Nr. 7
JUGEND
#
j»96
Die Bühne hat ihr’s angethan
Und Schiller ist ihr Gott fortan,
„Ach Fe-e-erdinand,“ so seufzt sie blos —
Sie hat Talent ganz zweifellos!
Ein Jahr Con-ser-va-to-ri-um,
Ein Preis! Nun ist der Vater stumm.
Erstes Debüt am Hoftheater
Ganz oben applaudirt der Vater.
Louise Millerin das trifft sie
Wie schön zum Beispiel nahm das Gift sie.
Dann Faustens Gretchen, auch recht
niedlich - -
Wenn schon der letzte Akt zu friedlich
Noch einen Goethe will man haben:
Als Clärchen hat man sie begraben!
D’rauf geht sie halt nach Minderstadt,
Louise gut, das Gretchen matt,
Als Clärchen fällt sie wieder durch
Und kommt hierauf nach Schundenburg.
Den Schundenburgern sie gefällt
Doch glaub ich nicht, dass sie sich hält!
Mit Dolch, mit Explosion und Dampf
Zermanscht als wie Kartoffelstampf,
Dass Alles weint vor Schmerz gerührt —
Der Anstandsdame nichts passirt!
&
Die Heldenmutter.
Gefürchtet bei der Direktion
Vielmehr noch als der Held — ihr Sohn!
Denn dieser ist noch zu erweichen,
Sie aber — sie geht über Leichen!
Maria Stuart spielt sie heut
Wie damals voller Schneidigkeit.
„Dreht man die Operngläser um.
Dann geht’s“ -- so seufzt das Publikum.
Die Kenner schrei’n: „’s ist ein Skandal,
Nehmt sie ihr weg!“ — Probiert’s
ein mal!
Die Anstandsdame.
Die Nase gross — ein wenig beinig,
Steht auf den Proben meist alleinig.
Wer wagt’s, ihr einen Kuss zu rauben?
Kein Mensch! Nun ja, das will ich
glauben!
Die Tugend ist ihr Repertoire,
Das spielt sie wirklich lebenswahr:
„Mein Herr! Sie küssen dieses Kind!?“ —
„Prinzessin flieht hier Männer sind!“ —
„Wer dringt in diesen Tempel ein?“
„Don Lopez — Ihr seid zu gemein!“
Passirt Malheur — mit feinem Takt
Hat sie’s geahnt im ersten Akt.
Mitunter hat sie zu entsagen
Und weiss mit Würde es zu tragen.
Doch wenn zum Schluss die andern
Fächer
Das Schicksal knickt mit Giftesbecher,
lio
JUGEND
#
j»96
Die Bühne hat ihr’s angethan
Und Schiller ist ihr Gott fortan,
„Ach Fe-e-erdinand,“ so seufzt sie blos —
Sie hat Talent ganz zweifellos!
Ein Jahr Con-ser-va-to-ri-um,
Ein Preis! Nun ist der Vater stumm.
Erstes Debüt am Hoftheater
Ganz oben applaudirt der Vater.
Louise Millerin das trifft sie
Wie schön zum Beispiel nahm das Gift sie.
Dann Faustens Gretchen, auch recht
niedlich - -
Wenn schon der letzte Akt zu friedlich
Noch einen Goethe will man haben:
Als Clärchen hat man sie begraben!
D’rauf geht sie halt nach Minderstadt,
Louise gut, das Gretchen matt,
Als Clärchen fällt sie wieder durch
Und kommt hierauf nach Schundenburg.
Den Schundenburgern sie gefällt
Doch glaub ich nicht, dass sie sich hält!
Mit Dolch, mit Explosion und Dampf
Zermanscht als wie Kartoffelstampf,
Dass Alles weint vor Schmerz gerührt —
Der Anstandsdame nichts passirt!
&
Die Heldenmutter.
Gefürchtet bei der Direktion
Vielmehr noch als der Held — ihr Sohn!
Denn dieser ist noch zu erweichen,
Sie aber — sie geht über Leichen!
Maria Stuart spielt sie heut
Wie damals voller Schneidigkeit.
„Dreht man die Operngläser um.
Dann geht’s“ -- so seufzt das Publikum.
Die Kenner schrei’n: „’s ist ein Skandal,
Nehmt sie ihr weg!“ — Probiert’s
ein mal!
Die Anstandsdame.
Die Nase gross — ein wenig beinig,
Steht auf den Proben meist alleinig.
Wer wagt’s, ihr einen Kuss zu rauben?
Kein Mensch! Nun ja, das will ich
glauben!
Die Tugend ist ihr Repertoire,
Das spielt sie wirklich lebenswahr:
„Mein Herr! Sie küssen dieses Kind!?“ —
„Prinzessin flieht hier Männer sind!“ —
„Wer dringt in diesen Tempel ein?“
„Don Lopez — Ihr seid zu gemein!“
Passirt Malheur — mit feinem Takt
Hat sie’s geahnt im ersten Akt.
Mitunter hat sie zu entsagen
Und weiss mit Würde es zu tragen.
Doch wenn zum Schluss die andern
Fächer
Das Schicksal knickt mit Giftesbecher,
lio