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Nr. 23

JUGEND

1896

Iugenöklang

Hem klingr's wie Lerchenlieder
Durch meine Traurigkeit.

Rchrst du mir niemals wieder
(!) meine Jugendzeit V

(!) schmerzlich süßes Sehnen
Im goldigen Frührorhgianz!

(!) zärtlich heiße Thranen
vlach durchgestürmtem Tanz!

(!) weltengroß' Umfassen!

(D werdesüßer Drang!

(!) jubelndes verprassen
Die Maiennächte lang!

(!) seliges Erbarmen
Inmitten Hohn und Spott!

Die Welt in deinen Armen,

(!) Teufel du und Gott!

(!) Morgensonnenrhaler!

(!) Fernen ahndevoll I
(!) schwärmender Pennäler!

(!) Herz so voll und roll!

Heut klingr's wie Lerchenlieder
Durch meine Traurigkeit.

Rchrst du mir niemals wieder,

O meine Jugendzeit i max lfALBE

Frühlingsfeier

Blattgeriesel der Weiden,

Klingend plaudert der Bach.

Hirten jodeln und schneiden
Flötenholz. In den Haiden
Grünt es gemach.

Schluchzend zur Wellenreise
Weidenflötengetön.

Dumpfe, selige Weise:

Träumend mahnt sie mich leise —
Frühling ist schön!

Knospenschimmernder Schleier

Senkt sich zart auf den VI ald.
Zitternd klingt meine Leier
Lieder der Veilchenfeier
Frühling ist bald!

Strecke selig die Hände
Sehnend dem Lichte zu.

Süss ist Deine Legende,

Frühling; o dass ich fände
In Dir die Ruh!

MAURICE VON STERN.

Zeichnung von R. Engels (Düsseldorf .

Verführung

Der Tag, der schwüle,
verblasst und nun
An dieser Düble
Wegehrt zu ruh'n,

Mas sich ergehen
Dem Fest der Lust.

Dun schnjiegt mit Weben
Sich Wrust au Wrust.

Ls hebt der Dachthauch
Die Schwingen weit:

„Mer lieht, der wacht auch
Lu dieser Leit!" . . .

Lr Küsst die Melle
Lind sie ergibt
Sich ihm zur Stelle,

Mcii sie ihn licht. .

© grosses Feiern!

© schönste Dachl!

Dun wird entschleiern
Sich alle Pracht,

Die Tag's verborgen
An Lweiteln lag,

An Angst und Sorgen —

Aetzt wird es Tag!

Still stösst vom Strande
Lin schwankes Woot —
Verlässt die Lande
Der Mörder Tod?

Lr ward vergebens
Dtcrhcr bestellt:

Der Gott des Lebens
Wcherrscht die Mell!

Melch' stürmisch Flüstern
Den Gang entlang? —

Mer liebt so lüstern? —

Mas seutzt so bang? —

Lin Diegchörtes
Dort nun dein ©hr —

Mic Gilt bethört cs —:

Mas gehl hier vor?! —

Der Sinn der Töne
Asl mir bekannt,

D'rum gib', du Schöne,

Mir deine Dand:

Der ich zu rühren
Dein Dcrz verstand,

Ach will dich lübrcn
An's Munderland!

Mit süssem Schauder»

Deisst du dich los. . .

Mas htllt dein Landern?

Dir kiel dein Loos!

Die Slimmcn schweigen -
Ls licht, wer wacht . . .

Du wirst mein eigen
Doch diese Dacht! . . .

JOHN HENRY MACKAY.

;6r
Register
Robert Engels: Zierleiste
Max Halbe: Jugendklang
Maurice Reinhold v. Stern: Frühlingsfeier
John Henry Mackay: Verführung
 
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