Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 13.1839

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Rosenthal, C. A.: Uebersicht der Geschichte der Baukunst, mit Rücksicht auf die allgemeine Culturgeschichte, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42059#0265

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. Rasenthal, Uebersicht der Geschieht der Bmlunst. 257
ausladendes Capital, zur sichern Unterstützung der Last, ist für die Hölen-
stütze ganz überflüssig: vielmehr ist es besser, zur Verminderung der Span-
nung ? die obere Verbindungsflachö mit dem Felsen nachträglich zu ver-
kleinern. Uebrigens ist die Form ganz gleichgültig und nicht, wie das
Detail der Säule, durch statische Gesetze bedingt.
So zeigen denn auch die Pfeiler in den Indischen Holen eine man-
nigfache, phantastische Gestaltung, in welcher sich als Grundtypus die oben
eiiwezogene, unten ausgebreitete, und daher nicht unpassende Glockenform
auf würfelförmigem Unterbau, ohne eigentlichen Stamm, erkennen läfst.
Oben darauf liegt in der Regel eine polsterartige Unterlage, deren Idee
(allmälige Vermindrung des Drucks) ganz dem weichlichen Indischen Cha-
racter entspricht, und die später bei den Karyatiden und Atlanten (wo
sie sehr passend das Widersinnige der Unterstützung einer zu schweren,
scharfkantigen Steinmasse durch den menschlichen Körper ausdrückt) häufig
wiederkehrt. Die kragstein-artigen Vorsprünge über jene Polster gehören
mehr der Decke der oberu Auflagerfläche an; sie stehen mit der gedach-
ten Verminderung der obern Auflagerfläche in Uebereinstimmung«
Unter einer rund ausgehölten Decke konnte die Weite der Hole
schon ziemlich beträchtlich sein, ohne dafs Stützen nöthig waren; auch
sieht man nicht, wie sich beide gut vereinigen liefsen; denn das Hüifsmit-
tel, jedem Schiff seine besondere Decke zu geben, ist für die ursprüngliche
Bauart nicht einfach genug. Es ist daher nicht zu zweifeln, dafs die Idee
der Stützen erst mit der der geraden Decke entstand. Die vorhandenen
Tempel mit runden Decken sind indefs alle mehrschiffig. Entweder sind
nuu die Abseiten mit den Pfeilerreihen dort erst durch spätere Erweiterung
entstanden (was bei Holen nicht schwierig war), oder sie sind jünger als
die ersten, geraden Decken. In diesem Falle möchte man annehmen, dafs,
da gerade diese Holen dem alten Buddha geweihet sind, alle altern, viel-
leicht noch unentdeckten Buddhatempel klein und einschiffig waren und
runde Decken hatten, und dafs ferner die geraden Decken erst mit dem
Auftreten der spätem Schien- und Viscbnu-Secten aufkamen, während
indessen die runde Deckenform von den Buddhisten, bis zur ihrer end-
lichen Vertreibung, zum Abzeichen beibehalten wurde.
Die Verzierung der Hölentempel bietet reichen Stoff zu Betrach-
tungen dar, die wir erst mit der Untersuchung über den Character der
Indischen Baukunst verbinden wollen.

[ 34* j
 
Annotationen