Nr. 20
JUGEND
1896
An den Leichtsinn
Göttlicher Leichtsinn!
Blühender Knabe!
Kommst du mir endlich,
Da es zu spät!
Siehst mir in’s Auge
Mit schelmischem Lachen,
Während die Seele
In Thränen steht!
Schnürst mir das Bündel
Froh und behende
— Gegen die Sorge
Ein selig Gewicht —
Da das Gemüth mir
Das greisenhafte
Bloss von Erinn’rung
Zusammenbricht.
Wärst du gekommen,
Eh’ der Gedanke
Die Stirn mir durchfurchte
Mit emsigem Pflug,
Zeitig am Morgen
Als ich noch träumte,
Was hilft dem Wachen
Dein holder Betrug!
Hätt’ ich die Kraft nur,
Dir noch zu folgen,
Gerne betrog’ ich
Dich selbst im Spiel,
Kehrte zum Scheine
Zu deiner Thorheit
Einmal zurück noch
Am nahen Ziel.
Göttlicher Leichtsinn!
Blühender Knabe!
Schon ist mir freier,
Seit ich dich sah.
Wenn ich der Lockung
Noch widerstanden,
Locke nur weiter!
Bleibe nur da!
FERDINAND VON HORNSTEIN.
Jugendlied
Die Brust von Glück so voll,
Ich möchte jauchzen toll —
O stürmisches Blut!
Lenzeszeit, Maienzeit, wachsende Gluth!
Ob in mir Liebe blüht?
Ob mir der Mai durchglüht
Die schwellende Brust?
Maienzeit, Liebeszeit, alles ist Lust.
Mein Arm ist kraftgeschwellt,
Ich zwinge Dich, Blüthenwelt,
Du sonniges Sein:
Liebesglück, Maienglück, alles ist mein!
OTTO VON LEIXNER.
Nach dem Regen
Grauer Nebel am Waldesrand,
Wäss’riger Himmel darüber gespannt.
Hinten die Kirchthurmspitze,
Und ein Storchnest im Scheunengebälk.
Eine Pappel, struppig und welk,
Spiegelt sich in der Pfütze.
Heber die kotige Landstrasse her
Tönt’s, wie das Knarren von Rädern . . .
Nur eine Krähe krächzt laut und schwer
Drüben, — und putzt sich die Federn. —
L. LESSEN.
318
JUGEND
1896
An den Leichtsinn
Göttlicher Leichtsinn!
Blühender Knabe!
Kommst du mir endlich,
Da es zu spät!
Siehst mir in’s Auge
Mit schelmischem Lachen,
Während die Seele
In Thränen steht!
Schnürst mir das Bündel
Froh und behende
— Gegen die Sorge
Ein selig Gewicht —
Da das Gemüth mir
Das greisenhafte
Bloss von Erinn’rung
Zusammenbricht.
Wärst du gekommen,
Eh’ der Gedanke
Die Stirn mir durchfurchte
Mit emsigem Pflug,
Zeitig am Morgen
Als ich noch träumte,
Was hilft dem Wachen
Dein holder Betrug!
Hätt’ ich die Kraft nur,
Dir noch zu folgen,
Gerne betrog’ ich
Dich selbst im Spiel,
Kehrte zum Scheine
Zu deiner Thorheit
Einmal zurück noch
Am nahen Ziel.
Göttlicher Leichtsinn!
Blühender Knabe!
Schon ist mir freier,
Seit ich dich sah.
Wenn ich der Lockung
Noch widerstanden,
Locke nur weiter!
Bleibe nur da!
FERDINAND VON HORNSTEIN.
Jugendlied
Die Brust von Glück so voll,
Ich möchte jauchzen toll —
O stürmisches Blut!
Lenzeszeit, Maienzeit, wachsende Gluth!
Ob in mir Liebe blüht?
Ob mir der Mai durchglüht
Die schwellende Brust?
Maienzeit, Liebeszeit, alles ist Lust.
Mein Arm ist kraftgeschwellt,
Ich zwinge Dich, Blüthenwelt,
Du sonniges Sein:
Liebesglück, Maienglück, alles ist mein!
OTTO VON LEIXNER.
Nach dem Regen
Grauer Nebel am Waldesrand,
Wäss’riger Himmel darüber gespannt.
Hinten die Kirchthurmspitze,
Und ein Storchnest im Scheunengebälk.
Eine Pappel, struppig und welk,
Spiegelt sich in der Pfütze.
Heber die kotige Landstrasse her
Tönt’s, wie das Knarren von Rädern . . .
Nur eine Krähe krächzt laut und schwer
Drüben, — und putzt sich die Federn. —
L. LESSEN.
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