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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Frickenhaus, August: Die Inschrift des delphischen Wagenlenkers
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0067
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Λ. Frickenhaus, Die Inschrift des delphischen Wagenlenkers.

57

Die äußeren Verhältnisse der ergänzten Texte erfordern noch einige Worte.
Folgende Herstellung scheint mir am wahrscheinlichsten:

I.
μνάμα
Ιιυιος
Πολύζαλός με Γ
Δεινομένεος, τ]
έ]λας ανέθεκε[ν
ον άες εύόνυμ’
άνάσσ
’Απόλλ
[ον
[ον
II.
Ü?).Π]
ολύζαλός μ’
άνέΟηκ
[εν
Ιιυιος
Δεινομένεος, τ]
ον άες’ εύόνυμ’
’Απόλλ
[ον

Vergleicht man die erhaltenen Zeilen der älteren Inschrift auf dem Faksimile
(S. 56), so sind es oben und unten etwa gleich viel Buchstaben; zwar stehen sie
oben zuerst etwas weiter, aber nachher wieder um so näher. Daraus folgt, daß man
links oben und unten etwa gleich viel Zeichen ergänzen muß. Da nun nach Sund-
wall nur das ε von Γελάς auf dem erhaltenen Stein gestanden haben kann, so haben
wir beidemal 17 Stellen ergänzt, was vortrefflich zueinander paßfi). Der Schreiber,
der die erste Zeile zu erneuern hatte, nahm, wie das Faksimile zeigt, die zweite als
Norm und setzte (außer gegen den Schluß) genau Buchstabe über Buchstabe. Somit
wären vor Π]ολόζαλος noch 16 Buchstaben zu ergänzen, woran sich andere ver-
suchen mögen.
Was aber folgt für den Wagenlenker? Er ist vermutlich gleich nach 474 (oder
478) gegossen worden. Über den Künstler erfahren wir aus dem bisherigen Befund
gar nichts. Die ältere Inschrift ist anscheinend in dem Alphabet und dem Dialekte
des Stifters geschrieben * 2 3 4). Die Künstlersignatur wurde nicht gefunden 3). Endlich
erfolgte die Änderung der ersten Zeile erst einige Zeit nach der Aufstellung, wohl
zwischen 471 und 466. Warum sie in ionischem Alphabet abgefaßt ist, vermag nie-
mand zu wissen. Mit dem Künstler der Gruppe hat das offenbar nichts zu tun; man
wird irgendeinen damals in Delphi anwesenden Meister mit der Erneuerung betraut
haben, denn es lohnte sich wahrhaftig nicht, für eine solche Kleinigkeit den ursprüng-
lichen Bildhauer eigens nach Delphi zu schicken.
So sind wir ausschließlich auf stilistische Untersuchungen oder allgemeine
Erwägungen angewiesen. Wenn nun die anderen Deinomeniden ihre Bronzewagen
in Aegina (488 bei Glaukias, 470 bei Onatas) gießen ließen und auch die kunstgeschicht-
liche Vergleichung am ersten nach Aegina führt 4), so könnte man dies Resultat wohl
als wahrscheinlich betrachten. Es ist aber ausdrücklich zu betonen, daß eine wirklich

’) Die Berechnungen von Pomtow und Sundwall
(235) sind unsicher, weil die Breite der links
verlorenen Quader nicht feststeht. Wenn aber
Sundwall mit Recht annimmt, daß der fehlende
Anfang der älteren Inschrift in der ersten Zeile
einen Buchstaben weniger enthielt als in der
zweiten, so würde ich in der letzteren hyos statt
Ιιυιος vorschlagen; in diesem Fall wären im
Anfang der späteren Zeile nur noch 15 statt
16 Zeichen zu ergänzen.
2) Vgl. oben S. 52 Anm. 4. Das Alphabet paßt weder

genau nach Gela noch nach Syrakus, sondern
mischt Zeichen beider Städte. Im großen und
ganzen stimmt es so vortrefflich zu den übrigen
Inschriften der Deinomeniden, daß man es
auf den Stifter und nicht auf den Künstler
beziehen muß.
3) Daß der in der Nähe ausgegrabene Sotadasstein
nicht zugehört, versichert Pomtow, Bayr. Sitz.-
Ber. 1907, 319—322.
4) Studniczka, Arch. Jahrb. XXII 1907, 137;
L. Curtius zu Brunn-Bruckmann Taf. 601 S. 28.
 
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