Nr. 16
JUGEND
1896
An ein Mädchen
gnr Eröffnung der Ballsnison
I.
Nun will ich ernstlich mit Dir reden.
Du weisst, mein Kind, ich mein' es gut:
Vor allen Dingen meide Jeden,
Der gar nichts will und doch so thut.
Dü luirst die Zeit mit ihm verlieren,
Die Einfalt und den guten Ton,
Er wird sich mir hei Dir blamieren —
Und ihr habt Beide nichts davon.
II.
Weniger steht auf dem Spiele
Wenn ein echter Taugeniehl
Gleich erklärt, worauf er feie,
Und auch hält, was er verspricht.
Wer so planvoll, klar und ehrlich
Und reell \u Werke geht,
Ist den Damen nicht gefährlich.
Weil er %art ist und diskret.
III.
Eins war noch v or au si^i sein eben:
Tritt Dir Einer liebend nah,
Fessle ihn mit sanften Blicken,
Aber sprich nicht von Mama!
Denn sie ist so leicht \u. finden.
Wenn man sie nur recht begehrt,
Doch der Jüngling kann verschwinden,
Dass er niemals wiederkehrt.
IV.
Wenn Du jetf noch Zweifel hast,
Lenke ~ur Mama die Schritte,
Sie entscheidet, was sich passt,
Nach Gewissen, Zweck und Sitte.
Sie ist milde, brav und klug
Und sie war im selben Falle,
Als sie ihre Mutter frug;
Und die Mutier war wie alle
Mütter: weise, brav und mild
Und entschied in gleichen Sachen,
Und Du wirst ihr Ebenbild
Einst bei Deiner Tochter machen.
FERDINAND v. HORNSTI N
Wunsch
Möchte einmal noch im Leben
So recht leichten Sinnes sein,
Aller Würde mich begeben,
Jubeln in den Tag hinein.
So mit allen Fiebern lachen,
Jugendselig, thorengleich;
Einmal noch begeistert machen
Einen echten dummen Streich, a. Mo.
Zierleiste von O. Eckmann.
Am Strand
Ich liege am Strand;
Es spielen die schnellen
Muthwilligen ,Weilen,
Wie Kinder im Sand.
Ohne Rast, ohne Ruh
Sie nahen, sie necken
Und schütteln die kecken
Krauslocken dazu.
Schon netzet den Fuss
Mir einer der Wichte
Und spritzt in’s Gesichte
Den Schaum mir zum Gruss.
Und sie kichern im Chor
Und ducken sich nieder;
Doch gleich sind sie wieder
So dreist wie zuvor.
Brav, junges Geschlecht!
Nicht bangen, nicht beben!
Die Freude ist Leben,
Der Kühne hat recht.
A. Mo.
M
Den Strebern
Wie sie sich ungebärdig gebärden,
Wieder und wieder etwas zu werden,
Und fällt dabei keinem von ihnen ein —:
Die Hauptsach’ war' doch, - etwas zu sein!
ROBERT OECHSLER.
teir)
]g>uc1)
Ein selfsen^ jSuclp, Jets sie ir) i^rer) y einer),
iBerin^ler) Rindern \)ir) und Ijer bev$e^1:
\X/ie d retus so ®^1 ein cjelles Racl'jen '
Glnd miller) d runlep lj®rl
man leise
u$e ir
Rieder sind s! Icl) ej<alz> 1 ^u derr) ein
(find anderr) selber des lT)odell. Br l^ecjl
0ie eile dumme Riebe n®cl) — decl) Ireejl
Er mif p.umer seii) §>ol)ie^sed) vSill mir
stjeir
scheinen.
Cfnd 5®rne d rir) seir) ]Bild! 0ie tjelje £>lirr)
0urcl)j\ircl-)f und früb j die \S/<zmejen efu$<as
scbjmeR* •
0es dunkle c/üuej’ ^or) seinen) Glücl} er^elH-
0u \a?underliot)es F^eiltjsel, l/R)ensol)enl)iri)! ^
0® blellerl er seir) ^er^ eu^^®r der ^/ell: ^
^.elb^ren^ mil Q®ldscl}nill. Einer) Derlei) ^1)^^^
F. v. OST1N1.
250
JUGEND
1896
An ein Mädchen
gnr Eröffnung der Ballsnison
I.
Nun will ich ernstlich mit Dir reden.
Du weisst, mein Kind, ich mein' es gut:
Vor allen Dingen meide Jeden,
Der gar nichts will und doch so thut.
Dü luirst die Zeit mit ihm verlieren,
Die Einfalt und den guten Ton,
Er wird sich mir hei Dir blamieren —
Und ihr habt Beide nichts davon.
II.
Weniger steht auf dem Spiele
Wenn ein echter Taugeniehl
Gleich erklärt, worauf er feie,
Und auch hält, was er verspricht.
Wer so planvoll, klar und ehrlich
Und reell \u Werke geht,
Ist den Damen nicht gefährlich.
Weil er %art ist und diskret.
III.
Eins war noch v or au si^i sein eben:
Tritt Dir Einer liebend nah,
Fessle ihn mit sanften Blicken,
Aber sprich nicht von Mama!
Denn sie ist so leicht \u. finden.
Wenn man sie nur recht begehrt,
Doch der Jüngling kann verschwinden,
Dass er niemals wiederkehrt.
IV.
Wenn Du jetf noch Zweifel hast,
Lenke ~ur Mama die Schritte,
Sie entscheidet, was sich passt,
Nach Gewissen, Zweck und Sitte.
Sie ist milde, brav und klug
Und sie war im selben Falle,
Als sie ihre Mutter frug;
Und die Mutier war wie alle
Mütter: weise, brav und mild
Und entschied in gleichen Sachen,
Und Du wirst ihr Ebenbild
Einst bei Deiner Tochter machen.
FERDINAND v. HORNSTI N
Wunsch
Möchte einmal noch im Leben
So recht leichten Sinnes sein,
Aller Würde mich begeben,
Jubeln in den Tag hinein.
So mit allen Fiebern lachen,
Jugendselig, thorengleich;
Einmal noch begeistert machen
Einen echten dummen Streich, a. Mo.
Zierleiste von O. Eckmann.
Am Strand
Ich liege am Strand;
Es spielen die schnellen
Muthwilligen ,Weilen,
Wie Kinder im Sand.
Ohne Rast, ohne Ruh
Sie nahen, sie necken
Und schütteln die kecken
Krauslocken dazu.
Schon netzet den Fuss
Mir einer der Wichte
Und spritzt in’s Gesichte
Den Schaum mir zum Gruss.
Und sie kichern im Chor
Und ducken sich nieder;
Doch gleich sind sie wieder
So dreist wie zuvor.
Brav, junges Geschlecht!
Nicht bangen, nicht beben!
Die Freude ist Leben,
Der Kühne hat recht.
A. Mo.
M
Den Strebern
Wie sie sich ungebärdig gebärden,
Wieder und wieder etwas zu werden,
Und fällt dabei keinem von ihnen ein —:
Die Hauptsach’ war' doch, - etwas zu sein!
ROBERT OECHSLER.
teir)
]g>uc1)
Ein selfsen^ jSuclp, Jets sie ir) i^rer) y einer),
iBerin^ler) Rindern \)ir) und Ijer bev$e^1:
\X/ie d retus so ®^1 ein cjelles Racl'jen '
Glnd miller) d runlep lj®rl
man leise
u$e ir
Rieder sind s! Icl) ej<alz> 1 ^u derr) ein
(find anderr) selber des lT)odell. Br l^ecjl
0ie eile dumme Riebe n®cl) — decl) Ireejl
Er mif p.umer seii) §>ol)ie^sed) vSill mir
stjeir
scheinen.
Cfnd 5®rne d rir) seir) ]Bild! 0ie tjelje £>lirr)
0urcl)j\ircl-)f und früb j die \S/<zmejen efu$<as
scbjmeR* •
0es dunkle c/üuej’ ^or) seinen) Glücl} er^elH-
0u \a?underliot)es F^eiltjsel, l/R)ensol)enl)iri)! ^
0® blellerl er seir) ^er^ eu^^®r der ^/ell: ^
^.elb^ren^ mil Q®ldscl}nill. Einer) Derlei) ^1)^^^
F. v. OST1N1.
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