1896
JUGEND
Nr. 18
7. Drosch mit liebevollem (Eifer nieder
Auf der Neger nördliches Gefieder.
8. Bis die Biedern wimmernd und geschwollen
Schwören, daß sie's „nimmer thuen wollen".
y. Und die Neger, die vor?Schmerzen rasen,
Ziel>en,schließlich ab mit — langen Nasen.
Aus der Zeitung
München, io. April. Heute gelang es unserer rührigen Po-
lizei, zwei Studentenverbindungen abzufassen, in dem Moment,
als sie eine ihrer gewöhnlichen Paukereien begonnen hatten.
Einen der in die rohe Schlägerei Verwickelten fand man furchtbar
zerfleischt. Er hatte eine grauenhafte, zweieinhalb Centimeter lange
Hiebwunde zwischen dem linken Ohr und der Nase. Das Lokal,
in welchem die Schlächterei stattfinden sollte, war schon lange ver-
dächtig und wurde längst Tag und Nacht sorgfältig überwacht.
Ehre den wackeren Männern, welche in edlem Pflichteifer
alles aufboten, unnützes Blutvergiessen, das schon so oft schweres
Unheil über zahlreiche Familien gebracht, zu verhindern und dem
Gesetze Achtung zu verschaffen!
Wann endlich, fragen wir, wird es gelingen, diesen der Ver-
nunft, der Moral, der Religion, dem Gesetze hohnsprechenden
Unfug endgiltig auszurotten?
Berlin, io. April. Seit einer Woche schon wurde die Reichs-
hauptstadt in leichtbegreiflicher Spannung erhalten durch die An-
kündigung des Duells zwischen Herrn von M. und Herrn von L.
Namentlich in den höchsten Kreisen der Gesellschaft war das
Interesse ein äusserst lebhaftes.
Heute endlich fand das Duell statt. Herr von L. wurde durch
einen Schuss mit bewundernswerther Präcision in’s Herz getroffen
und sank todt zu Boden.
Dieser Ausgang ist um so freudiger zu begrüssen, als da-
durch dem Volke wieder einmal klar vor Augen geführt wird,
dass es doch noch eine Gerechtigkeit auf Erden gibt. Ist es doch
dadurch Herrn von M., dem so bitter verfolgten und so schwer
verleumdeten Manne endlich gelungen, vor aller Welt seine Ehre
völlig wiederherzustellen und sich von dem auf ihm lastenden
unwürdigen Verdachte gänzlich zu reinigen 1 H. G.
oayj
Briefkasten
Briefe und sonstige Sendungen, welche für uns bestimmt
sind, bitten wir lediglich „An die Redaktion der „Jugend“,
Färbergraben 24, München“ zu adressiren, nicht aber an eine be-
stimmte Persönlichkeit.
E. A. in Köln. Wir üben gegen Sie unverdiente Rück-
sicht, wenn wir Ihren Namen als den eines unverfrorenen Schrift-
stehlers höflichst verschweigen. Das Gedicht „Sascha“, für dessen
Autor Sie sich ausgeben, ist im wesentlichen nichts anderes als eine
gekürzte Verschlimmbesserung des schönen Gedichtes: „Türkische
Justiz“ von Strachwitz. Wir werden Ihr Manuskript ausnahmsweise
nicht dem Papierkorb überliefern, sondern als Curiosität unserm
Archiv einverleiben.
Herrn M. L. Berlin. Wie können Sie glauben, dass wir mit
dem alten Herrlein auf unseren Plakaten und dem Titelblatt von
Nr. 12 den Altmeister Menzel oder den verstorbenen Centrums-
führer Windthorst gemeint haben ? Das sind nur sehr oberflächliche
und zufällige Aehnlichkeiten. Einen Todten verhöhnen wir nicht in
solcher Weise und wenn wir seiner Gesinnung noch so fremd gegen-
überstehen ; einem so grossen Lebendigen, wie Menzel aber, bringen
wir wohl recht gerne einmal eine künstlerische Huldigung dar,
gewiss aber werden wir ihn nicht karrikiren. Auch die Albernheit
dürfen Sie uns nicht Zutrauen, dass wir ihn, den ewig Jungen, als
Repräsentanten grämlichen Alters hinstellen!
Gedächtnis
Das „Wiener Fremdenblatt“ schreibt in No. 32o
vom 26. November:
„Der bekannte Gedächtnislehrer Herr Christof Ludwig
Poehlmann in München hat sich mit seiner nun in zweiter
Auflage erschienenen „Gedächtnislehre“ um das „zerstreute Jahr-
hundert“ wirklich verdient gemacht. Wie wir die erste Auflage
empfohlen haben, so können wir auch von der zweiten durchaus
nur Gutes sagen. Poehlmann gibt mit seiner „Gedächtnislehre“
in der That ein der physiologischen Gehirnthätigkeit angepasstes
System. Seine Lehre zeigt uns in kurzer und dennoch leicln
verständlicher Form wie wir auf eine natürliche und ungekünstelte
Weise eine Auffassung und ein Gedächtnis heranbilden können,
die jeder Anforderung gewachsen sind.“ —- Prospect mit Zeug-
nissen nebst zahlreichen Zeitungsrecensionen gratis und franco
durch L. Pöhlmann, Weinstrasse 6/1, München A. 60.
291
JUGEND
Nr. 18
7. Drosch mit liebevollem (Eifer nieder
Auf der Neger nördliches Gefieder.
8. Bis die Biedern wimmernd und geschwollen
Schwören, daß sie's „nimmer thuen wollen".
y. Und die Neger, die vor?Schmerzen rasen,
Ziel>en,schließlich ab mit — langen Nasen.
Aus der Zeitung
München, io. April. Heute gelang es unserer rührigen Po-
lizei, zwei Studentenverbindungen abzufassen, in dem Moment,
als sie eine ihrer gewöhnlichen Paukereien begonnen hatten.
Einen der in die rohe Schlägerei Verwickelten fand man furchtbar
zerfleischt. Er hatte eine grauenhafte, zweieinhalb Centimeter lange
Hiebwunde zwischen dem linken Ohr und der Nase. Das Lokal,
in welchem die Schlächterei stattfinden sollte, war schon lange ver-
dächtig und wurde längst Tag und Nacht sorgfältig überwacht.
Ehre den wackeren Männern, welche in edlem Pflichteifer
alles aufboten, unnützes Blutvergiessen, das schon so oft schweres
Unheil über zahlreiche Familien gebracht, zu verhindern und dem
Gesetze Achtung zu verschaffen!
Wann endlich, fragen wir, wird es gelingen, diesen der Ver-
nunft, der Moral, der Religion, dem Gesetze hohnsprechenden
Unfug endgiltig auszurotten?
Berlin, io. April. Seit einer Woche schon wurde die Reichs-
hauptstadt in leichtbegreiflicher Spannung erhalten durch die An-
kündigung des Duells zwischen Herrn von M. und Herrn von L.
Namentlich in den höchsten Kreisen der Gesellschaft war das
Interesse ein äusserst lebhaftes.
Heute endlich fand das Duell statt. Herr von L. wurde durch
einen Schuss mit bewundernswerther Präcision in’s Herz getroffen
und sank todt zu Boden.
Dieser Ausgang ist um so freudiger zu begrüssen, als da-
durch dem Volke wieder einmal klar vor Augen geführt wird,
dass es doch noch eine Gerechtigkeit auf Erden gibt. Ist es doch
dadurch Herrn von M., dem so bitter verfolgten und so schwer
verleumdeten Manne endlich gelungen, vor aller Welt seine Ehre
völlig wiederherzustellen und sich von dem auf ihm lastenden
unwürdigen Verdachte gänzlich zu reinigen 1 H. G.
oayj
Briefkasten
Briefe und sonstige Sendungen, welche für uns bestimmt
sind, bitten wir lediglich „An die Redaktion der „Jugend“,
Färbergraben 24, München“ zu adressiren, nicht aber an eine be-
stimmte Persönlichkeit.
E. A. in Köln. Wir üben gegen Sie unverdiente Rück-
sicht, wenn wir Ihren Namen als den eines unverfrorenen Schrift-
stehlers höflichst verschweigen. Das Gedicht „Sascha“, für dessen
Autor Sie sich ausgeben, ist im wesentlichen nichts anderes als eine
gekürzte Verschlimmbesserung des schönen Gedichtes: „Türkische
Justiz“ von Strachwitz. Wir werden Ihr Manuskript ausnahmsweise
nicht dem Papierkorb überliefern, sondern als Curiosität unserm
Archiv einverleiben.
Herrn M. L. Berlin. Wie können Sie glauben, dass wir mit
dem alten Herrlein auf unseren Plakaten und dem Titelblatt von
Nr. 12 den Altmeister Menzel oder den verstorbenen Centrums-
führer Windthorst gemeint haben ? Das sind nur sehr oberflächliche
und zufällige Aehnlichkeiten. Einen Todten verhöhnen wir nicht in
solcher Weise und wenn wir seiner Gesinnung noch so fremd gegen-
überstehen ; einem so grossen Lebendigen, wie Menzel aber, bringen
wir wohl recht gerne einmal eine künstlerische Huldigung dar,
gewiss aber werden wir ihn nicht karrikiren. Auch die Albernheit
dürfen Sie uns nicht Zutrauen, dass wir ihn, den ewig Jungen, als
Repräsentanten grämlichen Alters hinstellen!
Gedächtnis
Das „Wiener Fremdenblatt“ schreibt in No. 32o
vom 26. November:
„Der bekannte Gedächtnislehrer Herr Christof Ludwig
Poehlmann in München hat sich mit seiner nun in zweiter
Auflage erschienenen „Gedächtnislehre“ um das „zerstreute Jahr-
hundert“ wirklich verdient gemacht. Wie wir die erste Auflage
empfohlen haben, so können wir auch von der zweiten durchaus
nur Gutes sagen. Poehlmann gibt mit seiner „Gedächtnislehre“
in der That ein der physiologischen Gehirnthätigkeit angepasstes
System. Seine Lehre zeigt uns in kurzer und dennoch leicln
verständlicher Form wie wir auf eine natürliche und ungekünstelte
Weise eine Auffassung und ein Gedächtnis heranbilden können,
die jeder Anforderung gewachsen sind.“ —- Prospect mit Zeug-
nissen nebst zahlreichen Zeitungsrecensionen gratis und franco
durch L. Pöhlmann, Weinstrasse 6/1, München A. 60.
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