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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 31.1916

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Studniczka, Franz: Zu den Friesplatten vom ionischen Tempel am Ilissos
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https://doi.org/10.11588/diglit.44517#0250
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F. Studniczka, Zu den Friesplatten vom Ionischen Tempel am Ilissos.


in mancherlei Zügen gehen die Platten vom Ilissos noch am engsten mit den gleich-
falls aus parischem Marmor angesetzten Relieffriesen des sog. Theseustempels, die
jedoch erheblich fortgeschrittener sind. Da nun letztere, wahrscheinlich von den
Kentaurenmetopen und dem Ostfries des großen Burgtempels abhängig (Sauer 209),
kaum vor 440—435 geschaffen sein dürften, dagegen die Berührungen unseres Frieses
mit den Parthenonmetopen, wie die S. 208 und 218 erörterten, schwerlich auf Ab-
hängigkeit jenes von diesen schließen lassen, so wird unter den vorgeschlagenen Zeit-
ansätzen (S. 197 f.) der in die Mitte des Jahrhunderts als der glaublichste gelten
dürfen. Beträchtlich höher hinaufzugehen wäre nur dann geboten, wenn der dem
Tempel am Windmühlhügel so nahe verwandte, aber doch auch als Bauwerk etwas
jüngere der Athena Nike in den frühen vierziger Jahren nicht nur beschlossen, son-
dern ausgeführt wäre. Doch was uns schon seine Zierformen andeuteten (S. 199 ff.),
bestätigte erst recht das Hineinziehen des Frieses in die vergleichende Betrachtung:
er erwies sich fast in allen Stücken als der jüngste von allen athenischen mit Aus-
nahme des Erechtheionfrieses, gleich letzterem als das Werk eines der jüngeren
ionischen Zeitgenossen des Pheidias, etwa des Agorakritos (S. 213, 226 u. s.). Müßten
wir dagegen für den Ilissosfries wie unter den Malern, deren ältester ja zugleich
Bildhauer war, auch unter den Nurbildhauern.seiner Zeit einen Patron suchen, dann
wäre namentlich für die geschlossenen, rhythmisch federnden Gruppen unserer
numerosae tabulae (mit Plinius 35, 139 gesprochen) kaum ein besserer zu finden als
Myron, in dessen spätere Gefolgschaft wohl mit Recht auch der Künstler der
Theseionfriese gesetzt wird (zuletzt von Sauer in der Zeitschrift für bildende Kunst
N. F. XXII 1910-11, 138).

Leipzig.

Franz Studniczka.
 
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