VON F. X. KRAUS.
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der Erhaltung werthen Architektur- und Sculpturtheile des alten Baues sollen neben
dem Neubau aufgestellt werden.
Beim Abbruch der alten Kirche fand sich u. a. ein Sarkophag aus Vogesen-
sandstein, den ich hiermit zur vorläufigen Kenntniss des archäologischen Publicums
bringe, da die zweite Auflage meiner Kunsttopographie von Unterelsass, obgleich die
erste fast ausverkauft ist, doch noch einige Jahre auf sich warten lassen wird. Der
Sarg selbst bietet kein besonderes Interesse dar; er hat die Form jener zahlreichen
Sarkophage der merowingisch-karolingischen Zeit, wie sie in französischen und
rheinischen Grabfeldern oft gefunden werden. Dagegen verdient der Sargdeckel alle
Beachtung. Die beigegebene Abbildung giebt die Mafse desselben und überhebt uns
einer eingehenden Beschreibung. Das die Mitte des Deckels fast ganz einnehmende
Kreuz hat die Form der Kreuze, wie sie auf zahlreichen merowingischen Grabsteinen
(in Trier, Mainz etc.) gefunden werden und erinnert besonders auffallend an den von
Revoil publicierten, bei de Caumont Abecedaire d'Archeol., Archit. relig., p. 82
(ed. 5e) wieder abgebildeten Sarg des Bischofs Boetius von Carpentras (um 604).
Die Inschrift ist zu Anfang verstümmelt; sie ist zu lesen
reQV(i)ESCANT IN XPO (Christo).
Es waren also mehrere Personen hier beigesetzt, deren Namen offenbar fehlten, denn
das abgeschlagene Stück des Sargdeckels bot keinen Platz für dieselben. Das Vor-
kommen des runden 6 in der Schrift, noch mehr der Optativ „requiescant" lassen nicht
mehr an die erste Zeit des Christenthums in Gallien denken, auch nicht einmal an die
frühmerowingische. Zwar kommt das runde unziale 6 in vereinzelten Fällen schon
im VI. und VII. Jahrhundert auf christlichen Steinen vor (z. B. Le Blant, No. 6i3A,
Inschrift aus dem Jahre 527), es gehört aber im Allgemeinen mehr dem X. und XI. Jahr-
hundert an. Die Formel requiescat, requiescant ist dem christlichen Alterthum im
Allgemeinen fremd und specifisch mittelalterlich. Auch die merowingischen und gleich-
zeitigen Steine haben stets den Indicativ. Zwei Ausnahmen, welche Hübner Inscr.
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der Erhaltung werthen Architektur- und Sculpturtheile des alten Baues sollen neben
dem Neubau aufgestellt werden.
Beim Abbruch der alten Kirche fand sich u. a. ein Sarkophag aus Vogesen-
sandstein, den ich hiermit zur vorläufigen Kenntniss des archäologischen Publicums
bringe, da die zweite Auflage meiner Kunsttopographie von Unterelsass, obgleich die
erste fast ausverkauft ist, doch noch einige Jahre auf sich warten lassen wird. Der
Sarg selbst bietet kein besonderes Interesse dar; er hat die Form jener zahlreichen
Sarkophage der merowingisch-karolingischen Zeit, wie sie in französischen und
rheinischen Grabfeldern oft gefunden werden. Dagegen verdient der Sargdeckel alle
Beachtung. Die beigegebene Abbildung giebt die Mafse desselben und überhebt uns
einer eingehenden Beschreibung. Das die Mitte des Deckels fast ganz einnehmende
Kreuz hat die Form der Kreuze, wie sie auf zahlreichen merowingischen Grabsteinen
(in Trier, Mainz etc.) gefunden werden und erinnert besonders auffallend an den von
Revoil publicierten, bei de Caumont Abecedaire d'Archeol., Archit. relig., p. 82
(ed. 5e) wieder abgebildeten Sarg des Bischofs Boetius von Carpentras (um 604).
Die Inschrift ist zu Anfang verstümmelt; sie ist zu lesen
reQV(i)ESCANT IN XPO (Christo).
Es waren also mehrere Personen hier beigesetzt, deren Namen offenbar fehlten, denn
das abgeschlagene Stück des Sargdeckels bot keinen Platz für dieselben. Das Vor-
kommen des runden 6 in der Schrift, noch mehr der Optativ „requiescant" lassen nicht
mehr an die erste Zeit des Christenthums in Gallien denken, auch nicht einmal an die
frühmerowingische. Zwar kommt das runde unziale 6 in vereinzelten Fällen schon
im VI. und VII. Jahrhundert auf christlichen Steinen vor (z. B. Le Blant, No. 6i3A,
Inschrift aus dem Jahre 527), es gehört aber im Allgemeinen mehr dem X. und XI. Jahr-
hundert an. Die Formel requiescat, requiescant ist dem christlichen Alterthum im
Allgemeinen fremd und specifisch mittelalterlich. Auch die merowingischen und gleich-
zeitigen Steine haben stets den Indicativ. Zwei Ausnahmen, welche Hübner Inscr.