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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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II.-IV Heft
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Conze, Alexander; Humann, Carl; Bohn, Richard; Stiller, Hermann; Lolling, G.; Raschdorff, Otto: Die Ausgrabungen zu Pergamon und ihre Ergebnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0205

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VON C. HUMANN.

i35

Sommer 1874 Herr Dr. Gustav Hirschfeld in Smyrna weilte und von da auch Pergamon
besuchen wollte, beauftragte ich meine Leute, jenen zweiten Marmor in seiner Gegen-
wart zu heben, was auch geschah. Es war die obere Hälfte jener früher gefundenen
Platte mit dem sterbenden Jüngling, für welche die Ausgrabungen jetzt einen weiteren
Anschluss in der grossen Platte mit dem See-Centauren geliefert haben. Nun drängte
ich Hirschfeld, der auf die Beendigung der Verhandlungen wegen der Ausgrabungen
in Olympia wartete, seine Musse zu Ausgrabungen in Pergamon zu benutzen; denn
dass mir selbst diese vorbehalten sein sollten, daran habe ich nie gedacht. Es wurde
auch wirklich ein Anlauf bei der Botschaft in Constantinopel gemacht, der jedoch
nicht weiter gedieh, als dass der türkische Unterrichts-Minister der Botschaft einen
Brief für den General-Gouverneur der Provinz Smyrna übergab, welcher die Anfrage
enthielt, ob sich dem Gesuche keine lokalen Hindernisse entgegen stellten. Es ist
dies eine gesetzlich zu erfüllende Formalität, welche der Aushändigung eines Firmans
vorangehen muss. Diesen Brief zeigte mir im Frühjahr 1878 Herr Dr. Schröder,
Dragoman der Kaiserlich Deutschen Botschaft, der mich im Jahre 1871 einmal in
Pergamon besucht hatte und seitdem dem Orte ein reges Interesse bewahrt. In-
zwischen gerieth das olympische Unternehmen in Fluss, Herr Hirschfeld ging dorthin,
wo ja die Hoffnungen und Aussichten viel glänzender waren, als anderswo, und
Pergamon blieb liegen.
Wiederum verging eine Zeit; ich hatte in Smyrna dauernden Wohnsitz auf-
geschlagen, versäumte aber unter Arbeiten anderer Art auch die archaeologischen
Interessen nicht, nahm gelegentlich Philadelphia*) auf, entdeckte das zweite Sesostris-
relief**) und erwarb hier und da unserm Museum Antiken, die gerade auf den Markt
kamen. So bot sich auch im Herbst 1877 die Gelegenheit, eine hübsche Sammlung
ephesischer Marmore billig zu kaufen und Herr Curtius verwies mich damit an
den neu ernannten Direktor der Sculpturen - Galerie Herr Dr. Alexander Conze.
Dies führte zu einer Correspondenz, in welcher Herr Conze mich bat, doch das See-
pferd und die obere Hälfte der einen Platte, die ich noch in Pergamon hatte, eben-
falls dem Museum zu senden. Ich liess sie deshalb von Pergamon nach Smyrna kommen
und lud im Jahre 1878 mit Genehmigung des Chefs der Admiralität alles an Bord der
Gazelle, deren Commandant Graf Hacke mir dabei sehr behülflich war. Bei dieser
Gelegenheit war es natürlich, dass ich Conze von meinem chronischen Pergamon-
Leiden aufs Neue des Weiteren erzählte; durch ihn fand ich endlich Erlösung. Er
erklärte sich sogleich bereit, die Sache durchzufechten, bat um nähere Ortsbeschrei-
bung und Anschlag einer Versuchs-Arbeit, vorläufig für einen Monat berechnet, die
ich indess selbst leiten müsse, was ich gern zusagte. In Constantinopel, wohin ich
zufällig ging, erfuhr ich von Herrn Dr. Schröder den schon vorhin mitgetheilten
Sachverhalt, und er sowohl wie der Botschafter Prinz Reuss waren bereit, die Sache
zu betreiben. Schon im März wurde officiell um Erwirkung eines bezüglichen
Firmans gebeten; denn im Kultusministerium hatten die gestellten Anträge die ge-
neigteste Aufnahme gefunden, der mächtigen Unterstützung des auswärtigen Amtes
durfte man sich versichert halten und vor Allem war unser Kronprinz dem Unter-
nehmen gewogen.
Conze's Hauptgedanke war, die im Museum befindlichen grossen Reliefs, deren

*) Abhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften in Berlin 1872, Taf. VIII.

**) Curtius, Monatsberichte der K. Akademie der Wissenschaften in Berlin 1872, Taf. VIII.
 
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