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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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Bode, Wilhelm von: Adam Elsheimer
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0350

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246

ADAM ELSHEIMER

früheste Jugendwerk Elsheimer's, die Ansicht seiner Vaterstadt, von Sachsenhausen
aus genommen (aus dem Prehn'schen Kabinet, No. 737; auf Holz, H. 0,18, Br. 0,22).
Kleinlich in der Behandlung, namentlich im Laubwerk, welches die Büsche wie
Bienenschwärme erscheinen lässt, schwer und trübe in der Färbung und selbst noch
in der Perspective theilweise verfehlt, lässt es doch den Künstler in seinen ersten
Anfängen erkennen. — Künstlerisch weit bedeutender sind die beiden verhältnissmässig
umfangreichen Bilder des Staedel'schen Kunstinstitutes. Das Opfer zu Lystra
(Kat. No. 337)*), eine figurenreiche, klare und lebensvolle Composition, erinnert in
den Typen, der reichen Färbung und dem dünnen Farbenauftrag in den bräunlichen
Schatten noch an die deutschen Vorgänger des Meisters, namentlich an Rottenhammer;
es gehört daher wohl in die frühere Zeit seines römischen Aufenthaltes. Das zweite,
kleinere Gemälde, Bacchus als Kind unter den Nymphen von Nisa (Kat. No. 338),
giebt ein überaus reizvolles, gross gedachtes Bild eines stillen Waldthals, mit einer
Gruppe herrlicher Bäume im Vordergrunde. Die leuchtende Färbung und der
emailartige Farbenauftrag weisen dieses Hauptwerk in die mittlere, vielleicht schon
in die spätere Zeit des Künstlers. Beide Bilder sind von trefflicher Erhaltung.
Äusser diesen sind mir nur noch zwei ächte Bildchen von Elsheimer's Hand
in Frankfurt bekannt, wenig bedeutende Gegenstücke, welche sich früher in der
Sammlung des Senators Gwinner befanden. Das eine, im Besitze des H. Dr. W.
Gwinner, zeigt Christus auf dem Wege nach Emmaus; eine Ruine zwischen dichtem
Buschwerk« im Mittelgründe des Bildes nimmt den grössten Theil desselben ein und
macht dadurch den Eindruck in ähnlicher Weise unruhig wie auf dem Gegenstück bei
H. Karl Anton Milani, einer Ruhe auf der Flucht, der mit Buschwerk und Ruinen
bedeckte Bergabhang am gleichen Platze.
Nach einer freundlichen Mittheilung des Herrn A. C. Prestel hat derselbe kürz-
lich im von Cronstett'schen Damenstift in Frankfurt die von Soutmann ge-
stochene kleine Marter des hl. Laurentius wiederentdeckt, die einst Sandrart's Neffe
Mertens in Frankfurt besass. Eine treffliche alte Copie danach hat die National-
Galerie in London mit der Sammlung Wynn Ellis erhalten; für ein Original Els-
heimer's, wofür es der Katalog ausgiebt, ist es etwas zu kleinlich und zu trocken. Eine
geringe Copie besitzt die Galerie zu Innsbruck, eine freie Wiederholung, offenbar von
der Hand des jüngeren Frans Francken, die Galerie in Aschaffenburg (No. 781).
Die Dresdener Galerie hat drei treffliche Gemälde Elsheimer's aufzuweisen.
Durch Goudt's Stich (vom J. 1612) am bekanntesten ist das in der Wiedergabe der ver-
schiedensten Lichteffekte unübertreffliche kleine Interieur, welches Jupiter und Merkur
darstellt, die von Philemon und Baucis bewirthet werden (Kat. No. 1843). Ueber die
eigenthümliche Vorzüge der Composition und Beleuchtung in diesem Bilde habe ich mich
bereits ausgesprochen; die Zeichnung ist entsprechend meisterhaft und gross gehalten
trotz des kleinsten Umfanges und die Behandlung demgemäss weich und fast breit zu
nennen; die reichen harmonischen Lokalfarben kommen trotz des verschiedenartigen
künstlichen Lichtes noch zu bedeutender Wirkung. — Auf gleicher Höhe steht die
Ansicht eines bewaldeten Bergthales, in dessen Vordergründe Joseph dargestellt ist,
wie er von seinen Brüdern in den Brunnen gesenkt wird (Kat. No. 1842). Land-
schaft und Figuren halten sich hier etwa die Wage; die Landschaft ist von einer

*) Terwesten (S. 495) erwähnt das Bild auf der Versteigerung van Heemskerli im Haag
am 7. October 1765.
 
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