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Nr. 5

JUGEND

1896

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Vom neuen Jahr.

Kleine Hände, kleiner Mund,

Grosse Augen blau und rund,
Weiches, langes Ringelhaar,

Leise Stimme glockenklar —;

Also kam das neue Jahr
Heute zu mir in mein Haus.

Lieblich sah’s und lustig aus.

Dass es bleibe, wie es ist,

Wünsche ich als Mensch und Christ.
Mög es nie mit Wuthgeberden
Eine schrille Trulle werden,

Die mit Zank und Zorn regiert
Und das Schöne molestirt.

Leise bleib es, klar und lind,

Guter Gast und gutes Kind,

Bring mir bald in grüner Schüssel
Hohe gelbe Himmelsschlüssel,

Rosen, wenn der Sommer glüht,
Wein, wenn blass die Aster blüht,
Und im Winter zünd’ es dann
Mir die Weihnachtskerzen an.

Wird es dann von hinnen müssen,
Werd’ ich ihm die Hände küssen,

Die mich so mit Glück begütet
Und in Schönheit eingehütet.

Willst du, Jahr? Die Kleine lacht,
Hat mir einen Knix gemacht,

Hat noch einmal still genickt,

Eine Kusshand mir geschickt,

Und dann ist sie fortgesprungen.

Springend hat sie dies gesungen:

Zu Flöten und Geigen
Hintanz’ ich im Reigen,
Habe Blumen im Haar.
Oh lasst euch bewegen,
Ihr Trüben und Trägen,
Im Tanze ist Segen,

Die Freude macht klar.

Auf, wagt es, zu springen!

Es muss euch gelingen,

Was fröhlich ihr schafft.

Das grämliche Hocken
Bringt Alles ins Stocken.

Frei wehn meine Locken,

Die Freude macht Kraft.

OTTO JULIUS BIEKBAUM.



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Index
Otto Julius Bierbaum: Vom neuen Jahr
Otto Eckmann: Randleisten
 
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