte-
stens 508; das tarentinische Weihgeschenk in Delphi (SQ 396) läßt sich nach der wieder-
gefundenen Inschrift in das erste Viertel des V. Jahrh. datieren (Pomtow, Klio VIII
1908, 329; Bourguet, Fouilles de Delphes HI I, 77). Da ferner nach einer gutbezeugten
Nachricht (Plin. n. h. XXXIV, 55) noch Polyklet, dessen selbständige Tätigkeit späte-
stens 460 begann (Robert, Hermes XXXV 1900, 186), bei ihm gelernt haben soll, so
scheint er bis nahe an dieses Jahr gelebt zu haben 2).
Nun sind aber zwei noch spätere Werke für Hageladas überliefert, der Zeus
Ithomatas in Messene und der Herakles Alexikakos in Athen. Wir kümmern uns zu-
nächst nicht darum, ob die Daten dieser Statuen zu den vorhin besprochenen passen,
sondern untersuchen vorläufig nur, ob die Angaben über die späten Arbeiten an sich
irgendwie Verdacht erregen. Über den Ithomatas erzählt Pausanias (IV 33, 2):
tÖ ajakpia too 'AysXaöa pW itJTtv spjov, EiroiTjfhj 6s s£ apyr^ Toff oix^cjaatv sv
Nao7taxT<p MECTOTjvüov. Da die Messenier 455 nach Naupaktos umgesiedelt wurden 3),
so kann die Statue nicht vor 455 entstanden sein. Roberts Versuch, dieses Zeugnis
wegzudeuten, kann als mißlungen gelten 4); ebensowenig ist es aber inhaltlich anfecht-
bar. Es ist nur natürlich, daß die Vertriebenen ihrem alten Gott in der neuen Heimat
ein Ideiligtum errichteten und dafür ein Kultbild bestellten; ebenso natürlich aber
auch, daß die Enkel der Verbannten, die 370 durch Epaminondas in das Stammland
zurückkehren durften, das Bild, das zudem leicht zu transportieren war (vgl. unten

x) Literatur: Busolt, Griech. Gesch.2 II 562, 1;
Frazer, Pausanias III 439; Hitzig-Blümner, Pau-
sanias II 1, 176. III 2, 688.
2) Durch die abschließende Datierung Polyklets er-
ledigen sich im Grunde Roberts frühere Zweifel
(Archäol. Märchen 92 ff.), wenn wir jetzt auch
wissen, daß zwischen Hageladas und Polyklet
noch eine ganze weitere Künstlergeneration (Ar-
geiadas u. a.) einzuschieben ist. Wenn Hagela-
das mit etwa 20 Jahren selbständig zu arbeiten
begann, so war er um 460 achtzig Jahre alt;
chronologische Schwierigkeiten gibt es also nicht.

3) Die überlieferte Datierung wird von Beloch
(Griech. Gesch. I 484) und Ed. Meyer (GDA III
602) verteidigt; v. Wilamowitz (Aristot. und
Athen II 296) und Busolt (Griech. Gesch. 2HI 1,
298 A. 2) setzen die Eroberung von Ithome ins
Jahr 459; die noch etwas frühere Bestimmung
Krügers hatte Brunn (Kunst bei Homer 48) über-
nommen und für Hageladas verwendet.
4) Vgl. Frazer (Paus. III 439) und Hitzig-Blümner
(Paus. II 176) gegen Robert (Archäol. Märchen
94) und Overbeck (Ber. Sachs. Ak. XLIV 1892,
30)-
 
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