Mein Kerz ist gar ein stolzes Schloss
Mit Giebeln und mit Zinnen,
Da thürmt Geschoss sich auf Geschoss
Hat prächt’ge Säle innen.
Das Thor ist offen Tag und Nacht,
Kein Gitter sperrt die Brücke —
Ein Postillon hält Schildewacht
Und bläst die schönsten Stücke.
Und d’rin ist immer Spiel und Tanz,
Bei Geige, Bass und Flöte,
Von der Frau Venus erstem Glanz
Bis zu der Morgenröthe.
Man singt und tollt nach Herzenslust,
Man schmaust und pokuliret:
Da gibPs kein herrisches „Du musst“,
Dieweil sich Keiner zieret.
Es führt ein jeder Treppengang
In hundert lausch’ge Zimmer.
In jedem Zimmer tönt Gesang,
Glüht zauberhafter Schimmer.
M o,
Und ruht auf seid’nem Polster fein
Bei rother Ampel Blinken
Ein wunderschönes Mägdulein
Gewärtig meinen Winken.
Die eine lockt der Vöglein Schaar
Und streut den frömmsten Krumen.
Die andre kämmt ihr Rabenhaar
Und zieht die rarsten Blumen.
Die dritP und vierte spielen Brett,
Die fünfte schlägt die Zither —
Die sechste stickt ein Amulet
Für ihren Herzensritter . . .
Ein einz’ges Zimmer grad’ ist leer.
Gibt’s denn so wenig Frauen?
Mein Kind, kommst recht des Weges her
Willst’s nicht einmal beschauen?...
CONRAD ALBER TI.
Für die „Jugeud“ gezeichnet von Otto Eckmann.
397
Mit Giebeln und mit Zinnen,
Da thürmt Geschoss sich auf Geschoss
Hat prächt’ge Säle innen.
Das Thor ist offen Tag und Nacht,
Kein Gitter sperrt die Brücke —
Ein Postillon hält Schildewacht
Und bläst die schönsten Stücke.
Und d’rin ist immer Spiel und Tanz,
Bei Geige, Bass und Flöte,
Von der Frau Venus erstem Glanz
Bis zu der Morgenröthe.
Man singt und tollt nach Herzenslust,
Man schmaust und pokuliret:
Da gibPs kein herrisches „Du musst“,
Dieweil sich Keiner zieret.
Es führt ein jeder Treppengang
In hundert lausch’ge Zimmer.
In jedem Zimmer tönt Gesang,
Glüht zauberhafter Schimmer.
M o,
Und ruht auf seid’nem Polster fein
Bei rother Ampel Blinken
Ein wunderschönes Mägdulein
Gewärtig meinen Winken.
Die eine lockt der Vöglein Schaar
Und streut den frömmsten Krumen.
Die andre kämmt ihr Rabenhaar
Und zieht die rarsten Blumen.
Die dritP und vierte spielen Brett,
Die fünfte schlägt die Zither —
Die sechste stickt ein Amulet
Für ihren Herzensritter . . .
Ein einz’ges Zimmer grad’ ist leer.
Gibt’s denn so wenig Frauen?
Mein Kind, kommst recht des Weges her
Willst’s nicht einmal beschauen?...
CONRAD ALBER TI.
Für die „Jugeud“ gezeichnet von Otto Eckmann.
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