Nr. 25
1896
- JUGEND '
% Am Sie Statur
Auf der Lreuchtthurmsmole
Gicht. frwgff du mich — du riefst mich aus dem
Gichcs,
Allcw'ge, auf zu dir in's Reich des Lichts;
Gacur, du kannst dein eig'nes Werk nicht Haffen:
So nimm mich hin und schalte frei mit mir!
Ich bin dein Rind, zutraulich folg' ich dir
Bis in der Gterncmvclten fernste Gaffen —
Ich bin dein Werk, du kannst mich nicht verlaffen!
JULIUS LOHMEYER.
Zeichnung von R. Hoberg.
Schaumig kommen die Wogen all,
Schimmernd im Abendscheine;
Plätschernd klettert der Wasserschwall
Zwischen die schlüpfrigen Steine.
Möven kreisen am Molenthurm;
Ueber die hohe Mauer
Jagt zuweilen der Frühlingssturm
Blitzende Tropfenschauer.
Aengstlich bleiben die Mädchen steh’n,
Wollen nicht weiter wandern,
Wenn sie den klatschenden Regen seh’n, —
Lachend winken die andern.
Eilig während der Zwischenzeit,
Wo sich die Wogen verschnaufen,
Kommen sie, zierlich gerafft das Kleid,
Ueber die Mole gelaufen.
Ihre Hüte von gelbem Stroh
Baumeln an langem Bande.
Pfeifend schlendert ein Studio
Grade zurück zum Strande.
Lustig flattert der Mädchen Haar
Bei dem hastigen Rennen;
Aus der übermüthigen Schaar
Scheint er eine zu kennen.
Stille steht er, zurückgewandt
Sieht er sie neckisch winken. —
Ihm zu Häupten am Mauerrand
Drohend die Wasser blinken.
Lachen sieht er das böse Weib,
Auf ihn zeigen und spotten,-
Keinen trock’nen Faden am Leib,
Muss er nach Hause trotten. — a. rehtz.
QO
Dorfabendstille
Still ist’s im Dorf. — Der Arbeit Lärmen schweigt,
Verträumt rauscht sacht der Brunnen seine Weise;
Die graue Dämm’rung durch die Gärten schleicht,
Auf hohem Schlage girrt ein Tauber leise.
An ferner Bergwand hängt Gewölke schwer.
Ein brand’ger Dunst schwelt aus der Schmiede beizend.
Ein später Falter fliegt die Gasse her,
Die sonnenmüden Flügel lautlos spreizend.
Aus einer Scheune klingt ein altes Lied:
Wie sich zum Hass wand Liebe und zum Leide
Und durch die abendstumme Weite zieht
. -- - -- /
W. MÜLLER-WEILBURG.
Ein Mädchen weiss ich in dieser Stadt;
Das liebt sich von Herzen mit manchem Knaben.
Und ob sie den Besten zum Liebsten hat,
Sie muss ihren Liebsten zum Besten haben. R
Die Nacht ihr Zelt von duft’ger blauer Seide.
Begriffstützig
Dass uns die Liebe den Verstand verdreht,
Darüber kann uns jede Maid belehren:
Wenn sich ein Liebespaar schon längst versteht,
Muss Er sich immer eigens noch — erklären. x. y.
Zeichnung von R. Hoberg.
1896
- JUGEND '
% Am Sie Statur
Auf der Lreuchtthurmsmole
Gicht. frwgff du mich — du riefst mich aus dem
Gichcs,
Allcw'ge, auf zu dir in's Reich des Lichts;
Gacur, du kannst dein eig'nes Werk nicht Haffen:
So nimm mich hin und schalte frei mit mir!
Ich bin dein Rind, zutraulich folg' ich dir
Bis in der Gterncmvclten fernste Gaffen —
Ich bin dein Werk, du kannst mich nicht verlaffen!
JULIUS LOHMEYER.
Zeichnung von R. Hoberg.
Schaumig kommen die Wogen all,
Schimmernd im Abendscheine;
Plätschernd klettert der Wasserschwall
Zwischen die schlüpfrigen Steine.
Möven kreisen am Molenthurm;
Ueber die hohe Mauer
Jagt zuweilen der Frühlingssturm
Blitzende Tropfenschauer.
Aengstlich bleiben die Mädchen steh’n,
Wollen nicht weiter wandern,
Wenn sie den klatschenden Regen seh’n, —
Lachend winken die andern.
Eilig während der Zwischenzeit,
Wo sich die Wogen verschnaufen,
Kommen sie, zierlich gerafft das Kleid,
Ueber die Mole gelaufen.
Ihre Hüte von gelbem Stroh
Baumeln an langem Bande.
Pfeifend schlendert ein Studio
Grade zurück zum Strande.
Lustig flattert der Mädchen Haar
Bei dem hastigen Rennen;
Aus der übermüthigen Schaar
Scheint er eine zu kennen.
Stille steht er, zurückgewandt
Sieht er sie neckisch winken. —
Ihm zu Häupten am Mauerrand
Drohend die Wasser blinken.
Lachen sieht er das böse Weib,
Auf ihn zeigen und spotten,-
Keinen trock’nen Faden am Leib,
Muss er nach Hause trotten. — a. rehtz.
QO
Dorfabendstille
Still ist’s im Dorf. — Der Arbeit Lärmen schweigt,
Verträumt rauscht sacht der Brunnen seine Weise;
Die graue Dämm’rung durch die Gärten schleicht,
Auf hohem Schlage girrt ein Tauber leise.
An ferner Bergwand hängt Gewölke schwer.
Ein brand’ger Dunst schwelt aus der Schmiede beizend.
Ein später Falter fliegt die Gasse her,
Die sonnenmüden Flügel lautlos spreizend.
Aus einer Scheune klingt ein altes Lied:
Wie sich zum Hass wand Liebe und zum Leide
Und durch die abendstumme Weite zieht
. -- - -- /
W. MÜLLER-WEILBURG.
Ein Mädchen weiss ich in dieser Stadt;
Das liebt sich von Herzen mit manchem Knaben.
Und ob sie den Besten zum Liebsten hat,
Sie muss ihren Liebsten zum Besten haben. R
Die Nacht ihr Zelt von duft’ger blauer Seide.
Begriffstützig
Dass uns die Liebe den Verstand verdreht,
Darüber kann uns jede Maid belehren:
Wenn sich ein Liebespaar schon längst versteht,
Muss Er sich immer eigens noch — erklären. x. y.
Zeichnung von R. Hoberg.