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Nr. 3

JUGEND

1896

In drei mächtigen Armeen zogen wir Deutsche an unsere
Westgrenze. Steinmetz mit der ersten und Prinz Friedrich
Carl mit der zweiten sammelten sich an der Saar. Preussens
Kronprinz mit der dritten in der Rheinpfalz.

Man glaubte die Franzosen längst gerüstet. Sie haben
nur aus Saarbrücken die kleine tapfere Garnison kurze Zeit
verdrängt. Weiter kamen sie nicht vor. Es fehlte ihnen noch
an Allem.

Wir aber standen am 4. August vollkommen bereit an
der Grenze und griffen natürlich sofort an. Die Bayern Hart-
mann’s stürmten auf Weissenburg. Turko und Zuaven wehrten
den Marsch. Erschlagen blieben viele von ihnen liegen; der
Rest entfloh.

Nun liess der Kronprinz die Preussen Kirchbach’s und
Bose’s den Gaisberg angreifen. Hart und blutig war die Auf-
gabe. Aber sie gelang.

Unterdessen hatten die Bayern Weissenburg selbst er-
obert — der erste Sieg war erfochten, gemeinsam vergossenes
Blut hatte die Waffenbrüderschaft von Preussen und Bayern
gekittet. Der Rest der geschlagenen feindlichen Division floh
gegen Wörth. Dort stand Mac Mahon mit seinem Korps.

Am 6. August stiess die dritte deutsche Armee auf diesen
Feind. Beim V. preussischen Korps gings an. Vorpostenkämpfe.
Das II. bayerische wollte die Kameraden unterstützen.

»Vor über die Sauer! Hurrah! Drauf!«

Das war zu früh; sie mussten zurück.

Nun stürmten die preussischen Schlesier vor, den Bayern
zu helfen.

So Stands, als der Kronprinz kam.

Der sah sich um und sprach: »Es geht. Alle Reserven
heran, und vorwärts!«

Wie griffen da Preussen, Bayern und Württemberger an!

Der Gegner wehrte sich wüthend. Half ihm nichts.
Seine Infanterie wich; seine Artillerie war zusammengeschos-
sen, seine Reiterei fast ganz vernichtet. Gemeinsam haben
wir Eisasshausen und Fröschweiler erstürmt, Mac Mahons
Armee war zerschmettert.

Jetzt lag der Weg frei; die dritte deutsche Armee rückte
unaufhaltsam durch die Vogesen in das Herz Frankreichs vor.

Am Tage von Wörth überschritten auch die Vortruppen
der ersten und zweiten deutschen Armee die Grenze.

»Wer steht auf den Höhen von Spichern?«

»Franzosen sind’s, vom Korps Frossard, sorglos, denn
sie halten den rothen Berg für unerstürmbar.«

Wenige Stunden später haben Rheinpreussen und West-
falen in glühender Hitze die Höhen erstiegen, die französische
Uebermacht geschlagen, den Feind in die Flucht gejagt.

Nun den Franzosen nach auf Metz!

Bazaine hatte gewaltigen Vorsprung, Ob er entkommt?

»Den Feind aufhalten, wo es geht; ihm westlich zuvor-
kommen ; ihn in Metz einschliessen war das Ziel der Deutschen.

Es wurde marschiert wie toll.

Am 14. August erreichte man sie wieder.

Bei Colombey Nouilly biss Steinmetz mit seinen West-
falen und Ostpreussen an.

Ging schwer genug. Aber es half.

Bazaine liess sich aufhalten, und dadurch fand die zweite
deutsche Armee Zeit, Metz südlich zu umgehen. Am 16. wollte
Bazaine westwärts abmarschiren. Plötzlich stürmten ihm die
Brandenburger in die Flanke, und wie!

Alles setzten sie ein!

Diese braven Truppen, die Vionville eroberten! Diese
todesmuthigen Reiter Bredows, die sich opferten! Und doch
wäre es umsonst gewesen ohne die Hannoveraner. Die setzten
den letzten Athemzug daran. Sie kamen rechtzeitig, stürmten
— und der Feind wich nach Metz zurück.

Zwei Tage später versuchte es Bazaine zum zweiten
Male mit seiner ganzen Armee.

Nun stand aber Friedrich Carl bereit.

Bei Gravelotte begann das Wüthen, Westfalen und Rhein-
länder gegen fast uneinnehmbare, stark besetzte Stellungen.

Das kostete entsetzlich Blut.

Links davon Schleswigholsteiner gegen Amanvillers, ein
langes hartes Ringen.

Der Hauptkampf aber war nördlich bei St. Privat. Dort
wollte Bazaine um jeden Preis durch. Dort aber haben Garden
und Sachsen ihn gepackt und sind über das freie Feld vor-
gegangen, trotzdem Tausende und Abertausende dem Feindes-
blei erlagen, und haben gestürmt und wieder gestürmt, bis
wirklich — fast war die Kraft zu Ende — der rechte fran-
zösische Flügel geworfen, der Sieg errungen wurde.

Nun griffen unten bei Gravelotte noch die Pommern
ein und brachten auch dort den heiss ersehnten Entscheid.
Damit war die Armee Bazaines endgültig nach Metz geworfen.

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Louis Braun: Feldpost
 
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