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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 33.1918

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Klein, Wilhelm: Mikon und Panainos, Mikon und Paionios
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https://doi.org/10.11588/diglit.44572#0011
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MIKON UND PANAINOS, MIKON UND PAIONIOS.
Die Überschrift dieser Arbeit dient diesmal nicht als Inhaltsangabe im ge-
wöhnlichen Sinn. Die Verbindung des einen Namens mit den beiden anderen,
die derzeit bereits als wissenschaftliches Gemeingut gilt, soll hier nicht etwa näher
ausgeführt, sondern einer kritischen Prüfung unterzogen werden, die sie kaum wird
bestehen können. Und doch ist weder Ziel noch Anlage dieser Arbeit streit-
barer Art. Ihre Aufgabe besteht vielmehr darin, bereits aufgetauchten, wichtigen
kunstwissenschaftlichen Erkenntnissen zum vollen Durchbruch zu verhelfen, und
zu diesem Zwecke müssen wir uns den Weg durch das Gestrüpp irriger Anschau-
ungen bahnen, zu deren üppigem Gedeihen auch der Verfasser sein gutes Teil
beigetragen zu haben bekennen muß. Es wird sich, hoffen wir, lohnen.
Wir wählen zum Ausgangspunkte unserer Untersuchung eine kleine Gruppe von
Vasenbildern, von offenkundiger kunstgeschichtlicher Bedeutung, die uns zuletzt durch
die temperament- und geistvolle Behandlung von F. Hauser1) besonders nahe ge-
bracht ward, und die als polygnotisch oder mikonisch bezeichnet wurde. Wir wollen
hier zunächst ausschließlich die letztere Bezeichnung gebrauchen, zumal sie sich
im folgenden als die allein berechtigte herausstellen wird. Die Gruppe besteht
aus Krateren, deren Bilder sich zumeist ihrem Inhalt nach auf die Amazonomachie
und die Kentauromachie im Theseion zurückführen ließen, während der an erster
Stelle zu nennende erst mit dem mikonischen Argonautenbild im Anakeion, dann
mit dem Bilde der Marathonschlacht in der »Bunten Halle« in Beziehung gesetzt
wurde. Es sind zugleich die frühesten Vasenbilder, deren Gestalten nicht mehr
mit ihren Füßen meist über, bisweilen auch auf der Randlinie des schwarzen Malgrun-
des stehen, sondern festen Boden unter sich haben, der allerdings hier in einer ganz
eigenartigen Form erscheint. Ein System auf- und ab wogender krummer und ge-
brochener Linien reicht hoch ins Bild hinein. Damit sind die natürlichen Un-
ebenheiten des Bodens kräftig betont. Diese Linien schließen sich nicht fest zu-
sammen, der Gedanke der einheitlichen Bodenangabe ist noch nicht gedacht, sondern
jede einzelne Gestalt steht förmlich auf ihrem eigenen Boden, wobei jene Uneben-
heiten dem Künstler einen willkommenen Spielraum bieten, um diese untereinan-
der höher und tiefer zu ordnen und selbst durch ein teilweises Verdecken der
Gestalten das Gefühl der Raumtiefe hervorzuzaubern. Es konnte der Forschung
nicht entgehen, daß das griechische Sprichwort just diese Art der Bodendarstellung
als mikonisch z) bewahrt hat, und daher hat sich der Name mikonische Vasen
’) 1m Text zu Hauser-Furtwängler, Griechische Va- 2) θάττον ή Βούτης vgl. die Anm. zu Overbecks Schrift-
senmalerei II, S. 322 ff. quellen 1085. Zu vergleichen sind jetzt die treff-
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXXIII. I
 
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