Zeichnung von J. Exter.
1896
JUGEND
Nr. 30
„Ach — Du bist wohl neu? . . .“ war die Antwort —
„das ist gegen die Fliegen.“ —
„Gegen die Fliegen? Gibt es denn im Himmel solche?“
„Ja gewiss; — das sind die Seelen der Verdammten. Die
müssen nun immer draussen bleiben und können nicht durch zu
ihren Körpern, die an der andern Seite des Gitters in des Him-
mels Herrlichkeit sind und immer auf ihre Seelen warten.“ -
„Das muss ja ein furchtbarer Zustand sein! . . .“ meinte
Max Christoph.
„Ja“, sagte der Engel — „das ist eben die Strafe!“
„Erbarmt sich denn keiner von Euch und bringt einem
armen Körper seine Seele hin?“
„Oh ja — das kommt wohl vor; aber — Du weisst ja
Fliegen sind schwer zu fangen, und so vergehen oft
Tausende von Jahren, ehe ein Körper seine Seele erhält.“
„Kann ich nun wohl hinein?“ fragte Max Chsistoph.
„Gewiss“, sagte der Engel, „komm!“ —
Er nahm ihn an der Hand und führte ihn durch’s Gitter.
Max Christoph stand wie geblendet. Er rieb sich die
Augen und rieb sie nocheinmal, und dann sagte erblos: „Oh!“
Wie schön das war!
Er sah die wundervollsten Farbentöne. — Das schillerte
wie Perlmutter, und die prachtvollsten Blitze — blaugrün,
und feuerroth — hingen an silbernen Stäben, die ein weicher
Hauch bewegte, dass es aussah, als wechselten sie fortwährend
die Farben.
Eine grosse Fontäne sah er springen — mit Wasser,
welches messendes Crystall zu sein schien, darin allerlei
Fische schwammen, welche wundersame Melodien sangen.
Palmen, die voll von duftenden Blüthen hingen. — Und
zwischen Allem hindurch wandelte eine grosse Schaar plau-
dernder Gestalten.
„Ich grüsse Dich! . .“ sagte da plötzlich eine Stimme
neben ihm, und gleichzeitig fühlte er etwas Feuchtes in
seiner Hand.
Etwas erschrocken, wandte sich Max Christoph um. —
„Tello, mein lieber, alter Tello, . . . wie freue ich mich!“
Er sah seinen alten Jagdhund stehen.
„Wie lange bist Du schon hier oben? Wie schön, dass
Du sprechen kannst!“ Und er klopfte Tello’s Rücken.
1896
JUGEND
Nr. 30
„Ach — Du bist wohl neu? . . .“ war die Antwort —
„das ist gegen die Fliegen.“ —
„Gegen die Fliegen? Gibt es denn im Himmel solche?“
„Ja gewiss; — das sind die Seelen der Verdammten. Die
müssen nun immer draussen bleiben und können nicht durch zu
ihren Körpern, die an der andern Seite des Gitters in des Him-
mels Herrlichkeit sind und immer auf ihre Seelen warten.“ -
„Das muss ja ein furchtbarer Zustand sein! . . .“ meinte
Max Christoph.
„Ja“, sagte der Engel — „das ist eben die Strafe!“
„Erbarmt sich denn keiner von Euch und bringt einem
armen Körper seine Seele hin?“
„Oh ja — das kommt wohl vor; aber — Du weisst ja
Fliegen sind schwer zu fangen, und so vergehen oft
Tausende von Jahren, ehe ein Körper seine Seele erhält.“
„Kann ich nun wohl hinein?“ fragte Max Chsistoph.
„Gewiss“, sagte der Engel, „komm!“ —
Er nahm ihn an der Hand und führte ihn durch’s Gitter.
Max Christoph stand wie geblendet. Er rieb sich die
Augen und rieb sie nocheinmal, und dann sagte erblos: „Oh!“
Wie schön das war!
Er sah die wundervollsten Farbentöne. — Das schillerte
wie Perlmutter, und die prachtvollsten Blitze — blaugrün,
und feuerroth — hingen an silbernen Stäben, die ein weicher
Hauch bewegte, dass es aussah, als wechselten sie fortwährend
die Farben.
Eine grosse Fontäne sah er springen — mit Wasser,
welches messendes Crystall zu sein schien, darin allerlei
Fische schwammen, welche wundersame Melodien sangen.
Palmen, die voll von duftenden Blüthen hingen. — Und
zwischen Allem hindurch wandelte eine grosse Schaar plau-
dernder Gestalten.
„Ich grüsse Dich! . .“ sagte da plötzlich eine Stimme
neben ihm, und gleichzeitig fühlte er etwas Feuchtes in
seiner Hand.
Etwas erschrocken, wandte sich Max Christoph um. —
„Tello, mein lieber, alter Tello, . . . wie freue ich mich!“
Er sah seinen alten Jagdhund stehen.
„Wie lange bist Du schon hier oben? Wie schön, dass
Du sprechen kannst!“ Und er klopfte Tello’s Rücken.