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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 3.1830

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Wittig: Über schwache Stellen in Gebäuden
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https://doi.org/10.11588/diglit.19264#0212

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204

11. TVittig) über schwache Stellen in Gebäuden.

11.

Uber schwache Stellen in Gebäuden.

(Vom Hauplmann im König!. Ingenieur-Corps und Festungs-Bau-Director

Herrn Wütig zu Colberg.)

Wenn der Baugrund gut und fest befunden, oder durch künstliche
Hülfsniittel gesichert worden ist, wenn Zeichnungen und Calcul zu
irgend einem Gebäude angefertigt worden sind und alles genau erwogen
zu sein scheint: können sich dennoch im Fortgange des Baues nachthei-
lige Fähe ereignen, die nicht berechnet und speciell genug vorhergesehen
werden konnten; daher dann gewöhnlich, wenn solche Schwierigkeiten
schon beim Bau-Entwürfe gefühlt werden, gesagt wird: es finde sich bei
der Ausführung.

In der Militair - Baukunst werden, nach der Sprache der Ingenieure,
diejenigen einzelnen Stellen, welche gegen das Wurf- und directe Ptohr-
geschiitz durch irgend eine Zufälligkeit in der Bau - Construction nicht die
vorgeschriebene Normal-Stärke erhalten, mit dem Ausdrucke: schwache
Stellen bezeichnet. Dieser treffende Ausdruck läfst sich sehr gut auf die
Civil-Baukunst und zwar in dem Sinne übertragen, dafs darunter Stellen,
im Mauer- wie im Holzverband, verstanden werden, die zwar dem An-
scheine nach stark genug sind eine bestimmte Last zu tragen, bei ge-
nauer Untersuchung aber der Standfestigkeit des Gebäudes offenbar Ein-
trag thun.

Es giebt auch, ohne sich gerade auf jenen bequemen Trostspruch
„es linde sich’5 zu stützen, wirklich selten ein Gebäude von einiger Be-
deutung, bei welchem nicht schwache Stellen während der Ausführung zum
Vorschein kämen, wogegen aber der Baumeister immer auf der Huf sein
mufs, weil sie sich nach erfolgter Ausführung schwer und oft gar nicht
verbessern lassen. Eben so wahr ist es, dafs häufiger durch die Unacht-
samkeit und Indolenz der Bauleute, als durch die Schuld des Baumeisters
schwache Stellen in Gebäuden entstehen.
 
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