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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 3.1830

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Senff, J.: Die Säulen der Isaaks-Kirche zu St. Petersburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19264#0128

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8. Senf/, die Säulen der Isaaks-Kirche zu St. Petersburg.

8.

Die Säulen der Isaaks-Kirche zu St. Petersburg.

(Von dem Herrn J. Senf, c. ph. zu Berlin.)

V or zwei Jahren hatte icli Gelegenheit die Aufrichtung einer dieser Säu-
len zu sehen, und aus dem grofsen Interesse welches das Schauspiel für
mich hatte, glaube ich schiiefsen zu können, dafs einige Worte darüber
dem Leser nicht uninteressant sein dürften. Ich tlieile datier das Wenige,
was ich mit Gewifsheit über diesen Gegenstand weifs, mit. Sie sind
aus einem grobkörnigen, rothbramien Sienitfelsen in Wederlas unweit
Friedriehsham in Finnland gebrochen; man hatte nach vielem Su-
chen diese Stelle am tauglichsten dazu gefunden, weil die horizontalen und
fast verticalen Klüftungen, welche den Felsen durchsetzen, schon von Na-
tur solche Stücke bildeten wie mau sie brauchte, und das Sprengen we-
niger gefährlich war, indem es nur die schon getheilten Stücke trennen,
nicht aber (oder doch nur selten) die Spalten selbst erzeugen sollte. Man
brach'und sprengte daher den Felsen soweit ab, dals vorn eine freie glatte
Flache entstand und die nächstfolgende Spalte benutzt werden konnte;
dann bohrte man dicht an der Spalte eine Reihe von Löchern, die vreit
tiefer reichten als der Durchmesser der Säule. Durch eiserne Keile, spä-
ter auch durch Pulver, das mittelst eines Lauf-Feuers in allen Bohrlöcliern
zugleich angezündet ward, schob man nun das Felsenstück von seinem
Platze. Nachdem die Säulen roh behauen waren, wurden sie paarweise
zu Schiffe nach St. Petersburg transportirt. Von allen 36 Säulen sollen
nur Zwei beim Sprengen verunglückt sein, die durch neue ersetzt wur-
den. Roll behauen, wie man sie schon vor 7 Jahren bei der Admiralität
liegen sah, waren diese Säulen am untern Ende 6| Fufs im Durchmesser
und 54 bis 56 Fufs lang; also 1526 Cubik-Fufs grofs und 3600 bis 3700
Centner schwer. Diese Massen wurden in einem eigens dazu erbauten
Schuppen erst genau behauen und dann aus freier Hand geschliffen und
polirt, wobei sie eine schöne Farbe aimahmen. Bei dem Transport vom
 
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