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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 29.1914

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Malten, Ludolf: Das Pferd im Totenglauben
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https://doi.org/10.11588/diglit.44616#0216
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DAS PFERD IM TOTENGLAUBEN.
i.
Die wachsende Einsicht, daß das homerische Epos für die Götterwelt der
Hellenen keinen Anfang, sondern in mancher Hinsicht einen Bruch mit älteren Vor-
stellungen bedeutet, hat den Blick von den Menschengöttern Homers auf die alten
mutterländischen Kulte zurückgelenkt und dort den Ursprüngen der religiösen
Begriffsbildungen nachzufragen gelehrt. Alte, noch im Stadium einer theriomorphen
Religion wurzelnde Verbindungen zwischen Poseidon und der Erdmutter, uns greif-
bar vor allem in dem meerabgeschiedenen Arkadien, ließen einen chthonischen Gott
erkennen, der im Boden die Erde erschütterte, dann wieder ihm den Segen in Saat
und Quell entsprießen ließ T). Erst von Küstenbewohnern oder eher durch die Kolo-
nisation über Meer wurde der Herr der süßen Wasser zum Gebieter auch der Meeres-
flut, die doch seit alters der άλιος γέρων (A 538, Σ 141) und die Töchter des Nereus
bevölkerten und die alte Genossin des Triton.
Als ein in der Erdtiefe waltender Gott steht Poseidon naturgemäß dem Unter-
weltsgebieter nahe, den wir mit seinem umfassendsten Namen Hades nennen. Er-
schüttert Poseidon die Erde, so fürchtet Hades, die Strahlen der Sonne möchten
in sein Reich einbrechen; so rückt noch das Epos (Y 54 ff.) die beiden Götter in
enge Nähe. Alte Genealogien und Alternationen in den gleichen Sagen ver-
binden den einen Gott aufs nächste mit dem anderen; verständlich werden sie, wenn
man vom chthonischen Poseidon ausgeht; sie datieren sich daher in vorhomerische
Zeit hinauf. Έν Πύλω έν νεκύεσσι wird Hades von Herakles in der Ilias (E 395 ff.)
verwundet; für Hades tritt bei Hesiod (Rzach frg. 33) eine speziellere Ausdrucks-
form des Unterweltsherrn ein, Neleus, der Erbarmungslose 2): bei Pindar (Olymp.
IX 30 ff.) kämpfen mit sichtlicher Verdoppelung im gleichen Kampfe Poseidon und
Hades Schulter an Schulter. Nun heißt Neleus selber Sohn des Poseidon (λ 235 ff.);
des Neleus gewaltigster Sohn, wiederum Herakles’ Gegner, ist der Unterweltsherr

T) Wilamowitz Sitzungsber. Berl. Akad. 1906, 67,
Griech. Trag. III 70; die erste ausführlichere Be-
gründung bei 0. Hoffmann, Poseidon (84. Jahres-
bericht der Schlesischen Gesellsch. für vaterländ.
2) S. unten

Kultur), Bresl. 1906. Weitere Literatur Kyrene
120, 1. Auch Furtwängler Samml. Sabouroff
I 25, 36 weist kurz auf den ursprünglich chthoni-
schen Charakter des Poseidon hin.
S. 188.

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIX.

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