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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 36.1921(1922)

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Oelmann, Franz: Zur Baugeschichte von Sendschirli
DOI Artikel:
Schwendemann, Karl: Der Dreifuss: Ein formen- und religionsgeschichtlicher Versuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.44816#0134
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Karl Schwendemann, Der Dreifuß.

in Nordsyrien seßhaft wurden. Sie werden auch zuerst den Burghügel von Send-
schirli besiedelt und mit dem semitischen Namen Schamal belegt haben, jeden-
falls sind von einer älteren, etwa mitannischen Bevölkerungsschicht keine Spuren
nachgewiesen worden. Unmittelbar aus der Wüste allerdings werden die Araber
den Liwantypus nicht mitgebracht haben, wohl aber können sie ihn in der unteren
Euphratlandschaft kennen gelernt haben, wo Schilfhütten vom Liwantypus heute
noch landesüblich und offenbar uralt sind. Erst Kalamu und seine Nachfolger
errichten ihre Häuser nach einem-anderen Grundrißschema, das zur Kategorie
des Laubenhauses gehört und in Kleinasien verbreitet ist1). Zwar spricht auch
er aramäisch bezw. phönikisch, wenigstens in seiner Inschrift, aber der Name ist
nach Lidzbarski kleinasiatischer Herkunft, wie übrigens auch schon der seines
Vaters Haja(nu)2). Sollte es da ein Zufall sein, daß wir gerade am Hause des
Kalamu so auffallende Übereinstimmungen mit der Baukunst von Boghazköi fanden?
So ist wenigstens mit der Möglichkeit zu rechnen, daß im 9. Jahrhundert ein
kleinasiatisches Dynastengeschlecht die Herrschaft über die aramäische Siedelung
gewann und seine kleinasiatische Herkunft in seinen Bauten zum Ausdruck brachte.
Von dem Fassadenmotiv des sogenannten Hilani (d. h. Porticus mit Eckrisaliten),
das ja auch in Boghazköi unbekannt ist, ist hier, am Hause des Kalamu, noch
nichts zu bemerken, es setzt sich erst später, wohl unter südlichem Einfluß, durch.
Die Klärung seiner Herkunftsfrage und weiteren Geschichte muß einer besonderen
Untersuchung vorbehalten bleiben, die an anderer Stelle vorgelegt werden soll.
Bonn. F. Oelmann.

DER DREIFUSS.
EIN FORMEN- UND RELIGIONSGESCHICHTLICHER VERSUCH.
Mit einer Beilage.
TEIL I: DIE FORMENGESCHICHTE DER DREIBEINIGEN GERÄTE.
Wenn wir das Wort Dreifuß hören, tritt uns unwillkürlich der Name Apollo
ins Bewußtsein, wir denken an Delphi und sein Orakel. Des weiteren mögen wir uns
an Homer erinnern, wo Dreifüße so oft erwähnt werden. Treten wir aber in eine Unter-
suchung über die Dreifüße ein, so wird vor allem das Wort Dreifuß und der dadurch
ausgedrückte Begriff die Grundlage der Fragestellung bilden müssen. Was ist ein
Dreifuß? Ganz allgemein ein Gerät mit drei Füßen. Als Thema unserer Abhandlung
ergibt sich dann eine Reihe von Fragen: Welche Geräte dieser Art gab es im Altertum,
wie und wo sind sie entstanden, welche formale Entwicklung haben sie durchgemacht
vom Beginn bis zum Ausgang der Antike; welches waren die Namen dieser Geräte
bei den Griechen und Römern? Welchen Zwecken dienten sie als Gegenstände des
täglichen Lebens und des Kultus? So zerfällt unsere Aufgabe in drei Teile: 1. Die
9 Vgl. vorläufig Germania 192], 71 Anm. 12, 2) Lidzbarski a. a. O. 200 und 223.
 
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