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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 2.1830

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1. Heft
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Engel, Carl Ludwig: Über Fundamente aus Bruchsteinen ohne Mörtel
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https://doi.org/10.11588/diglit.19253#0035

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n

O.

Engel, Fundamente aus Bruchsteinen ohne Mörtel.

23

3.

Uber Fundamente aus Bruchsteinen ohne Mörtel.

(Von dem Kaiserlich-Russischen Bau-Intendanten Herrn C. L. Engel zu Helsingfors.)

.Die Alten sowohl, als verschiedene neuere Völker haben zwar Bauwerke
von bedeutendem Umfange blofs aus grofsen Stemmassen, ohne alle Ver«
bindungsmittel aufgeführt ; allein diese Bauwerke, Molen und Hafendämme
der Römer, Franzosen und Engländer, kann man 1110* als Steinhaufen oder
als künstliche Berge betrachten, die Meereswellen zu brechen, wo man
die Sterne nicht regeknäfsig legen konnte, sondern nur regellos Steine und
Felsmassen aufhäufen mufste. Obgleich diese Stein würfe, wie man sie zu
nennen pflegt, wenn sie die Oberfläche des Wassers erreicht haben, zuwei-
len auch als Grundwälle zu regelmäfsigen Bauwerken dienen, die darauf er«
richtet werden (die eigentlichen Fundamente werden erst darauf gemauert),
so ist dies doch nicht ihr eigentlicher, sondern nur ein Nebenzweck.

Die sogenannten cyclopischen Mauern, oder die Bauwerke der Pe-
lasger, von welchen Griechenland und Italien noch so merkwürdige Über-
reste aufzuweisen haben, sind zwar Werke aus grofsen Steinen, ohne alle
Bindimgsmittel aufgefülirt; sie sind aber für sich bestehende Bauwerke,
gröfstentheils nur Ringmauern alter Städte, also nur zum Elnscldiefsen von
Räumen, nicht zum Tragen von Lasten, wie z. B. von Gebäuden, bestimmt.

Auch Mauern aus rohen Feldsteinen, ohne Mörtel und sonstige Ver-
bindung, zur Einschliefsuug von Gärten, Kircldiöfen und Äckern, so wie zur
Begrenzung kleiner Terrassen und dergleichen, sind in allen Ländern ein
alltäglicher Gegenstand; allein die Anwendung trockner Mauern als tra-
gende Körper, als Fundamente beliebiger Gebäude, ist, wie mir scheint,
weniger bekannt; denn weder die Hand- und Lehrbücher der Baukunst,
noch andere dahin einschlagende Werke handeln meines Wissens davon.
Der Gegenstand scheint also im Allgemeinen neu, und von den Verfassern
arclntectonischer Schriften weniger bemerkt worden zu sein; denn der
blofse Zweifel an der Zuverläfsigkeit dieser Fundamentirungsart kann kein
Grund sein, sie mit Stillschweigen zu übergehen.
 
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