DOI Heft:
Nr. 19 (9. Mai)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.3187#0298
Mistkäferschwärmerei
Ein Schmetterling flog an dem Dunghaufen vorbei, in
den sich gerade ein behäbiger Mistkäfer langsam und faul
einwühlte. „Wo willst Du hin?“ rief ihm der Käfer zu.
„Droben zum Gipfel, wo die duftenden Rosen blühen!“ er-
widerte der Falter. „Du hast wohl nicht so grosse Eile; warte
also ein wenig, bis ich alles, was ich auf dem Herzen trage,
gefragt habe. Weshalb willst Du dort hinauf? Ist’s nicht hier
auf dem duftigen Hügel ebenso schön? Höheres gibt es über-
haupt nicht! — Ich glaube gar, Du willst mich zum Narren
halten! — Was soll das eigentlich heissen, dass Du fliegst?
Kannst Du nicht ebenso kriechen, wie wir? Fliegen ist un-
natürlich ; das Normale ist kriechen: dafür habe ich den Regen-
wurm, die Schnecke und den Egel als Autoritäten. Ich könnte
es doch auch, aber thue ich’s denn? — Seid doch wie wir,
dann fehlt Euch nichts zum Glück. Ist der Dunghaufen nicht
geradezu ein Paradies?“
zur Antwort turnte er
uer bcnmetterling aber lächelte ___
sich gar nicht veranlasst — und flatterte fort; hinauf zum
Schloss, zu den duftenden Rosen.
„Was liegt denn da auf unserem Hügel?“ fragte nach
einigen Tagen der Mistkäfer die Schnecke. „Ich glaube gar
das ist der Schmetterling von vor-
gestern. Das hat er nun von sei-
nem unnatürlichem Leben! Wes-
halb musste er auch
fliegen, wo ein verstän-
diges Thier kriecht,
hübsch bedächtig kriecht?
Eigensinniges Geschöpf!
Jetzt ist er draussen erfroren,
während wir warm in unserem
Mist gesessen haben. Ich kann
ihn gar nicht einmal bemitleiden:
er hat ja sein Unglück selbstver-
schuldet!“ L. WETZLAR.
Ist der photographische Zukunftsapparat.
Ebenso unentbehrlich als eine gutgehende Uhr.
£p vüpdlaei vottenvTafe&sVicM |e- u. enWaden.
Geladen für 12 haarscharfe Bilder 4:5 cm; mitMoment-
und Zeit-Verschluss; Grösse 6 : 7 10 cm, Gewicht 175 gr.
Preis 2i Mk.
Probebild und Liste kostenfrei.
Durch jede Handlung photogr. Artikel oder
direct von Eastman’s Vertreter
Romain Talbot,
Berlin. C, Kaiser Wilhelm-Str. 46, Berlin. C.
Ein Schmetterling flog an dem Dunghaufen vorbei, in
den sich gerade ein behäbiger Mistkäfer langsam und faul
einwühlte. „Wo willst Du hin?“ rief ihm der Käfer zu.
„Droben zum Gipfel, wo die duftenden Rosen blühen!“ er-
widerte der Falter. „Du hast wohl nicht so grosse Eile; warte
also ein wenig, bis ich alles, was ich auf dem Herzen trage,
gefragt habe. Weshalb willst Du dort hinauf? Ist’s nicht hier
auf dem duftigen Hügel ebenso schön? Höheres gibt es über-
haupt nicht! — Ich glaube gar, Du willst mich zum Narren
halten! — Was soll das eigentlich heissen, dass Du fliegst?
Kannst Du nicht ebenso kriechen, wie wir? Fliegen ist un-
natürlich ; das Normale ist kriechen: dafür habe ich den Regen-
wurm, die Schnecke und den Egel als Autoritäten. Ich könnte
es doch auch, aber thue ich’s denn? — Seid doch wie wir,
dann fehlt Euch nichts zum Glück. Ist der Dunghaufen nicht
geradezu ein Paradies?“
zur Antwort turnte er
uer bcnmetterling aber lächelte ___
sich gar nicht veranlasst — und flatterte fort; hinauf zum
Schloss, zu den duftenden Rosen.
„Was liegt denn da auf unserem Hügel?“ fragte nach
einigen Tagen der Mistkäfer die Schnecke. „Ich glaube gar
das ist der Schmetterling von vor-
gestern. Das hat er nun von sei-
nem unnatürlichem Leben! Wes-
halb musste er auch
fliegen, wo ein verstän-
diges Thier kriecht,
hübsch bedächtig kriecht?
Eigensinniges Geschöpf!
Jetzt ist er draussen erfroren,
während wir warm in unserem
Mist gesessen haben. Ich kann
ihn gar nicht einmal bemitleiden:
er hat ja sein Unglück selbstver-
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Berlin. C, Kaiser Wilhelm-Str. 46, Berlin. C.