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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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Bode, Wilhelm von: Adam Elsheimer
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0354

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25ο

ADAM ELSHEIMER

durch mehrere Kerzen und Fackeln, die landschaftliche Ferne durch das Licht des
Mondes erhellt.
Ein Bildchen der Galerie der k. k. Akademie stimmt völlig oder doch im
Wesentlichen mit einem bekannten von Hollar in der Galerie Arundel unter dem
Namen „das- Reich der Venus" gestochenem Gemälde des Fitzwilliam Museums in
Cambridge überein. Beide Bilder erscheinen mir nach wiederholter Vergleichung
Originale zu sein. Das Wiener Bildchen ist von besonders klarer, emailartig auf-
getragener Färbung und völlig erhalten.
Hervorragender und ganz originell in der Auffassung ist das einzige ächte Bild
Elsheimer's in der Galerie Liechtenstein, die Flucht nach Aegypten (Kat. No. 1021).
Die Composition weicht völlig von der durch Goudt's Stich bekannten, wie von
anderen Darstellungen desselben Gegenstandes von Elsheimer ab. Unter hohen Bäumen
liegt links ein altes rohes Steinhaus, anscheinend eine Herberge; über den Wipfeln
der Bäume, unter denen in der Ferne Hirten am Feuer sitzen, steigt der Mond voll
empor; vorn auf dem Wege, von hinten gesehen, Maria mit dem Kinde auf dem Esel
reitend, den Joseph leitet, eine Fackel in der Hand. Die Auffassung ist realistischer
als wir von Elsheimer gewohnt sind, aber dabei von besonderem Reiz; die Behandlung
weist auf die mittlere Zeit des Künstlers.
Das anziehendste Bildchen Elsheimer's in Wien befindet sich im Besitze des
Herrn Professor Μ. Thausing (auf Kupfer, 0,17 Μ. breit, o,i3 Μ. hoch). Ein stilles,
breites Wasser zieht sich von vorn in das Bild hinein, bis es sich unter hohen Bäumen
verliert. Ueber dem Walde erhebt sich ein Hügel, dessen Abhang zwischen Busch-
werk einzelne Fichten sehen lässt. Vorn links sitzt Johannes der Täufer, einen rothen
Mantel umgeworfen, in stiller Beschauung. Das helle Sonnenlicht breitet seinen
heiteren Schein über diese einfache Landschaft, die in dem blonden Grün des Laubes,
in dem emailartigen Farbenauftrag, in der Zeichnung und Charakterisierung der
Bäume zu den vollendetsten und doch, trotz ihres geringen Umfangs, nicht miniatur-
artig gequälten Werken Elsheimer's gehört.
Unter den Sammlungen ausserhalb Deutschlands steht die Galerie der
Uffizien zu Florenz nach Zahl und Bedeutung ihrer Gemälde Elsheimer's obenan.
Das Selbstporträt des Meisters (Kat. No. 439) haben wir bereits früher besprochen. —
Die beiden grösseren Compositionen: der schalmeiblasende Hirt (No. 758) und die
Töchter der Aglaia, von Merkur zum Tempel geleitet (No. 793), erwecken ein gleiches
Interesse für die Landschaft wie für die Figuren und sind in jeder Beziehung Meister-
werke des Künstlers, weshalb sie schon bei der Charakteristik desselben ihre Würdigung
erfahren haben. Behandlung und Färbung sind im engen Raum energisch und die Pinsel-
führung weich und leicht, wonach beide Bilder seiner mittleren besten Zeit angehören
werden. Ein Theil des letztgenannten Bildes ist von Hollar gestochen, woraus wohl
geschlossen werden darf, dass dasselbe sich damals im Besitz des Herzogs von Arundel
befand. — Einen früheren Charakter als diese Bilder trägt die miniaturartig durch-
geführte kleine Waldlandschaft, in welcher Hagar, vom Engel getröstet, als Staffage
angebracht ist (No. 772); in der Färbung fällt der eigenthümliche matt-graue Ton auf,
*) Ich gebe hier ausnahmsweise die Mafse der Bilder, weil der Katalog der Uffizien,
der mit denen der meisten andern italienischen Galerien auf gleicher Höhe steht, diese über-
haupt nicht angiebt. No. 439 misst H. 0,2, Br. 0,46 Μ.; No. 793 H. 0,195, Br. 0,255 Μ.;
No. 772 H. o,io5, Br. 0,14 Μ.; die kleinen Bildchen in No. 771 und 773 etwa jedes H. 0,10,
Br. 0,07 Μ.
 
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