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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Krahmer, Gerhard: Eine Ehrung für Mithradates VI. Eupator in Pergamon
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0204
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Gerhard K r a li m e r

Prometheusrelief, bei dem die Muskeln wie eine Oberflächenverzierung dem Körper
aufgelegt sind, ohne tieferen Anteil an dem Bewegungsvorgang zu haben und ohne
eine organische Gliederung zu bewirken. Ebensowenig hat die nachlässige Be-
wegungsart der Reliefstatuetten etwas mit der dem Laokoon eignen Energie zu tun.
Sicher darf man den Künstlern des Laokoon nicht den Vorwurf machen, daß
sie in äußerlicher Weise, wie Agasias, ihr Wissen von der Anatomie angewandt


Abb. i. Prometheus der pergamenischen Reliefgruppe.

hätten, und doch stehen sie viel
mehr im Banne dieser Wissenschaft
als die Bildhauer des großen Al-
tares, deren Schöpfungen gegenüber
der Laokoon pedantisch und klein-
lich erscheint. Die Künstler des
Altars sind zwar nicht weniger auf
dem Gebiet der Anatomie bewan-
dert, wissen sich aber von irgend-
welchen Lehren über den Körperbau
ganz frei zu machen und sie im wei-
testen Sinne ihren künstlerischen
Gedanken unterzuordnen. Ihre
Werke gestaltet ein Streben nach
Masse und Wucht, das am Körper
des Zeus1) und seiner Gegner durch
die Häufung der Muskeln, in Fi-
guren wie dem jugendlichen Gi-
ganten der rechten Treppenwange2)
durch die großzügige Zusammen-
fassung der Einzelheiten zum Aus-
druck kommt und sich in der
plötzlichen Art der Bewegung, in
den dicken Stoffmengen der Gewän-
der in gleicher Weise zu erkennen
gibt. Im weitesten Maße dienen hier
die Körperformen der Charakterisie-
rung der einzelnen Gestalten und
geben ihnen im Verein mit dem

Eindruck der dicht gedrängten Fülle ein echtes Pathos, das von dem einstudierten
Leiden des Laokoon weit entfernt ist. Daß die pergamenische Reliefgruppe mit
diesen Figuren durch nichts verbunden ist, daß ihre Art, die flach und beinahe
zeichnerisch die Muskeln bildet, nicht aus einem barocken Schwelgen in energie-
beseelten Massen erwachsen sein kann, bedarf keiner Ausführung. Auch die schlech-

’) Beste Abbildung bei Bulle, Der schöne Mensch 2
Taf. 296.
2) Pergamon III 2 Taf. 23; obwohl im Verhältnis

zu der Mehrzahl der Friesfiguren nur von mäßi-
ger Arbeit, W. H. Schuchhardt Meister d. gr.
Fr. 11 ff.
 
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