AUTOGRAPHEN VON DÜRER IM KUPFERSTICHKABINET
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zikeit dy sy gegen iderman ertzeigt hat, kan ich nit gnugsam antzeigen und ir gut lob. Dyse
mein frume muter hat 18 kint tragen und ertzogen, hat oft dy pestilentz gehabt, vill
andrer schwerer mercklicher kranckheit, hat grosse armut gelitten, Verspottung, Ver-
achtung, hönische wort, schrecken und grosse widerwertigkeit, noch ist sie ny rochselig
gewest. Van dem an an dem vor bestymten dag, als sy kranck ist worden, über ein jor, do
man tzalt i5i4 jor, an einem erchdag, was der 17 dag im meyen*), zwe stund vor nacht,
ist mein frume muter barbara dürerin verschiden crystlich mit allen sacramenten aws
pepstlichem gewalt van pein und schuld geabsolfyrt. Sy hat mir och for iren segen geben
und den gotlichen frid gewünst mit vill schöner ler, awff das ich mich vor sünden solt hüten.
Sy begert awch for zw trynken sant johans segen, als sy dan tett. Und sy forcht den tot hart,
abr sy saget, für gott zw kumen fürchtet sy sich nit. Sy ist awch hert gestorben, und
ich merckt, das sy ettwas grawsams sach; dan sy fortret dz weichwassr, und het doch
for lang nit gerett. Also prachen ir dy awgen. Ich sach awch, wy ir dr tott zwen
gros stos ans hertz gab, und wy sy mund und awgen zw tet, und verschid mit schmertzen.
Ich pettett ir for; do fom hab ich solchen schmertzen gehabt, dz ichs nit aws sprechen
kan. Got sey ir genedig. Item ir meinst frewd ist albeg gewest, von gott zw reden,
und sach gern dy er gottes. Und sy was im 63 jor, do sy starb.
Und ich hab sy erlich noch meinem vermügen begen lassen. Gott, der her, ver-
leich mir, dz ich awch ein selichs ent nem, und das got mit seinem himmlischen her,
mein vater, muter und frewnd zw meinem ent wöllen kumen, und dz uns dr allmech-
tig got dz ewig leben geb. Amen. Und im irem tot sach sy fill üblicher, dan do sy
noch dz leben hett.
Dz grost wunderwerck, dz ich all mein dag gesehen hab, ist geschehen im i5o3
jor, als awff vil lewt krewtz gefallen sind, sonderlich mer awff dy kind, den ander
lewt. Under den allen hab ich eins gesehen in der gestalt, wy ichs hernoch gemacht
hab, und es was gefallen awffs eyrers magt, der ins pirkamers hynderhaws sasz, ins
hemt inn leinen duch. Und sy was so betrübt trum, dz sy weinet und ser klackte;
dan sy forcht, sy müst dorum sterben.
Awch hab ich ein komett am hymell gesehen.
Item dz nochfolgett ist mein hab, dy ich ererbert hab hertiglich mit meyner
hant; wan nie hab ich fall gehabt zw grosser gewingen (?). Hab awch grossen schaden
erlitten, dz ich ferporgt hab, dor für mir nüt ist worden des gleichen mit knechten, dy
nit rechnung thetten. Awch mir einer zw rom gestorben mit verlustigung meins
gut des halben. Do ich im i3 jor in meiner e pin gewest, hab ich grosse schuld
betzalt, dy ich zw fenedig gewunen hab. Item ein tzymlich guten haws rott, gute
kleyder, von tzynn gescher, guten wertzewg, petgwant, truhen und behelter mer um
100 fl reinesch gute farb.
*) Hier hat sich Dürer in der Datumangabe geirrt. Der 17. Mai 1614 war ein Mittwoch,
es soll also wohl der 16. heissen. Dieselbe fehlerhafte Angabe findet sich übrigens auch
gleichlautend auf dem von Dürer mit Kohle lebensgross gezeichneten Brustbilde seiner Mutter,
im berliner Kupferstichkabinet.
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zikeit dy sy gegen iderman ertzeigt hat, kan ich nit gnugsam antzeigen und ir gut lob. Dyse
mein frume muter hat 18 kint tragen und ertzogen, hat oft dy pestilentz gehabt, vill
andrer schwerer mercklicher kranckheit, hat grosse armut gelitten, Verspottung, Ver-
achtung, hönische wort, schrecken und grosse widerwertigkeit, noch ist sie ny rochselig
gewest. Van dem an an dem vor bestymten dag, als sy kranck ist worden, über ein jor, do
man tzalt i5i4 jor, an einem erchdag, was der 17 dag im meyen*), zwe stund vor nacht,
ist mein frume muter barbara dürerin verschiden crystlich mit allen sacramenten aws
pepstlichem gewalt van pein und schuld geabsolfyrt. Sy hat mir och for iren segen geben
und den gotlichen frid gewünst mit vill schöner ler, awff das ich mich vor sünden solt hüten.
Sy begert awch for zw trynken sant johans segen, als sy dan tett. Und sy forcht den tot hart,
abr sy saget, für gott zw kumen fürchtet sy sich nit. Sy ist awch hert gestorben, und
ich merckt, das sy ettwas grawsams sach; dan sy fortret dz weichwassr, und het doch
for lang nit gerett. Also prachen ir dy awgen. Ich sach awch, wy ir dr tott zwen
gros stos ans hertz gab, und wy sy mund und awgen zw tet, und verschid mit schmertzen.
Ich pettett ir for; do fom hab ich solchen schmertzen gehabt, dz ichs nit aws sprechen
kan. Got sey ir genedig. Item ir meinst frewd ist albeg gewest, von gott zw reden,
und sach gern dy er gottes. Und sy was im 63 jor, do sy starb.
Und ich hab sy erlich noch meinem vermügen begen lassen. Gott, der her, ver-
leich mir, dz ich awch ein selichs ent nem, und das got mit seinem himmlischen her,
mein vater, muter und frewnd zw meinem ent wöllen kumen, und dz uns dr allmech-
tig got dz ewig leben geb. Amen. Und im irem tot sach sy fill üblicher, dan do sy
noch dz leben hett.
Dz grost wunderwerck, dz ich all mein dag gesehen hab, ist geschehen im i5o3
jor, als awff vil lewt krewtz gefallen sind, sonderlich mer awff dy kind, den ander
lewt. Under den allen hab ich eins gesehen in der gestalt, wy ichs hernoch gemacht
hab, und es was gefallen awffs eyrers magt, der ins pirkamers hynderhaws sasz, ins
hemt inn leinen duch. Und sy was so betrübt trum, dz sy weinet und ser klackte;
dan sy forcht, sy müst dorum sterben.
Awch hab ich ein komett am hymell gesehen.
Item dz nochfolgett ist mein hab, dy ich ererbert hab hertiglich mit meyner
hant; wan nie hab ich fall gehabt zw grosser gewingen (?). Hab awch grossen schaden
erlitten, dz ich ferporgt hab, dor für mir nüt ist worden des gleichen mit knechten, dy
nit rechnung thetten. Awch mir einer zw rom gestorben mit verlustigung meins
gut des halben. Do ich im i3 jor in meiner e pin gewest, hab ich grosse schuld
betzalt, dy ich zw fenedig gewunen hab. Item ein tzymlich guten haws rott, gute
kleyder, von tzynn gescher, guten wertzewg, petgwant, truhen und behelter mer um
100 fl reinesch gute farb.
*) Hier hat sich Dürer in der Datumangabe geirrt. Der 17. Mai 1614 war ein Mittwoch,
es soll also wohl der 16. heissen. Dieselbe fehlerhafte Angabe findet sich übrigens auch
gleichlautend auf dem von Dürer mit Kohle lebensgross gezeichneten Brustbilde seiner Mutter,
im berliner Kupferstichkabinet.
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