128 IV. Geschichte eines sächsischen Künstlers,
will, und der alles das, was er weiß, blos aus sich selbst
geschöpft und disfalls niemals den geringsten Unterricht ge-
nossen hat.
Den ersten Grund zur Ausbildung seines Künstlergenies
legre der Mühlenbau, den er, um das ganz zu seyn, was
man von einem Müller fordern kann, erlernte und wirklich
einige Zeit lang mit vieler Geschicklichkeit betrieb. Weil aber
in dem kleinen Kreise um ihn her nicht immer dergleichen Be-
schäftigungen vorfielen, und im Lande deswegen umherzuzie-
hen ihm nicht behagte, so suchte er sich eine Nebenbeschäfti-
gung eigen zu machen, welche seine müßigen Stunden zwek-
mäßig ausfullen, zugleich aber auch mit seinem Berufe in
einer genauen Verwandschaft stehen sollte. Und diese Neben-
beschäftigung fand er in der Uhr mache rkun st.
Gleich sein erstes Produkt, welches er in diesem Fache
hervorzubringen sich entschloß, sollte keine ganz gewöhnliche
Wanduhr, am wenigsten von Holz seyn; weil ihm diese Gat-
tung zu alltäglich, und den Kenntnissen eines praktischen
Mühlenbauers unwürdig schien. An Statt daß er als
Mühlenbauer in Holz gearbeitet hatte, versuchte er jezt die
Srahlarbeit, und verfertigte aus diesem harten Metalleine
Wanduhr, welche Stunden und Viertel schlug, und nach
geendigtem Stundenschlage auf Glocken einen Choral oder
auch ein anderes musikalisches Stükcben spielte. Diese Uhr
war, obschon die erste von unserm Künstler, doch mit der
größten Genauigkeit gearbeitet und nur vor wenig Jahren
hörte ich sie noch beim Oberforstmeister von Pöllniz in Zscho-
pau spielen. Seit etlichen und zwanzig Jahren nun — denn
so lange ist es, als er dies erste erwähnte Produkt verfertig-
te, hat er sich in diesem Farbe immer mehr und mehr aus-
gebildet und vervollkommt, und nicht allein große Uhren,
sondern auch Consolen und Taschenuhren in Menge und von
allen Arten gefertiget. Dies würde jedoch eine vorzügliche
Ve-
will, und der alles das, was er weiß, blos aus sich selbst
geschöpft und disfalls niemals den geringsten Unterricht ge-
nossen hat.
Den ersten Grund zur Ausbildung seines Künstlergenies
legre der Mühlenbau, den er, um das ganz zu seyn, was
man von einem Müller fordern kann, erlernte und wirklich
einige Zeit lang mit vieler Geschicklichkeit betrieb. Weil aber
in dem kleinen Kreise um ihn her nicht immer dergleichen Be-
schäftigungen vorfielen, und im Lande deswegen umherzuzie-
hen ihm nicht behagte, so suchte er sich eine Nebenbeschäfti-
gung eigen zu machen, welche seine müßigen Stunden zwek-
mäßig ausfullen, zugleich aber auch mit seinem Berufe in
einer genauen Verwandschaft stehen sollte. Und diese Neben-
beschäftigung fand er in der Uhr mache rkun st.
Gleich sein erstes Produkt, welches er in diesem Fache
hervorzubringen sich entschloß, sollte keine ganz gewöhnliche
Wanduhr, am wenigsten von Holz seyn; weil ihm diese Gat-
tung zu alltäglich, und den Kenntnissen eines praktischen
Mühlenbauers unwürdig schien. An Statt daß er als
Mühlenbauer in Holz gearbeitet hatte, versuchte er jezt die
Srahlarbeit, und verfertigte aus diesem harten Metalleine
Wanduhr, welche Stunden und Viertel schlug, und nach
geendigtem Stundenschlage auf Glocken einen Choral oder
auch ein anderes musikalisches Stükcben spielte. Diese Uhr
war, obschon die erste von unserm Künstler, doch mit der
größten Genauigkeit gearbeitet und nur vor wenig Jahren
hörte ich sie noch beim Oberforstmeister von Pöllniz in Zscho-
pau spielen. Seit etlichen und zwanzig Jahren nun — denn
so lange ist es, als er dies erste erwähnte Produkt verfertig-
te, hat er sich in diesem Farbe immer mehr und mehr aus-
gebildet und vervollkommt, und nicht allein große Uhren,
sondern auch Consolen und Taschenuhren in Menge und von
allen Arten gefertiget. Dies würde jedoch eine vorzügliche
Ve-