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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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Bode, Wilhelm von: Adam Elsheimer
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0356

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252

ADAM ELSHEIMER

nach Aegypten (Kat. No. i5g) stimmt selbst in den Grössenverhältnissen fast vollständig
mit der gleichen Darstellung in der Pinakothek zu München und dem Stiche Goudt's
überein. Dennoch scheint mir an der Originalität des Bildes, das vor dem Münchener
sorgfältigere Zeichnung der Figuren und leichtere, weichere Behandlungsweise voraus
hat, kein Zweifel. — Der barmherzige Samariter (Kat. No. 160) ist der oben genannten
grossen Darstellung desselben Gegenstandes im Privatbesitz zu Berlin in Auffassung
und tiefer Stimmung der kräftig behandelten und leuchtenden Färbung nahe verwandt
und gehört daher auch wohl, wie dieses, der späten Zeit des Künstlers an; die auf-
fallend grossen Figuren sind hier wieder nach des Meisters Vorliebe in der äussersten
Ecke des Bildes ganz vorn angebracht.
Im Privatbesitz in Paris ist mir kein Bild Elsheimer's bekannt. Eine kleine
Sammlung seiner Werke soll der Privatarzt des Barons James Rothschild, Dr. Roth,
besessen haben. Jedoch habe ich dieselbe nicht gesehen und habe auch nicht in
Erfahrung bringen können, wo sie sich jetzt befindet — vielleicht im Besitze der
Wittwe Rothschild, welche wenigstens seine Stiche erwarb.
Ein köstliches Bildchen, welches das Museum Boymans in Rotterdam besass,
Christus im Oelgarten, ist leider 1864 beim Brande des Museums mit zu Grunde ge-
gangen. Soweit mir bekannt, war dasselbe das einzige ächte Werk Elsheimer's in
Holland; denn die beiden unter seinem Namen bekannten Bildchen im Museum des
Haag sind weit spätere Producte von einem dem F. Moucheron verwandten Künstler,
die kaum an Elsheimer erinnern.
Die englischen Galerien, namentlich die Privatsammlungen besitzen eine be-
trächtliche Zahl von Gemälden Elsheimer's. Mehrere der von Waagen in seinen
„Art Treasures" erwähnten Bilder habe ich leider nicht gesehen; da aber Waagen andere
Bilder Elsheimer's in verschiedenen von ihm beschriebenen Sammlungen gar nicht
erwähnt und offenbar dem Meister nur ein geringes Interesse entgegenbrachte, so ist
wohl mit Sicherheit anzunehmen, dass sich in den englischen Privatgalerien ausserdem
noch eine Anzahl ächter Gemälde Elsheimer's unbeachtet finden werden. Die neueren
englischen Sammler haben allerdings keinerlei Interesse an Elsheimer gezeigt, und
auch im vorigen Jahrhundert haben sich Bilder von ihm wohl wesentlich nur ver-
einzelt mit Sammlungsankäufen in die Galerien verirrt. Aber einer der grössten und
kunstsinnigsten Sammler des siebenzehnten Jahrhunderts, Graf Arundel, welcher
1646 — noch ehe sein hoher Gönner das Haupt auf das Schaffot legen musste —
auf einer Reise in Italien starb, hatte eine ausserordentliche Vorliebe für unseren
Meister; und aus der reichen uns durch Hollar's Stiche bekannten Sammlung, welche
er von Elsheimer's Werken — Gemälden wie Zeichnungen — - zusammenbrachte, haben
sich die meisten Galerien Englands, welche jetzt Gemälde des Meisters besitzen,
recrutiert. Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfen wir auch die jetzt verschollenen
Bilder der Arundel-Collection, soweit sie nicht etwa zu Grunde gegangen sind, noch
im englischen Privatbesitz vermuthen.
Zu diesen Bildern gehören zunächst zwei Gemälde Elsheimer's im Fitzwilliam
Museum zu Cambridge (No. 55 und 3z), Pallas und Venus; das dritte Stück der
Folge, die Juno, ist uns nur noch durch Hollar's Stich bekannt. Die Göttinnen sind jede
in ihrem Reich dargestellt: Pallas als Beschützerin von Kunst und Wissenschaft sitzt
in voller Rüstung im Vordergründe eines durch verschiedene Lichter beleuchteten
Zimmers, in welchem weiter zurück Künstler nach dem Modell zeichnen und Gelehrte
in ihre Arbeit vertieft sind; Venus hockt nackt im Vordergründe einer heiteren Wald-
 
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