1896
JUGEND
Nr. 6
Zierleiste von J. Carben.
17 Mann im Reichstag.
Donnerwetter nocheinmal:
Siebzehn Mann im Reichstagssaal!
Haben wir darum die Herrn gewählt?
Haben wir darum uns gequält,
Uns in heissen Wahlschlachttagen
Mit den Feinden herumgeschlagen,
Darum geschrieben, darum geredet,
Darum Nachbar den Nachbarn befehdet,
Darum Partei die Partei gehasst,
Darum den glänzenden Reichstagspalast
Aufgebaut für zwei Dutzend Millionen,
Dass d’rin siebzehn Herrlein wohnen,
Siebzehn Herrlein von fast vierhundert? -
Ganz Europa steht verwundert
Und schaut dem Jammer mit Lachen zu:
„Herrlicher deutscher Michel Du!
Bist schon ein Vierteljahrhundert wach,
Hängst halt wieder dem Schlafe nach!“
Siebzehn Männer, gewählt vom Land,
Sind noch, wenn man sie braucht, zur Hand,
Dreihundertundachtzig ist es gleich,
Wie’s ihm ergeht, dem deutschen Reich! —
Wenn nun wieder die Zeit mal kommt,
Dass uns ein neuer Reichstag frommt
Braucht es dann wieder der vielen Reden
Und der grimmigen Zeitungsfehden
Und der Opfer an Zeit und Geld
Denn umsonst ist der Tod in der Welt
All’ der Erregung nah und fern,
All’ das wieder — um solche Herrn?
Nein, wahrhaftig, das nächste Mal
Schenken wir uns die Müh’ der Wahl
Und wir knobeln es schlichtweg aus,
Wer da komme in’s Reichstaghaus!
Wie sie der Zufall zusammentrug
Dazu sind sie gescheut genug,
Dass sie nicht in die Sitzung geh’n.
Wie wir’s von unsern Erwählten seh’n!
Donnerwetter nocheinmal:
Siebzehn Mann im Reichstagssaal!
G. HINWEG.
Die Preisausschreiben
der ,Jugend“
haben, wie schon mitgetheilt, ein unerwartet
erfreuliches Ergebniss gehabt. Für Wettbewerb I:
Entwürfe fürTitelblätt er der, Jugend“ liefen
im Ganzen 230 Arbeiten ein. Die Jury verlieh
den I Preis (200 Mark) dem Entwürfe von
Robert Engels (Düsseldorf), Motto: »Pastorale«.
Ferner wurden zwei zweite Preise ä 150 Mark
verliehen an E. R- Witzei (München), Motto:
«Poesie« und Albert Wimmer (Leipzig), Motto:
»Credo« und zwei dritte Preise ä 100 Mark an
Josef Auchentaller (München), Motto: »Jugend,
geh’ mit der Zeit« und Adolf Münzer (München),
Motto: »Stier«. Noch etwa fünfzehn weitere
Entwürfe waren mit in die engere Wahl gekommen
und wurden zum Ankauf empfohlen. Bei Wett-
bewerb II, Entwürfe für Menukarten, erhielt
von circa 120 Einsendungen den I. Preis (80 Mark)
wieder Robert Engels, (Düsseldorf) für seinen
Entwurf mit dem Motto: »Ein Gastmahl des
Königs«. Die Zahl der zweiten Preise ä 60 Mark
wurde auf drei erhöht. Diese erhielten: Bruno
/’s«/ (München), Motto: »Schwarz-weiss-roth« ,
Ernst Ewerbeck {München), Motto: »So«, Paul
Neuenborn (Düsseldorf) für vier Entwürfe mit
dem Motto: »Decies repetita placebit«. Auch
die Zahl der dritten Preise, ä 40 Mark, musste
auf drei erhöht werden. Diese bekamen: Carl
Spindler (Sankt Leonhard bei Boersch, Unter-
Elsass), Motto: »Tantalus«, Hans Völcker
(München), Motto: »Hähnchen« und Arpad
Schmidhammer (München), Motto: »Reigen«.
In der Concurrenz III für Politische Karika-
turen wurde der I. Preis (SoMk.) Arpad Schmid-
hammer (München), Motto: »Finger weg« zuge-
sprochen, ferner wurden drei zweite Preise zu-
erkannt an die Herren J. Carben (München),
Motto: »Staatsgewalt her, oder ich fall um!«,
Rudolf Griess (München), Motto: »Durch!« und
einem Entwürfe mit dem Motto: »Kürze ist des
Witzes Seele« (Name unbekannt). WettbewerbIV
betrafEntwürfefür Carnevalsplakate. I. Preis
Ferdinand G'ötz (München), Motto: »Schwarz-
weiss«, II. Preis Rudolf Wilke (München), Motto :
»Carneval frangaise«, zwei dritte Preise: E.
Laskowsky (Strassburg), Motto: »Maske« und
Eduard Gabelsberger (München), Motto: »Ernst
ist das Leben, heiter die Kunst«. — Die Jury
bestand aus den beiden Herrn Präsidenten der
grossen Münchener Künstlervereinigungen: Pro-
fessor Ludwig Dill (»Secession«) und Hugo
Bürgel (»Münchener Künstler-Genossenschaft«),
aus den beiden Herrn Akademie-Professoren
Marr und Franz Stuck und Herausgeber und
Redakteur der Zeitschrift „fugend“.
-r' '—^.-1—• —
Zukunftsfeuerwehr.
Von Arpad Schmidhammer.
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JUGEND
Nr. 6
Zierleiste von J. Carben.
17 Mann im Reichstag.
Donnerwetter nocheinmal:
Siebzehn Mann im Reichstagssaal!
Haben wir darum die Herrn gewählt?
Haben wir darum uns gequält,
Uns in heissen Wahlschlachttagen
Mit den Feinden herumgeschlagen,
Darum geschrieben, darum geredet,
Darum Nachbar den Nachbarn befehdet,
Darum Partei die Partei gehasst,
Darum den glänzenden Reichstagspalast
Aufgebaut für zwei Dutzend Millionen,
Dass d’rin siebzehn Herrlein wohnen,
Siebzehn Herrlein von fast vierhundert? -
Ganz Europa steht verwundert
Und schaut dem Jammer mit Lachen zu:
„Herrlicher deutscher Michel Du!
Bist schon ein Vierteljahrhundert wach,
Hängst halt wieder dem Schlafe nach!“
Siebzehn Männer, gewählt vom Land,
Sind noch, wenn man sie braucht, zur Hand,
Dreihundertundachtzig ist es gleich,
Wie’s ihm ergeht, dem deutschen Reich! —
Wenn nun wieder die Zeit mal kommt,
Dass uns ein neuer Reichstag frommt
Braucht es dann wieder der vielen Reden
Und der grimmigen Zeitungsfehden
Und der Opfer an Zeit und Geld
Denn umsonst ist der Tod in der Welt
All’ der Erregung nah und fern,
All’ das wieder — um solche Herrn?
Nein, wahrhaftig, das nächste Mal
Schenken wir uns die Müh’ der Wahl
Und wir knobeln es schlichtweg aus,
Wer da komme in’s Reichstaghaus!
Wie sie der Zufall zusammentrug
Dazu sind sie gescheut genug,
Dass sie nicht in die Sitzung geh’n.
Wie wir’s von unsern Erwählten seh’n!
Donnerwetter nocheinmal:
Siebzehn Mann im Reichstagssaal!
G. HINWEG.
Die Preisausschreiben
der ,Jugend“
haben, wie schon mitgetheilt, ein unerwartet
erfreuliches Ergebniss gehabt. Für Wettbewerb I:
Entwürfe fürTitelblätt er der, Jugend“ liefen
im Ganzen 230 Arbeiten ein. Die Jury verlieh
den I Preis (200 Mark) dem Entwürfe von
Robert Engels (Düsseldorf), Motto: »Pastorale«.
Ferner wurden zwei zweite Preise ä 150 Mark
verliehen an E. R- Witzei (München), Motto:
«Poesie« und Albert Wimmer (Leipzig), Motto:
»Credo« und zwei dritte Preise ä 100 Mark an
Josef Auchentaller (München), Motto: »Jugend,
geh’ mit der Zeit« und Adolf Münzer (München),
Motto: »Stier«. Noch etwa fünfzehn weitere
Entwürfe waren mit in die engere Wahl gekommen
und wurden zum Ankauf empfohlen. Bei Wett-
bewerb II, Entwürfe für Menukarten, erhielt
von circa 120 Einsendungen den I. Preis (80 Mark)
wieder Robert Engels, (Düsseldorf) für seinen
Entwurf mit dem Motto: »Ein Gastmahl des
Königs«. Die Zahl der zweiten Preise ä 60 Mark
wurde auf drei erhöht. Diese erhielten: Bruno
/’s«/ (München), Motto: »Schwarz-weiss-roth« ,
Ernst Ewerbeck {München), Motto: »So«, Paul
Neuenborn (Düsseldorf) für vier Entwürfe mit
dem Motto: »Decies repetita placebit«. Auch
die Zahl der dritten Preise, ä 40 Mark, musste
auf drei erhöht werden. Diese bekamen: Carl
Spindler (Sankt Leonhard bei Boersch, Unter-
Elsass), Motto: »Tantalus«, Hans Völcker
(München), Motto: »Hähnchen« und Arpad
Schmidhammer (München), Motto: »Reigen«.
In der Concurrenz III für Politische Karika-
turen wurde der I. Preis (SoMk.) Arpad Schmid-
hammer (München), Motto: »Finger weg« zuge-
sprochen, ferner wurden drei zweite Preise zu-
erkannt an die Herren J. Carben (München),
Motto: »Staatsgewalt her, oder ich fall um!«,
Rudolf Griess (München), Motto: »Durch!« und
einem Entwürfe mit dem Motto: »Kürze ist des
Witzes Seele« (Name unbekannt). WettbewerbIV
betrafEntwürfefür Carnevalsplakate. I. Preis
Ferdinand G'ötz (München), Motto: »Schwarz-
weiss«, II. Preis Rudolf Wilke (München), Motto :
»Carneval frangaise«, zwei dritte Preise: E.
Laskowsky (Strassburg), Motto: »Maske« und
Eduard Gabelsberger (München), Motto: »Ernst
ist das Leben, heiter die Kunst«. — Die Jury
bestand aus den beiden Herrn Präsidenten der
grossen Münchener Künstlervereinigungen: Pro-
fessor Ludwig Dill (»Secession«) und Hugo
Bürgel (»Münchener Künstler-Genossenschaft«),
aus den beiden Herrn Akademie-Professoren
Marr und Franz Stuck und Herausgeber und
Redakteur der Zeitschrift „fugend“.
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Zukunftsfeuerwehr.
Von Arpad Schmidhammer.
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