Nr. 15
JUGEND
1896
Gezeichnet von Fidus.
Der Undankbare
Der Undankbare! Wie zag er sichziert!
Wie mit verlegenem Groll
Er sich der zärtlichen Arme,
Die ihn liebkosen, erwehrt!
Wie er die schläfrigen Augen schliesst
Vor all’ dem Liebreiz und all' der Huld,
Die ihn umschmeichelt!
Warte ein Weilchen, Du Undankbarer!
Bald lebt Dir im Busen
Das rechte Verständniss,
Dann sehnst Du Dich selber
Nach weichen Armen,
Nach warmen Wangen,
Die an die Deinen
Hingebend sich schmiegen,
Und dünkst Dich ein Gott,
Wenn eine Huldin
Ihr klopfendes Herzlein
An Deines drängt!
Und wieder ein Weilchen,
Du Undankbarer:
Dann harrst Du vergeblich
Mit sehnenden Sinnen
So seliger, süsser,
Barmherziger Huld!
Dann flattern im Fluge
Die hübschen, die holden,
Die munteren Mägdlein
Vorüber an Dir,
Und weisen verwundert
Auf Dein altes, vergrämtes
Grollendes Antlitz,
Umschlingen mit Jauchzen
Der schlanken Gespielen
Geschmeidige Hüften
Und bieten die Lippen,
Die rothen, dem Liebsten
Und kosen und lachen
Und tanzen vorbei. — —
So nütze die Stunde,
Du Undankbarer!
Sie naht Dir mit solchem,
So vielfachem Segen
Nie wieder wie heut’!
W. WALTER.
242
JUGEND
1896
Gezeichnet von Fidus.
Der Undankbare
Der Undankbare! Wie zag er sichziert!
Wie mit verlegenem Groll
Er sich der zärtlichen Arme,
Die ihn liebkosen, erwehrt!
Wie er die schläfrigen Augen schliesst
Vor all’ dem Liebreiz und all' der Huld,
Die ihn umschmeichelt!
Warte ein Weilchen, Du Undankbarer!
Bald lebt Dir im Busen
Das rechte Verständniss,
Dann sehnst Du Dich selber
Nach weichen Armen,
Nach warmen Wangen,
Die an die Deinen
Hingebend sich schmiegen,
Und dünkst Dich ein Gott,
Wenn eine Huldin
Ihr klopfendes Herzlein
An Deines drängt!
Und wieder ein Weilchen,
Du Undankbarer:
Dann harrst Du vergeblich
Mit sehnenden Sinnen
So seliger, süsser,
Barmherziger Huld!
Dann flattern im Fluge
Die hübschen, die holden,
Die munteren Mägdlein
Vorüber an Dir,
Und weisen verwundert
Auf Dein altes, vergrämtes
Grollendes Antlitz,
Umschlingen mit Jauchzen
Der schlanken Gespielen
Geschmeidige Hüften
Und bieten die Lippen,
Die rothen, dem Liebsten
Und kosen und lachen
Und tanzen vorbei. — —
So nütze die Stunde,
Du Undankbarer!
Sie naht Dir mit solchem,
So vielfachem Segen
Nie wieder wie heut’!
W. WALTER.
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