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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 5.1832

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Vicat: Nachrichten von den Beobachtungen einer periodischen Bewegung der Gewölbe der Brücke über die Dordogne bei Souillac
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https://doi.org/10.11588/diglit.42039#0473

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27. Beobachtungen üb. eine period. Ausdehnung u. Zusammenziehung von Gewölben. 461

27.
Nachrichten von den Beobachtungen einer periodischen
Bewegung der Gewölbe der Brücke über die Dordogne
bei Souillac.
(Vertatst yon Herrn Vicat und aus dem Ptecueil de dessins etc. de Vecole des ponts et
chaussees tom. I. gezogen vom Herrn Dr. Dietlein zu Berlin.)

Wahrscheinlich ändert sich die Ausdehnung aller Körper ohne Ausnahme
bei dem Wechsel der Temperatur. Die lineare Ausdehnung der Metalle,
von welcher man am häufigsten zu verschiedenen Zwecken Anwendungen
macht, sind von L a p 1 a c e und L a v o i s i er gemessen worden. Ich weifs nicht,
oh die Naturforscher ähnliche Untersuchungen über verschiedene Steinarten,
wie Ouarz, Granit, Marmor, Kalkstein u. dergl. angestellt haben. Gewifs
aber ist es, dafs man beim Bauen die Einflüsse der Wärme und Kälte auf
die Ausdehnung und Zusammenziehung dieser Stoffe nicht genug beachtet,
was beim Eisen, Blei oder Kupfer schon nicht ohne Nachtheil vernach»
läfsiget werden dürfte.
Der Verband der Mauern in den gewöhnlichen Gebäuden ist nicht
geeignet, die Einflüsse der Veränderungen der Temperatur auf die Steine
bemerkbar zu machen; denn bei der Menge von Fugen kann jeder ein-
zelne Stein, bei grofser Kälte, unabhängig von den übrigen, sich zusam-
menziehen; und da man nur im Sommer, oder wenigstens nur bei einer
mittleren Temperatur von 25 Grad (liunderttheilig) in der Sonne bauet,
so kann die stärkste Sommerhitze die Abmessungen der Steine nicht be-
o
deutend vergröfsern, weil sie zur Zeit des Versetzens beinahe schon ihr
relativ gröfstes Maafs hatten. Eine, aus einer Reihe in gerader Linie
nebeneinander gesetzter Steine bestehende Geländermauer, kann an ihren
Enden kein Zeichen von Verlängerung oder Verkürzung geben, aber bei
einer sehr hohen Säule oder einem Thurme verhält es sich anders. Vor-
züglich sind es aber die grofsen gedrückten Gewölbe, an welchen ch die
kleinen thermometrischen Veränderungen der Steine erkennen lassen.
 
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